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Ägypten: Ein Toter bei Ausschreitungen

Auch beim dritten und letzten Abschnitt der Parlamentswahl in Ägypten haben sich Erfolge für Kandidaten der offiziell verbotenen, aber geduldeten Moslembruderschaft abgezeichnet.

Bei Ausschreitungen zwischen Wählern und Bereitschaftspolizisten wurde am Donnerstag mindestens eine Person getötet, wie das Innenministerium in Kairo bestätigte. 60 weitere Menschen seien verletzt worden, nachdem die Sicherheitskräfte in der Stadt Kfar al-Sheik im Norden des Landes das Feuer auf eine Menschenmenge eröffnet hätten, sagte der Wahlkämpfer Mohammed el Ashkar.

Es war der zweite gewaltsame Todesfall im Zusammenhang mit der am 9. November begonnenen Wahl. In der Ortschaft Sandub im Nil-Delta sperrten bewaffnete Polizisten am Donnerstag zudem das örtliche Wahllokal ab, um die Einwohner an der Abstimmung zu hindern. Ungestört verlief dagegen die Wahl in der nahe davon gelegenen Stadt Sagasig. Bei der Abstimmung vom Donnerstag wurde über die letzten 136 der insgesamt 454 Sitze in der Kairoer Volksversammlung entschieden.

Nach den beiden ersten Wahlgängen war zwar auch am Donnerstag erneut mit einer klaren Mehrheit für die Nationaldemokratische Partei des langjährigen Präsidenten Hosni Mubarak zu rechnen, die sich bisher 201 Mandate sichern konnte. Die Zahl der Abgeordneten aus dem Lager der Moslembruderschaft hat sich aber im Vergleich zu der vergangenen Legislaturperiode mindestens verfünffacht: Bei den ersten beiden Teilwahlen entfielen bereits 76 Sitze auf diese Oppositionsbewegung, nachdem es im bisherigen Parlament nur 15 waren. 25 bisher gewählte Abgeordnete gehören anderen Oppositionsgruppen an oder sind parteilos.

Auch die jüngste Abstimmungsrunde war von Gewalt und Betrugsvorwürfen überschattet. In den drei Tagen zuvor wurden nach Polizeiangaben mehr als 500 Anhänger der Moslembruderschaft festgenommen. Die Einschüchterungsversuche seitens der Polizei in Sandub werteten Beobachter als eindeutigen Versuch, einem Spitzenkandidaten der Moslembruderschaft, Saber Saher, den zu erwartenden Wahlsieg streitig zu machen.

In der nahe gelegenen Ortschaft Bussat im Nil-Delta setzte die Polizei Tränengas gegen die Einwohner ein, die zur Wahl gehen wollten. Dort wurden einem unabhängigen Kandidaten gute Chancen eingeräumt. Auch in Tahta rund 450 Kilometer südlich von Kairo wurden Wähler nach eigenen Angaben von der Polizei massiv eingeschüchtert. Rund 500 Polizisten säumten dort den Weg zum Stimmlokal. Auf die Frage nach dem Grund, sagte ein Beamter, man befürchte gewaltsame Auseinandersetzungen unter den Anhängern der konkurrierenden Kandidaten.

Schon nach der zweiten Wahlrunde wurde der Polizei vorgeworfen, die Stimmabgabe vielerorts behindert zu haben. Gummigeschosse und Tränengas seien gegen friedliche Wähler eingesetzt worden, hieß es. Internationale Beobachter und Menschenrechtsgruppen warfen der Regierung vor, Unruhen geschürt zu haben, bei denen mindestens ein Mensch ums Leben kam.

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