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AIDS 2010: "Ärzte ohne Grenzen" - Mehr Finanzmittel erforderlich

Alarm wenige Wochen vor der Internationalen Aids-Konferenz in Wien (18. bis 23. Juli): Mit der Vorstellung ihres Berichtes "Kein Zeitpunkt zum Aufgeben: Wachsende Kluft zwischen Behandlungsbedarf und Möglichkeiten in Afrika" (No time to quit: HIV/Aids treatment gap widening in Africa" warnte am Donnerstag "Ärzte ohne Grenzen" (MSF) vor dem Rückzug der internationalen Gebergemeinschaft aus dem Kampf gegen HIV/Aids. Kritisiert wurde am Donnerstag auch Österreich für seinen mangelnden finanziellen Beitrag.
AIDS 2010: Zwiespalt zwischen Wissen und Tun
AIDS- Therapie rettete Millionen Leben

Der Bericht analysiert die Auswirkungen des Rückzugs der Geber in acht Ländern südlich der Sahara. “Neun Millionen Menschen weltweit benötigen dringend eine Behandlung und haben immer noch keinen Zugang zu lebensrettenden Medikamenten. Es besteht die reale Gefahr, dass viele dieser Menschen in den nächsten Jahren sterben, wenn die erforderlichen Maßnahmen nicht getroffen werden”, sagte Mit Philips, Expertin für Gesundheitspolitik bei der Organisation. “Wie können wir den Kampf auf halber Strecke aufgeben und glauben, dass die Krise überwunden ist?”, fügte sie hinzu.

So gebe es deutliche Hinweise auf ein Sinken der Bereitschaft für finanzielle Beiträge. Das US-PEPFAR-Programm zur Bekämpfung von HIV/Aids hätte die Ausgaben für HIV-Therapie 2009 und 2010 gesenkt und sein HIV/Aids-Budget insgesamt eingefroren. Der “Global Fund”, die größte Finanzierungsorganisation im Kampf gegen HIV/Aids sehe sich mit einem massiven Finanzierungsdefizit konfrontiert. In den Jahren 2009 und 2010 seien die bereits genehmigten Zuschüsse an Länder um acht bis zwölf Prozent reduziert worden. Ein entscheidendes Datum wäre die Geberkonferenz des Globalen Fonds am 3. und 4. Oktober in New York, wo die Teilnehmer ihre Finanzzusagen für die nächsten drei Jahre bekannt geben.

Die Kürzungen bei den Finanzierungsinstrumenten hätten laut MSF unmittelbare Auswirkungen. In Südafrika, Uganda und in der Demokratischen Republik Kongo hätte die Zahl neuer Patienten für eine antiretrovirale Therapie auf ein Sechstel reduziert werden müssen. Unterbrechungen und Verzögerungen in der Medikamenten-Versorgung seien bereits Realität und würden zur Regel werden, wenn nicht genügend finanzielle Mittel zur Verfügung gestellt würden.

“Die HIV/Aids-Krise bleibt ein massiver Notfall und erfordert eine außergewöhnliche Antwort. ‘Ärzte ohne Grenzen’ fordert ein nachhaltiges und erneuertes Engagement von den Gebern und den nationalen Regierungen im Kampf gegen HIV/Aids, so dass dieser verheerenden Krise angemessen begegnet werden kann”, sagte Philips.

“Österreich hat sich aus dem globalen Kampf gegen Aids bisher praktisch völlig herausgehalten”, ergänzte Reinhard Dörflinger, Präsident von “Ärzte ohne Grenzen” Österreich. Der österreichische Beitrag zum Globalen Fonds beschränke sich auf eine einmalige Zahlung von einer Million US-Dollar im Jahr 2001. Zum Vergleich: Irland zahlte bisher 160 Millionen, die Niederlande 519 Millionen, Nigeria brachte immerhin neun Millionen US-Dollar auf. “

Als eines der reichsten Länder der Welt sollte Österreich bei dieser internationalen humanitären Anstrengung deutlich mehr Verantwortung wahrnehmen. “Der bisherige Beitrag ist eine Schande für Österreich”, meinte Dörflinger.

Michel Sidibe, Exekutivdirektor von UNAIDS, erklärte vor kurzem zu dem Problem in Wien: “Derzeit befinden sich 4,7 Millionen Menschen in Behandlung. Elf Millionen weitere HIV Betroffene warten auf Zugang zu den Medikamenten.” Diese Zahl dürfte sich in den kommenden Jahren weiter erhöhen.

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