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Albright: Bushs Irak-Politik "großer Fehler"

Deutliche Kritik an der Irak-Politik von US-Präsident George W. Bush hat die frühere amerikanische Außenministerin Madeleine Albright geübt.

Eine Präsentation ihrer Memoiren „Madam Secretary“ in Washington nützte die Demokratin und ehemalige UNO-Botschafterin der USA zu einem Rundumschlag gegen die Politik der derzeitigen republikanischen Administration. Albright betonte, dass die UNO-Inspektoren vor dem Krieg bei der Suche nach Waffen „gute Arbeit“ geleistet hätten. „Jetzt bin ich besorgt, dass die irakischen Waffen möglicherweise in die Hand von Terroristen gefallen sind.“

Während der Clinton-Ära sei der irakische Staatschef Saddam Hussein „unter Kontrolle“ gewesen, sagte Albright. Durch die Flugverbots-Zonen im Norden und Süden des Irak und die UNO-Sanktionen und Inspektionen war laut der Ex-Ministerin der irakische Diktator „eine Gefahr, aber keine unmittelbare Bedrohung“. Das Vorgehen von US-Präsident Bush hingegen sei „ein großer Fehler“, attackierte sie den derzeitigen Präsidenten scharf.

Im Irak herrsche nun Chaos. Obwohl eine Verbindung des irakischen Regimes zu Terrorgruppen vor dem Krieg nicht sicher gewesen sei, bestehe diese nun nach dem Einmarsch der US-Armee: „Der Irak ist jetzt ein Tummelplatz für alle Gruppen, die uns (die USA, Anm.) hassen.“ Demokratie könne man nicht erzwingen, sondern Demokratisierung sei ein langwieriger Prozess, der von der Bevölkerung selber getragen werden müsse.

Allerdings wandte sich die ehemalige Chefdiplomatin der USA nicht grundsätzlich gegen jedes militärisches Eingreifen in Konflikten:
„Amerikanische Macht kann zum Guten eingesetzt werden, wenn sie als äußerstes Mittel dient und von kluger Diplomatie begleitet wird.“ In Bosnien-Herzegowina hatten die USA nach Meinung von Albright zu spät in den Krieg eingegriffen, um den „ethnische Säuberung“ genannten Genozid zu verhindern.

Klare Worte fand Albright auch zum Krisenherd Nahost, den sie als „das größte Stück unvollendeter Arbeit“ bezeichnete. „Arafat liebt die Opferrolle“, meinte sie. Durch den Ausweisungsbeschluss hätten die Israelis dem Palästinenserpräsidenten, dessen Position schon geschwächt war, nun absurderweise wieder neue Kraft verliehen. Eine Wiederbelebung des Friedensprozesses traue sie Arafat jedenfalls nicht zu.

Die erste US-Außenministerin der Geschichte (1997 bis 2001) hofft, dass bald erstmals eine Frau an der Spitze der amerikanischen Regierung steht. Ob sich die demokratische Senatorin Hillary Clinton um das Präsidentenamt bewerben solle, müsse sie aber ganz ihr überlassen. „Hillary ist eine bemerkenswerte Frau“, konzedierte Albright. „Sie entscheidet selber, was sie tun will.“

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