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Afghanistan: Verhandlungen um Cantoni

Die Verhandlungen zwischen der afghanischen Regierung und den Entführern der italienischen Helferin Clementina Cantoni sind ins Stocken geraten. Die "Care"-Mitarbeiterin war vor zwei Wochen entführt worden.

Der Chef der Entführerbande, Timor Shah, fordert die sofortige Enthaftung seiner Mutter und einiger Komplizen, die in einem Mordfall verwickelt sind, als Bedingung für die Freilassung der Italienerin, berichtete die römische Tageszeitung “Il Messaggero” in ihrer Dienstag-Ausgabe. Hinzu verlangt Shah die Zahlung von 40.000 Dollar. Die afghanische Regierung hat bisher den Forderungen des Kidnappers nicht zugestimmt.

Kopfgeld ausgesetzt

Ein afghanischer Unternehmer setzte inzwischen ein Kopfgeld von 200.000 Dollar (160.359 Euro) für Informationen aus, die zur Festnahme Shahs führen. Die Bande um den Kriminellen hatte einen Freund des Unternehmers, Abdul Rahim Zadran, gekidnappt und getötet, schrieb die Mailänder Tageszeitung „Il Giornale“ (Dienstag-Ausgabe).

Am Sonntag hatte das afghanische Fernsehen ein Video mit der italienischen Geisel ausgestrahlt. „Die Videoaufnahme ist ein Beweis, dass Clementina in guter Verfassung ist. Trotzdem sind wir betrübt: Der Anblick bewaffneter Männer, die ihre Gewehre gegen eine unschuldige Frau richten, ist ein Affront für die afghanische Kultur und den Islam“, sagte der Sprecher des afghanischen Innenministeriums, Lutfullah Mashal.

“Eine Tochter Afghanistans”

Die Freilassung der Mitarbeiterin der internationalen Organisation Care sei eine Priorität für die Regierung in Kabul, da Clementina Cantoni „eine Tochter Afghanistans“ sei. Die italienischen Bischöfe hatten am Montag die Entführung der Helferin entschieden verurteilt. Der Präsident der Bischofskonferenz (CEI), Kardinal Camillo Ruini, rief zu Gebeten für ein positives Ende der Geiselhaft auf. Die Helferin solle freigelassen werden, damit sie ihre humanitäre Arbeit wieder aufnehmen könne, betonte Ruini.

Der Vater der Entführten, Fabio Cantoni, dankte dem italienischen Staatspräsidenten Carlo Azeglio Ciampi, der in den vergangenen Tagen öfters für die Freilassung seiner Tochter plädiert hatte. „Wir danken Ciampi für seine große Unterstützung“, sagte der Mann. Im Gespräch mit Fabio Cantoni bekräftigte Ciampi seine Solidarität mit der Familie in dieser schwierigen Phase. „Ich bin zuversichtlich, dass Clementina bald zu ihren Lieben und zu ihrer Hilfstätigkeit für die Schwachen und Ausgestoßenen zurückkehren kann“, betonte Ciampi.

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