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Airbus verzögert Auslieferung

Die verzögerte Auslieferung des Superjumbos A380 beschert der Airbus-Mutter EADS Milliardeneinbußen und Vertrauensverluste bei Kunden und Aktionären.

Der operative Gewinn werde zwischen 2007 und 2010 jedes Jahr um 500 Mio. Euro niedriger ausfallen als geplant, kündigte EADS an. Die Fluglinie Singapore Airlines, die zum Jahresende den ersten A380 erhalten soll, erwägt nach der erneuten Verzögerung Schadenersatzforderungen. Die EADS-Aktie verlor am Mittwoch ein Viertel ihres Wertes.

Das erste Exemplar des größten Passagierflugzeugs der Welt werde trotz der Produktionsprobleme bei der Elektronik wie geplant zum Jahresende an Singapore Airlines ausgeliefert, versicherten Airbus und EADS. Die asiatische Fluglinie war der erste Kunde, der den prestigeträchtigen Doppeldecker-Jet A380 für rund 290 Mio. Euro bestellt hatte. Singapore Airlines orderte 10 Flugzeuge, auf weitere 15 besteht eine Option.

Alle anderen Kunden müssen sechs bis sieben Monate länger warten. Die Verzögerung ist bereits die zweite in der A380-Geschichte. 2005 hatte Airbus die Auslieferung des Superjumbos um sechs Monate nach hinten verschoben.

Der Flugzeugbauer rechnet jetzt damit, im kommenden Jahr statt wie geplant 20 bis 25 Maschinen maximal neun Großraumjets an Kunden übergeben zu können. 2008 sollen voraussichtlich fünf bis neun Flugzeuge weniger als die geplanten 35 ausgeliefert werden. 2009 sollen dann fünf Maschinen weniger als die vorgesehenen 45 an Kunden übergeben werden.

Bisher haben 16 Airlines insgesamt 159 A380-Maschinen bestellt. EADS hielt Abbestellungen wegen der Verzögerungen für möglich. Airbus-Vorstandsmitglied John Leahy rechnete mit Strafzahlungen wegen der Verspätungen, wollte aber keine Größenordnung nennen. Airbus wolle seinen Kunden die Situation erklären. „Natürlich sind sie nicht glücklich darüber.“ Als Grund für die zweite Lieferverzögerung in der A380-Geschichte nannte Airbus Engpässe bei der Herstellung von Elektroniksystemen.

Ein Sprecher von Singapore Airlines sagte: „Wir sind nicht glücklich über die Verzögerung, aber unser Fokus richtet sich jetzt darauf, mit Airbus die Verspätung zu minimieren.“ Daneben werde an möglichen Kompensationsforderungen gearbeitet. Über die geforderte Höhe oder den Zeitrahmen für Airbus wollte der Sprecher keine Angaben machen.

Die arabische Fluglinie Emirates, die 45 A380-Flieger bestellt hat, will die Situation überdenken und in den nächsten Wochen mit Airbus verhandeln. Die australische Qantas Airways strebt nach eigenem Bekunden Schadenersatzzahlungen an. Der Airline China Southern, die fünf Maschinen bestellt hat, sicherte Airbus zu, die Auslieferung noch vor dem Start der Olympischen Spiele in Peking 2008 zu beginnen.

Trotz der Milliardenbelastungen hielt EADS an der Gewinnprognose von 3,2 bis 3,4 Mrd. Euro für 2006 fest. Die positive Entwicklung im Gesamtkonzern werde die Ausfälle beim Hauptgewinnbringer Airbus auffangen. Ein Ergebnisbeitrag des A380-Programms war ursprünglich für 2008 eingeplant. Die EADS-Chefs Tom Enders und Noel Forgeard machten Druck auf die Airbus-Führung: Der neue Zeitplan müsse voll eingehalten und nach Möglichkeit übertroffen werden. Der A380 wird zum Teil in Hamburg gefertigt, von dort aus soll die Auslieferung an asiatische Kunden erfolgen.

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