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Airbus-Absturz: Schwierige Bergung, Stimmenrekorder beschädigt

Einsatz an der Unglücksstelle des Airbus-Absturzes
Einsatz an der Unglücksstelle des Airbus-Absturzes ©EPA
Für den Airbus-Absturz in den französischen Alpen fehlte am Morgen nach der Katastrophe mit 150 Toten noch jede schlüssige Erklärung. Nach Angaben der französischen Behörden hatte die Flugüberwachung kurz vor dem Crash noch vergeblich versucht, Kontakt zu den Piloten aufzunehmen.
Einsatz vor Ort
Keine Österreicher an Bord
Trauer um Opfer
Wie sicher ist der Airbus?
Airbus abgestürzt: 150 Tote

Erste Informationen zum Ablauf des Unglücks erwarteten die Ermittler von einem Flugschreiber, der geborgen wurde. Der nach dem Absturz einer Germanwings-Maschine in den französischen Alpen gefundene Flugschreiber ist nach Behördenangaben jedoch beschädigt. Das verlautete am Mittwoch aus dem Umfeld der Ermittler.

Airbus-Absturz: Bringt Black Box Klarheit?

Der Flugschreiber, bei dem es sich um den Stimmenrekorder des Airbus A320 handle, werde zur Untersuchung nach Paris gebracht. Der französische Innenminister Bernard Cazeneuve erklärte, die Black Box sei zwar beschädigt, von ihr könnten dennoch Informationen gewonnen werden.

Einsatz an der Absturzstelle

Voraussichtlich noch am Mittwoch in der Früh beginnt die Arbeit für die Experten der deutschen Bundesstelle für Flugunfalluntersuchung. Drei Fachleute hätten sich auf den Weg gemacht, um die Unfallstelle zu untersuchen, sagte der Sprecher der Bundesstelle, Germout Freitag, in Braunschweig. Vermutlich werden sie nach seiner Schätzung nicht vor 09.00 Uhr an der Unfallstelle ankommen.

Die deutschen Fachleute wollten gemeinsam mit den französischen Kollegen prüfen, ob alle Trümmerteile zu finden seien oder das Flugzeug möglicherweise in der Luft auseinandergebrochen sei. Bilder zeigten unzählige Trümmerteile in einer kargen Felslandschaft. Die Vielzahl der Trümmer spreche für einen Aufschlag mit hoher Geschwindigkeit, erklärte Freitag. Voraussichtlich erst nach der Untersuchung im Laufe des Tages werden die Fachleute der Bundesstelle Bericht erstatten, kündigte Freitag an.

Trauer vor der Schule – kein Unterricht

Unterdessen trafen am Tag nach dem Absturz mit einer Schülergruppe aus dem westfälischen Haltern in der Früh die ersten Schüler und Lehrer an dem betroffenen deutschen Gymnasium ein. 16 Mitschüler und zwei Lehrerinnen des Joseph-König-Gymnasiums waren an Bord der Unglücksmaschine, die über den französischen Alpen abgestürzt ist. Seit dem Abend waren am Stiegenaufgang zur Schule immer mehr Kerzen angezündet worden, am Mittwochmorgen brannte auf den Stufen ein Lichtermeer. Ein Schild mit der Aufschrift “Gestern waren wir viele. Heute sind wir allein” steht auf dem Schulhof an eine Tischtennisplatte gelehnt.

Nach Bekanntwerden des Unglücks war der Unterricht am Dienstagnachmittag abgesagt worden. Am heutigen Mittwoch ist die Schule aber wieder geöffnet. Es werde Gelegenheit geben, über das Schreckliche zu sprechen, hatte der Bürgermeister von Haltern angekündigt. Auch die nordrhein-westfälische Landes-Schulministerin Sylvia Löhrmann will das Gymnasium besuchen und dort ihr Mitgefühl bekunden. Seelsorger und Psychologen seien im Einsatz und würden Schüler und Lehrer in die Klassen begleiten, hatte am Dienstag ein Notfallseelsorger der evangelischen Kirche angekündigt.

