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AK Wien arbeitet NS-Geschichte ihres Standorts auf

Ausstellung mit Täter-Fokus im AK-Foyer
Ausstellung mit Täter-Fokus im AK-Foyer ©APA/THEMENBILD
Mit der neuen Dauerausstellung "Schaltstelle des Terrors" arbeitet die Arbeiterkammer (AK) Wien die Vergangenheit ihres Gebäudes als "Täterort" auf. Schließlich befand sich am heutigen Standort ab 1938 die "Zentralstelle für jüdische Auswanderung", wie Direktorin Silvia Hruška-Frank am Montag bei einer Pressekonferenz erklärte. Im Foyer des Hauses an der Prinz-Eugen-Straße 20-22 sind nun 30 Biografien von Täterinnen und Tätern zu sehen.

Bis 1954 stand am AK-Standort das Palais der Bankiersfamilie Rothschild. Unter der Leitung von Adolf Eichmann wurde von dem beschlagnahmten Gebäude aus die Vertreibung und später die Deportation der jüdischen Bevölkerung in die Todeslager organisiert, sagte die AK-Direktorin. Für die Täterinnen und Täter sei die Vertreibung zunächst vor allem ein bürokratischer Akt gewesen. Sie hätten so Karriere innerhalb des NS-Terrorapparates machen können.

Auch Täterinnen im Fokus

Gestaltet wurde die Ausstellung von der Historikerin Sophie Lillie und dem Künstler Arye Wachsmuth. Im AK-Foyer wurde ihr nun einiges an Raum gewidmet. Die Biografien der Täter und Täterinnen - auch Frauen wurden bewusst in den Blick gerückt - sind in kleinem Text auf schwarzen Hintergrund gedruckt. Kaum übersehbar wird mit Texten an den Wänden zudem auf die frühere Rolle des Standorts hingewiesen. Besucherinnen und Besucher sollen schnell erfassen, worum es geht, um sich dann näher mit dem Thema auseinandersetzen zu können, erklärte Wachsmuth.

Statt der Opfer stehen Täterinnen und Täter im Mittelpunkt. Erst durch die Auseinandersetzung mit ihnen habe die Beschäftigung mit der NS-Geschichte angefangen, weh zu tun, erklärte der Leiter des Instituts für Historische Sozialforschung (IHSF), Florian Wenninger. Ein Beispiel an der Ausstellung - und auch an Deutschland, wo die Auseinandersetzung mit der Tätergeschichte von Gebäuden "sehr selbstverständlich" sei - könnten sich auch andere Institutionen in Österreich nehmen, meinte er.

Bereits vor der neuen Ausstellung hat sich die AK Wien laut Hruška-Frank mit der Vergangenheit des Gebäudes beschäftigt. Ausgestellt worden sei etwa ein Foto, auf dem eine Person Papiere überreicht. Dieses habe aber nicht gezeigt, was wirklich passiert sei, nämlich die Entrechtung von Menschen.

AK-Direktorin sieht moralische Verantwortung

Es gebe eine moralische Verantwortung gegenüber Opfern und Nachkommen, sich mit den dunklen Kapiteln der Geschichte zu beschäftigen. Zudem könne die Auseinandersetzung mit der Geschichte Menschen in einer Zeit des erstarkenden Rechtsextremismus dazu bewegen, Fragen zu stellen, meinte Hruška-Frank. Auch der Jugend will die AK das Thema näherbringen und Workshops für Jugendliche, Lehrlinge und Schulklassen anbieten.

Gleichzeitig betonte Hruška-Frank die positive Rolle der AK nach 1945 - sie habe 1946 die erste große antifaschistische Ausstellung "Niemals vergessen" im Künstlerhaus unterstützt. Während des Austrofaschismus sei die AK gleichgeschaltet und 1938 von den Nazis zerstört worden, viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter seien später verfolgt und ermordet worden.

(APA)

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