AGES feiert 20-Jahr-Jubiläum

WBezüglich ihrer Aufgaben gibt es in Österreich wohl kaum ein diverser tätiges Unternehmen als die Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES). Lob kommt dazu von den EU-Stellen, für welche die AGES (auch) zuarbeitet.
Die AGEs war damals in einer Pionierphase
"Das war damals schon eine Pionierphase", sagte Bernhard Url, vom 1. Juni 2002 bis Ende 2011 Leiter des damals neu gegründeten und privatwirtschaftlich organisierten Unternehmens, gegenüber der APA. Url, der mit Juni 2014 Geschäftsführender Direktor der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA/Parma) mit rund 600 Mitarbeitern und 150 Millionen Euro Jahresbudget wurde: "Damals wurden beispielsweise 18 (über ganz Österreich zerstreute; Anm.) Bundesanstalten zusammengelegt und quasi privatisiert."
Die AGES wurde 2002 gegründet
Die AGES wurde am 1. Juni 2002 als Gesellschaft mit beschränkter Haftung gegründet und steht zu hundert Prozent im Eigentum der Republik Österreich, vertreten durch das Bundesministerium für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz (BMSGPK) und das Bundesministerium für Landwirtschaft, Regionen und Tourismus (BMLRT). Die Hauptaufgabe: Das Unternehmen der Republik Österreich soll die Gesundheit von Mensch, Tier und Pflanze gewährleisten.
Österreichern soll möglichst hohe Sicherheit geboten werden
Es gibt damit einen "One Health"-Ansatz: Ob Krankheitserreger bei Mensch, Tier und Pflanze (z.B. Thujenborkenkäfer), Arzneimittelfälschungen, Antibiotikaresistenzen, Rückstände in Lebensmitteln, Boden- und Saatgutuntersuchungen oder auch Strahlen- und Klimaschutz, Risiken sollen möglichst frühzeitig erkannt und reduziert oder beseitigt werden. Den in Österreich lebenden Menschen - in einem hohen Ausmaß Konsumenten von Produkten oder Dienstleistungen mit potenziell gesundheitsrelevanten Auswirkungen - soll möglichst hohe Sicherheit geboten werden.
Medizinmarktaufsicht bekam durch Corona mehr Gewicht
Dazu dienen die Aktivitäten in den verschiedenen Geschäftsfeldern: Ernährungssicherung, Lebensmittelsicherheit, Medizinmarktaufsicht, öffentliche Gesundheit, Strahlenschutz, Tiergesundheit, Risikobewertung und Risikokommunikation. Hinzu kommen noch Managementaufgaben. Wenn es um das detektivische Aufspüren von Keim-Kontaminationen in Lebensmitteln und Krankheitsausbrüche (z.B. Salmonellen, Listerien, Campylobacter etc.) geht, die AGES ist federführend tätig. Covid-19-Pandemie-Epidemiologie - angesiedelt in dem AGES-eigenen und neu gegründeten Kompetenzzentrum Infektionsepidemiologie in Wien-Alsergrund. Die Medizinmarktaufsicht hat beispielsweise durch die gerade während der Pandemie noch offenkundiger gewordenen Lieferengpässe bei Arzneimitteln und Medizinprodukten noch mehr Agenden und Gewicht bekommen.
Situation sah 2002 in der AGES noch anders aus
2002 hatte die Situation jedenfalls anders ausgesehen, es waren eben andere Krisen. Url erläuterte: "Inhaltlich war der Start die Zeit nach BSE. Es hatte einen Zusammenbruch des Vertrauens der Menschen in Lebensmittel gegeben." Heute arbeiten unter dem Dach der AGES rund 1.600 Mitarbeiter in den sechs Geschäftsfeldern, drei Fachbereichen, neun Stabsstellen und im Support. Die langfristige Entwicklung: Gegenüber dem Jahr 2002 wurde die Zahl der Standorte halbiert. Die AGES-Gründung zur Zeit verstärkter Privatisierungstendenzen brachte auch die Reduktion des Anteils der Bundesbediensteten von ehemals 92 Prozent auf im vergangenen Jahr nur noch knapp 30 Prozent mit sich.
Corona-Pandemie war überradendes Thema der AGES
Aktuell mag die Covid-19-Pandemie das überragende Thema der Öffentlichkeit sein. Doch auch sonst hat sich das Aufgabenspektrum zwischen 2003 und 2021 deutlich erhöht und verschoben. Alleine im Zeitraum 2016 bis 2022 sind jährliche Mehrkosten für Zusatzaufgaben in Höhe rund acht Millionen Euro entstanden, heißt es bei der AGES. Zusätzlich zu den vielfältigen Leistungen des Geschäftsfeld Medizinmarktaufsicht kamen seit 2003 auch die Aufgaben des Büros für Tabakkoordination, des "Büros für veterinärbehördliche Zertifizierung" (BvZert), der Anbau von "Cannabis für medizinische Zwecke", die Leistungen des EU-Qualitätsregelungen-Durchführungsgesetz (EUQuaDG), die Übernahme der amtlichen Lebensmittelproben Wien (ehemals MA 38), die Einrichtung des "Bundesamts für Verbrauchergesundheit" (BAVG) und des Kompetenzzentrums Lebensmittelkette (LMK) hinzu.
Neuordnung der Finanzierung war mit der Gründung der AGES nötig
Mit Gründung der AGES vor 20 Jahren war auch eine gänzliche Neuordnung der Finanzierung verbunden: Zur Erledigung ihrer Aufgaben kommt das Unternehmen von den beiden "Eigentümerministerien" derzeit jährlich 71,7 Millionen Euro als Basiszuwendung des Bundes. Darüber hinaus erwirtschaftet die AGES Umsatzerlöse in der Höhe von 77,7 Millionen Euro, was einen Gesamtaufwand von 157,2 Millionen Euro bedeutet. Das sind Zahlen ohne den Zusatzaufwand und die Leistungen rund um Covid-19. 2003 hatten die Umsatzerlöse noch 27 Millionen Euro und die Basisfinanzierung 56,7 Millionen Euro betragen (gesamt: 83,8, Millionen Euro).
"AGES ist ein guter Partner"
"Die AGES ist für uns ein sehr guter Partner. Experten der AGES sind in unseren Arbeitsgruppen vertreten. Österreich ist damit auch ein wichtiger Datenlieferant", sagte Url aus der EU-Perspektive zur Rolle des Unternehmens, das sein Jubiläum feiert. Ähnlich äußerte sich gegenüber der APA die Pharmazeutin und Direktorin der Europäischen Arzneimittelagentur (EMA), Emer Cooke: "Im Grunde genommen ist die EMA ja vor allem dazu da, die Arbeit der Experten der Mitgliedsländer der EU zu koordinieren. Wir funktionieren durch ihre Ressourcen. Und da ist die AGES mit ihrer Expertise, die sowohl die Humanmedizin als auch die Veterinärmedizin umfasst, ein wichtiger Partner, der neben wissenschaftlichen Beiträgen auch an der Gestaltung der Strategie und der IT-Koordination mit wirkt." Für die Größe Österreichs sei dessen Beitrag bei der EMA wohl überproportional.
Große Festveranstaltung der AGES in Wien
Gefeiert wird heute, Mittwoch, mit einer großen Festveranstaltung in Wien. Als Gäste sind auch die Leiter der EFSA, Bernhard Url, der EMA, Emer Cooke und die Chefin des europäischen Zentrums zur Krankheitskontrolle (ECDC), Andrea Ammon, geladen. Auf dem Programm stehen auch eine Podiumsdiskussion sowie die Verleihung eines AGES Award.
(APA/Wien)