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AK Wien: Erneut Kritik an Arbeitsbedingungen in der Paketbranche

Die AK Wien kritisiert erneut die Arbeitsbedingungen in der Paketbranche.
Die AK Wien kritisiert erneut die Arbeitsbedingungen in der Paketbranche. ©APA/HANS KLAUS TECHT (Symbolbild)
Die Weihnachtszeit ist Geschenkezeit, und damit hat die Paketlogistik wieder Hochsaison. Bei einer Pressekonferenz kritisierte die Arbeiterkammer (AK) Wien erneut die Arbeitsbedingungen in der Branche und insbesondere den Einsatz digitaler Systeme, die Arbeitsprozesse steuern, überwachen und bewerten.

Die AK Wien sieht eine Möglichkeit der Verbesserung für die Paketzusteller und Paketzustellerinnen durch die Umsetzung der EU-Richtlinie zur Plattformarbeit.

Die EU-Richtlinie soll nach Angaben der AK Wien am 2. Dezember 2026 umgesetzt werden. Sie schaffe erstmals einen Rahmen, um zentrale Probleme, wie algorithmisches Management, anzugehen, sagte Adriana Mandl, Expertin der Abteilung Sozialpolitik der AK Wien. "Diese Technologien sammeln Daten über Arbeitsverhalten, Leistung und Kommunikation, um Entscheidungen zu treffen, die normalerweise von Menschen getroffen werden." Dazu komme, dass die Beschäftigten kaum direkte Ansprechpartner hätten.

Bianca Schrittwieser, Leiterin der Abteilung Arbeitsrecht der AK Wien, ortet "strukturelle Probleme" beim Kleintransportergewerbe. Paketzusteller seien in der Regel bei Subunternehmen beschäftigt und nicht bei den Großen. Manchmal entstehen laut Schrittwieser sogar Subunternehmerketten. Bei offenen Ansprüchen gehen die Firmen dann in die Insolvenz und der Insolvenzentgeltsicherungsfonds, also die Allgemeinheit, begleiche diese.

Menschliche Aufsicht und Kontrolle

Algorithmisches Management brauche "menschliche Aufsicht und Kontrolle", forderte Mandl. Österreich habe nun die Chance, eine Vorreiterrolle einzunehmen. Die Richtlinie gelte sowohl für digitale Plattformen als auch Vermittler, also Subunternehmen. Sie erfasse auch die Reinigungsbranche, "Clickworker, die online Kleinstaufträge gegen ganz geringe Bezahlungen erledigen", und andere Dienstleistungen.

Die Beratungspraxis zeige, wie schwierig die Arbeitsbedingungen in der Branche seien, so Schrittwieser. "Der Druck ist immens. Und der steigt." Hinzu komme, dass viele Zusteller geflüchtet oder zugewandert seien und es Sprachbarrieren gebe. Das mache es für sie besonders schwierig, ihre Rechte einzufordern, über ihre Rechte Bescheid zu wissen oder sich zu solidarisieren. Jene, die dann den Weg in die AK finden, seien nur die "Spitze des Eisbergs". Bis 30. November 2025 gab es laut AK Wien bereits 550 persönliche Vorsprachen zum Kleintransportgewerbe. Laut Zahlen der ÖNACE (Österreichische nationale Klassifikation der wirtschaftlichen Tätigkeiten) arbeiten derzeit 1.700 Personen in Wien in der Wirtschaftsklasse "sonstige Post-, Kurier- und Expressdienste".

Schrittwieser forderte eine Erstauftraggeber-Haftung sowie ein "Duplum". Dabei wird der doppelte Betrag fällig, wenn offene Forderungen nicht bezahlt werden. Es brauche mehr Kontrollen und eine Aufstockung des Personals beim Arbeitsinspektorat oder bei der Finanzpolizeidirektion. Die Arbeitsrechtsexpertin wies auch auf das Lohn- und Sozialdumping-Bekämpfungsgesetz hin. Lohnbetrug sei für Arbeitgeber "viel zu billig" geworden. Die AK Wien fordere daher die Wiedereinführung des Kumulationsprinzips.

(APA/Red)

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