AK: Geschönte Studien retten die Pflege nicht

Mit geschönten Studien lässt sich die dramatische Entwicklung in der Pflege nicht stoppen, warnen AK-Präsident Bernhard Heinzle und Direktor Rainer Keckeis: „Wir steuern auf einen absoluten Notstand zu.“
Die aktuellen Berichte zur Pflege in Vorarlberg lesen sich wie ein Gruselroman: 200 Betten in der Langzeitpflege wegen fehlender Mitarbeiter:innen nicht belegt, 100 Betten sind es in den Spitälern. Allein am LKH Rankweil stehen 50 Betten leer, Psychiatriepatienten müssen vorzeitig entlassen werden. Daraus ergibt sich ein Teufelskreis: Immer mehr Pflegekräfte sind am Ende ihrer Kräfte und fallen aus. Viele werfen überhaupt das Handtuch.
Bernhard Heinzle kennt die Lage gut: „Dienstpläne werden laufend geändert, damit die Pflegeerfordernisse irgendwie abgedeckt werden können. Der von der Landesregierung beschlossene erhöhte Pflegeschlüssel wirkt wie blanker Hohn, da es die dafür notwendigen Pflegekräfte nicht gibt.“
Deshalb ist es für Heinzle unabdingbar, dass die Diplom-Ausbildung an den Kranken-pflegeschulen noch mindestens zehn Jahre weitergeführt wird. „Wenn wir uns nur auf die FH-Studiengänge verlassen, verlieren wir alle Interessierten ohne Matura, aber auch Quereinsteiger, die zum Beispiel eine Lehre absolviert haben.“
Die Zahlen der Gesundheit Österreich Gmbh (GÖG) helfen auch nicht weiter: Eine österreichweite Studie beziffert den Bedarf bis 2030 für Vorarlberg mit rund 3400 Pflegekräften. Eine vom Land in Auftrag gegebene GÖG-Studie erwartet nur noch 2415 benötigte Kräfte. Und das, obwohl Vorarlberg die höchste demografische Alterung aller Bundesländer aufweist Wie kann das sein?
Laut AK-Direktor Rainer Keckeis geht die Studie davon aus, dass es keine Berufsabbrecher gibt und alle bis zur gesetzlichen Alterspension arbeiten. Aber das ist pure Illusion.
Das Land sei nicht untätig, betont Keckeis, aber Zahlenspielereien lösen das Problem nicht. „Jetzt schon erhalten wir Notrufe aus der Pflege und von Patientinnen und Patienten.“
Vier Forderungen der AK
- Bessere Rahmenbedingungen für die bereits in der Pflege arbeitenden Kolleg:innen (Dienstplansicherheit, keine geteilten Dienste, Einhaltung des höheren Pflegeschlüssels, ein Skill-Grade-Mix, der den gesetzlichen Vorschriften entspricht und Pflegekräfte nicht überfordert, familienfreundliche Arbeitsbedingungen, Kinderbetreuungsangebote usw.).
- Mehr Ausbildungsplätze speziell für die gehobenen Dienste (Diplom-Ausbildung an den Krankenpflegeschulen mindestens noch zehn Jahre weiterführen)
- Die Löhne müssen rauf
- Umsetzung des AK-Modells zur Anstellung pflegender Angehöriger
Das Video der gesamten Pressekonferenz können Sie hier nachsehen.