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Alkopops: Wird Wien zum "Rauscheldorado"?

Diskussion um alkoholische Mixgetränke artet aus - ÖVP fordert Warnhinweise - Grüne wollen Steuererhöhung und für die FPÖ ist Wien das "Rauscheldorado Österreichs".

Die Wiener Volkspartei sieht eine problematische Entwicklung des Alkoholkonsums bei Kindern und Jugendlichen. Besonders Mixgetränke mit Schnaps – so genannte „Alkopops“ – seien bei Jugendlichen sehr beliebt. Der baldige Schulbeginn sei Anlass, das Problembewusstsein aller Beteiligten zu fördern, sagte der Drogensprecher der Wiener ÖVP, Gerhard Pfeiffer, in einer Pressekonferenz am Montag.

Schmecken nicht nach Alkohol

Der durch Süßstoffe und Aromen geprägte Geschmack von „Alkopops“ überdecke den bitteren Geschmack von Alkohol, so dass auch Kinder diese Mischgetränke „wie Limonade“ trinken können. Pfeiffer verwies auch auf den Kindergesundheitsbericht aus dem Jahr 2000: Demnach trinken 27 Prozent der Wiener Mädchen und 38 Prozent der Burschen im Alter von 15 Jahren wöchentlich Alkohol. Pfeiffer ortet Handlungsbedarf, denn „Alkopops wenden sich an Kinder und Jugendliche“.

Pfeiffers größter Vorwurf an die Getränkeindustrie: „Die Alkopops-Flaschen maskieren den Alkohol“. Doch auch die Politik habe, so der Drogensprecher, einiges verabsäumt. So wirft er dem Wiener Jugendschutzgesetz ein fehlendes Abgabeverbot für alkoholische Getränke vor.

Warnhinweise auf Flaschen

Pfeiffer präsentierte weiters einige Vorschläge für ein Maßnahmenpaket. Eine „Demaskierung“ solle über den Inhalt von Alkohol und dessen Folgen informieren. Das könne etwa durch Anbringung von auffälligen Warnhinweisen auf den Flaschen – ähnlich denen auf Zigarettenpackungen – erreicht werden. Auch eine Sondersteuer für in Flaschen oder Dosen abgefüllte RTD (Ready to Drink)-Getränke sei denkbar. Doch vor allem eine Änderung des Wiener Jugendschutzgesetzes dahingehend, dass auch die Abgabe von alkoholischen Getränken im Handel an Jugendliche untersagt werde, sei laut Pfeiffer eine wichtige Maßnahme.

Jugendanwaltschaft gegen Verbot

Gegen ein Verkaufsverbot von so genannten Alkopos an über 16-jährige Jugendliche haben sich am Montag die Wiener Jugendanwälte Monika Pinterits und Anton Schmid ausgesprochen. Die Wiener Jugendanwälte kritisierten, dass in Sachen Alkopops eine „sinnlose Anlassgesetzgebung“ gefordert werde. In ihrer Aussendung versuchten sie aufzuzeigen, was Jugendliche über 16 Jahren jetzt schon dürfen: In der Auflistung findet sich die freie Wahl der Religion, aber auch die Strafmündigkeit oder die Möglichkeit, in Bergwerken unter Tag und in Steinbrüchen zu arbeiten.

„Vielleicht sollten politisch Verantwortliche und gutgläubige Experten vorerst nachdenken, bevor sie sinnlose Verbote für Jugendliche fordern und verstärkt über Prävention nachdenken (lassen)“, so Pinterits und Schmid. Sinnvolle Maßnahmen wären ihrer Ansicht nach massive Steuererhöhung auf Alkopops, strengere Kontrolle des Jugendschutzgesetzes und ein Abgabeverbot an unter 16-Jährige auch im Handel.

Wien wird “Rauscheldorado Österreichs”

Für Karin Landauer, nicht amtsführende Stadträtin der Wiener FPÖ, entwickelt sich Wien immer mehr zum „Rauscheldorado Österreichs“. Sie sprach sich dafür aus, nach Vorarlberger Vorbild Aufkleber für Supermärkte, Lokale und Tankstellen einzuführen, wonach an unter 16-Jährige kein Alkohol abgegeben wird.

Grüne wollen höhere Steuern

Für die Wiener Grünen forderte Gesundheitssprecherin Sigird Pilz eine Steuererhöhung für Mixgetränke auch auf Wein- und Bierbasis. „Alkopops müssen für die Hersteller zum unattraktiven Geschäft gemacht werden“, betonte sie. Warnaufschriften würden dagegen nur sehr kurzlebige Erfolge zeigen.

Grossmann forderte wirksame Sanktionen bei Verstößen gegen die Jugendschutzgesetze. „Neben Geldstrafen und Entzug der Gewerbeberechtigung, sollte bei gravierenden Verstößen auch die Betriebsstättengenehmigung entzogen werden, um zu verhindern, dass ein neuer gewerberechtlicher Geschäftsführer das Lokal weiterführt“, betonte sie.

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