AK: Anerkennung von stationärer und mobiler Pflege als Schwerarbeit

Derzeit seien die Voraussetzungen sehr restriktiv, kritisierte Wolfgang Panhölzl, Leiter der Abteilung Sozialversicherung in der AK Wien, am Dienstag vor Journalisten. Studien würden hohe körperliche und psychische Belastungen und einen extremen Arbeitsdruck in der Branche belegen.
Beschäftigte bezweifeln Ausübung des Pflegeberufs bis zur Pension
Die AK verwies etwa auf eine im April durchgeführte Social Media Umfrage unter 2.210 Beschäftigten, davon mehr als 600 aus dem Gesundheits- und Pflegebereich. Dass sie ihren Beruf bis zur Pension ausüben können werden, bezweifeln demnach 72 Prozent der Personen aus der Pflege. 96 Prozent fühlen sich nach der Arbeit erschöpft, müde und gestresst, 66 Prozent haben Rücken- oder Kopfschmerzen, 62 Prozent beides. All diese Werte seien um bis zu zehn Prozent höher als in anderen Branchen, hieß es.
Stationäre und mobile Pflege als Schwerarbeit von AK gefordert
Silvia Rosoli, Chefin der Abteilung Gesundheitsberuferecht und Pflegepolitik, verwies auch auf eine Studie aus dem Vorjahr, die hohe Belastungen durch Depressionssymptome und Angst ergeben hatte. Es brauche deshalb ein Szenario für das Ende des Berufslebens, "ein Licht am Ende des Tunnels", sagte sie.
Voraussetzungen für Schwerarbeitspension seien zu streng
Laut Panhölzl wäre dies - auch angesichts der Anhebung des Regelpensionsalters bei Frauen ab 2024 - die Schwerarbeitspension, die (mit 45 Versicherungsjahren sowie zehn Schwerarbeitsjahren in den letzten 20 Jahren) mit 60 angetreten werden kann und bei der die Abschläge pro Jahr nur 1,8 Prozent betragen (gegenüber 5,1 Prozent bei der Korridorpension). Die Anspruchsvoraussetzungen, festgelegt in einer Verordnung aus dem Jahr 2007, seien aber zu streng.
Derzeit nur Palliativpflege als psychisch belastende Arbeit anerkannt
Derzeit werde etwa nur die Palliativpflege als psychisch belastende Arbeit anerkannt, reine Nachtarbeit werde nicht berücksichtigt (sondern nur Wechsel zwischen Tag und Nacht), ebenso wenig wie eine physische und psychische Mehrfachbelastung. Auch die Kalorienverbrauchsregelung (hier muss an 15 Arbeitstagen pro Monat ein bestimmter Wert überstiegen werden, in der Pflege mit Zwölfstundenschichten sind es aber nur 13) gehört aus AK-Sicht angepasst. Zudem müssten Ausbildungszeiten berücksichtigt und der Schul- und Studienzeitennachkauf günstiger werden, so die Forderungen der AK.
80 Prozent der Pflegegeldbezieher werden zu Hause betreut
Die Mehrheit der Menschen denkt, dass rund die Hälfte der Pflegebedürftigen hierzulande in Alten- oder Pflegeheimen betreut werde. Tatsächlich ist es aber nur ein Fünftel der Pflegegeldbezieher, wie ein am Dienstag präsentierter "Gallup-WIFO-Meinungscheck" zeigt. Knapp 80 Prozent der Menschen, die Pflegegeld beziehen, werden mehrheitlich zu Hause betreut.
Die Unterschätzung der informellen Pflege sei "enorm", erklärte die stellvertretende WIFO-Direktorin Ulrike Famira-Mühlberger bei einer Online-Pressekonferenz. Von den 79 Prozent, die überwiegend in den eigenen vier Wänden betreut werden, würden sogar 41 Prozent überhaupt keine Pflegedienstleistung über die Angehörigen hinaus in Anspruch nehmen, 27 Prozent greifen zumindest auf zusätzliche mobile Dienste zurück. "Sieben Prozent erhalten eine 24 Stunden-Betreuung und ein kleinerer Teil von drei Prozent eine teilstationäre oder Kurzzeitpflege", so Famira-Mühlberger.
(APA/Red)