Airbus A320 technisch in Ordnung

Der Lufthansa-Chef Carsten Spohr schloss am Dienstagabend einen Zusammenhang zwischen dem Absturz und einer Reparatur der Maschine am Tag zuvor aus. “Das Flugzeug war in hervorragendem technischen Zustand”, sagte der Lufthansa-Vorstandsvorsitzende über den verunglückten Airbus A320 der Tochtergesellschaft Germanwings. Einer Lufthansa-Sprecherin zufolge war ein Problem mit der Bugrad-Klappe des mehr als 24 Jahre alten Jets routinemäßig beseitigt worden.

Niki Lauda über den Airbus-Absturz

Der Pilot war nach Angaben des Lufthansa-Chefs erfahren, hatte mehr als 6.000 Flugstunden. “Wir hatten die Kompetenz im Cockpit, für die unser Unternehmen steht”, sagte Spohr am Dienstagabend in Frankfurt.

Der ehemalige Airline-Chef Niki Lauda glaubt, ein überraschendes Problem habe die Piloten handlungsunfähig gemacht: “Acht Minuten in so einem Zustand sind irrsinnig lang”, so Lauda am Abend in der “Zeit im Bild 2” im ORF. Die große Frage dabei sei vor allem, “warum die Piloten nicht in der Lage waren, sich zu melden”. Möglich sei etwa, dass die Piloten durch einen plötzlichen Druckverlust ohnmächtig wurden oder dass sie zu sehr mit der Maschine beschäftigt waren, um mit der Bodenkontrolle zu sprechen.

Germanwings-Absturz über französischen Alpen

Das Flugzeug mit 144 Passagieren und 6 Crewmitgliedern an Bord war von Barcelona nach Düsseldorf unterwegs, als es bei gutem Wetter über den französischen Alpen in einen minutenlangen Sinkflug geriet und schließlich an einem Bergmassiv zerschellte. Die französische Regierung erklärte, sie rechne nicht mit Überlebenden. Der Absturz ist damit eine der schwersten Katastrophen in der europäischen Luftfahrtgeschichte.

Keine Hinweise auf Opfer aus Österreich

Unter den 150 Menschen an Bord des abgestürzten Germanwings-Flugzeugs waren wohl auch Opfer aus Großbritannien, Australien, Israel und Mexiko. 67 der 150 Opfer waren ersten Angaben zufolge Deutsche, außerdem befanden sich zahlreiche Spanier an Bord der Maschine. Den spanischen Behörden zufolge hatten 45 Passagiere spanische Familiennamen. Nach belgischen Angaben kam außerdem mindestens ein Belgier ums Leben. Hinweise, dass auch Österreicher unter den Opfer seien, gibt es laut Außenministerium keine.

In dem Airbus saß auch eine 16-köpfige Schülergruppe aus Nordrhein-Westfalen mit ihren zwei Lehrerinnen. Sie waren auf dem Rückweg von einem Austausch bei Barcelona. Die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel wollte am Mittwoch zur Unglücksstelle reisen und dort den spanischen Regierungschef Mariano Rajoy und Frankreichs Präsident Francois Hollande treffen.

Auch Wien-Flüge fielen aus

Germanwings strich am Dienstagabend zahlreiche Flüge. Etliche Besatzungen waren nicht zum Dienst angetreten. “Wir haben heute tatsächlich einige Flugstreichungen in Düsseldorf und Stuttgart gehabt, weil sich Crewmitglieder unfit to fly, also nicht flugtauglich erklärt haben”, sagte Airline-Geschäftsführer Thomas Winkelmann im “Heute Journal” des ZDF. Auch in anderen deutschen Flughäfen fielen Germanwings-Flüge aus. Am Flughafen Wien waren Germanwings-Ankünfte am Dienstagabend zum Teil um mehrere Stunden verspätet gelandet, ein Flug aus Berlin wurde überhaupt storniert.

US-Präsident Barack Obama und Papst Franziskus drückten den Angehörigen der Opfer ihr Beileid aus. Beileidsbekundungen kamen auch aus zahlreichen anderen Ländern. Bundeskanzlerin Merkel erklärte: “Der Absturz der deutschen Maschine mit über 140 Menschen an Bord ist ein Schock, der uns in Deutschland und der Franzosen und Spanier in tiefe Trauer stürzt.”

(apa/red)

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