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"Alle Anderen" - Preisgekrönter Beziehungsfilm

Ein junges Paar fährt nach Sardinien, weg vom Alltag, weg von den Sorgen und Ängsten, die vor allem den angehenden Architekten Chris plagen. Doch so leicht wird man den Ballast nicht los - und die Beziehung wird bei zahlreichen Streitigkeiten und den Versuchen, nicht wie alle anderen zu sein, auf eine harte Probe gestellt. Bilder | Trailer | Interview

AlleAnderen” ist auch der Titel der in Berlin mit dem Großen Preis der Jury ausgezeichneten Beziehungsstudie der jungen deutschen Regisseurin Maren Ade. In der Hauptrolle neben Lars Eidinger ist die ebenfalls preisgekrönte Oberösterreicherin Birgit Minichmayr zu sehen – ab 26. Juni im Kino.

Geprägt ist die Stimmung bei Chris und Gitti von Unsicherheit im Umgang miteinander. “Findest du mich eigentlich männlich?”, fragt er und erhält nur zögerlich eine Antwort. Gitti ist sich zur gleichen Zeit über ihre Rolle nicht ganz im Klaren, beginnt zu klammern und ärgert sich gleichzeitig über Chris’ Gleichgültigkeit. Die Zerrissenheit ihrer Figur konnte die 31-jährige Minichmayr, die dafür bei der Berlinale mit dem Silbernen Bären ausgezeichnet wurde, gut nachvollziehen: “Mich hat meine Figur unglaublich fasziniert, wenn sie anfängt, ihr Verhalten für ihren Freund zu verändern und jemand anderer sein zu wollen – das kenne ich selber sehr gut. Man denkt, man wird durch diese Veränderungen sicherer, aber in Wirklichkeit entfernt es einen immer mehr von einem selbst.”

Stein des Anstoßes ist bei Chris und Gitti das Treffen mit einem befreundeten Paar (Hans-Jochen Wagner, Nicole Marischka). Chris – von Ade unentschlossen und schwächlich gezeichnet, trotzdem aber immer auf das spießige Ferienhaus der Eltern herabblickend – bewundert das dominante Gehabe des Schulfreundes, lässt sich bei einem Grillabend provozieren und von Gitti in Schutz nehmen, fühlt sich dabei aber auch von ihr gedemütigt. Von nun an versucht Gitti mit aufgesetzter Unterwürfigkeit, Chris nicht zu verlieren – und entfernt sich zusehends.

Eine Szene mit Grönemeyers “Ich hab dich lieb” wirkt ironisch und schmerzhaft zugleich, erinnert in ihrer formalen Konsequenz an einen Robbie-Williams-Einsatz in Valeska Grisebachs Film “Sehnsucht” und macht die Stärke von Maren Ades Inszenierung deutlich. Man mag sich hin und wieder nämlich noch so sehr über das selbstverliebte und hilflose Mittelschicht-Pärchen, das sich ohne materielle Sorgen in einem reinen Befindlichkeitsdilemma befindet, ärgern – Ade dringt mit ihrer beobachtenden Art auch tief in die private Krise, den Geschlechterkampf, die Probleme einer Generation ein.

Nach ihrem schon viel beachteten Drama “Der Wald vor lauter Bäumen” (2005) gelang der Regisseurin, die auch das Drehbuch verfasst hat, erneut eine fesselnde Studie, weit weg von einem Landschafts- und viel mehr aufgehend in einem Schauspielkino. Die an der Burg geeichte Minichmayr spielt mit vielschichtiger Vehemenz und beweist einmal mehr ihr eindrucksvolles Können, Schaubühnen-Star Eidinger hält auf seine Weise durchaus stark dagegen. Ob der fast zweistündige Film breitenwirksam ist, lässt sich schwer sagen; allein das Thema, die Auszeichnungen und das äußerst gelungene Plakat dürften aber wohl für einiges Interesse sorgen.

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