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Afghanistan: Zehn Jahre Friedenstruppen

Die ISAF-Friedenstruppe in Afghanistan wird nach Einschätzung der deutschen Einsatzführung in Kabul noch mindestens zehn Jahre bleiben müssen - obwohl die Taliban und die Al Kaida ein für alle Mal geschlagen seien.

Aber mit einem endgültigen Abzug der Friedenstruppe sei unter „optimalen Entwicklungen frühestens in einem Jahrzehnt zu rechnen, sagte der deutschen ISAF-Kommandeur Walter Spindler der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ (Montagausgabe).

Der Aufbau der neuen Sicherheitskräfte wie Armee, Polizei und Geheimdienst mache zwar Fortschritte, sei aber noch lange nicht abgeschlossen. „Wir wollen die Afghanen in die Lage versetzen, in den kommenden drei bis vier Jahren die Macht der Warlords und der Drogenbarone in den Provinzen zu brechen“, sagte der Brigadegeneral.

Gut drei Jahre nach ihrem Sturz hätten die Taliban den Kampf um Afghanistan endgültig verloren, erklärte Spindler: „Der Demokratisierungsprozess des Landes ist nach 25 Jahren Krieg und Bürgerkrieg unumkehrbar.“ Spindler ist Kommandeur des deutschen Einsatzkontingents und der multinationalen Brigade Kabul der NATO-Friedenstruppe ISAF.

Zwar könnte es punktuell noch Anschläge, Entführungen und Kämpfe mit versprengten Gruppen kommen. Doch nicht zuletzt die erste freie und friedlich verlaufene Präsidentenwahl des Landes habe gezeigt, dass „fast jeder Afghane von den Extremisten die Nase voll hat“. „Damit haben wir dem bösen Fisch das Wasser entzogen, in dem er schwimmen kann“, fügte der deutsche General hinzu. Die Bevölkerung stehe auf Seiten der ISAF. Allein in den vergangenen drei Monaten seien nach Hinweisen aus der Bevölkerung 19 terroristische Aktivitäten in Kabul gestoppt worden.

Sollten die ersten freien Parlaments- und Kommunalwahlen im Frühjahr 2005 so friedlich verlaufen wie die Wiederwahl von Präsident Hamid Karzai, hätte das Land einen weiteren riesigen Schritt zu einem freien und selbstbestimmten Afghanistan gemacht, meinte Spindler: „Wenn es dann noch gelingt, die zerstörte Strom-, Wasser- und Kommunikations-Infrastruktur wieder herzustellen, also die Rahmenbedingungen für einen wirtschaftlichen Aufschwung zu legen, könnte über eine sukzessive Reduzierung der ISAF-Kräfte nachgedacht werden“, sagte der General.

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