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Afghanistan: Taliban intensivieren Angriffe

In Afghanistan nehmen die Taliban-Angriffe deutlich zu. Hunderte Kämpfer haben am Mittwoch in Khora in der Provinz Uruzgan nach stundenlangen Gefechten eine Polizeikaserne gestürmt.

Im Süden haben Aufständische nach offiziellen Angaben mindestens zwölf Polizisten getötet und bis zu 40 weitere entführt. Die Taliban haben zum „Heiligen Krieg“ gegen die rund 30.000 ausländischen Soldaten im Land und gegen die pro-westliche Regierung des Präsidenten Hamid Karzai aufgerufen. In Kabul blieb die Lage nach den – durch einen Unfall ausgelösten – schweren antiamerikanischen Ausschreitungen vor zwei Tagen ruhig. Die afghanische Nachrichtenagentur Pajhwok meldete unter Berufung auf das Polizeihauptquartier, in verschiedenen Teilen der Hauptstadt seien 106 mutmaßliche Aufrührer in Gewahrsam genommen worden.

Die Taliban-Angreifer hätten die Polizeikaserne von Khora später wieder verlassen, nachdem sie die Polizeifahrzeuge in Brand gesteckt hatten, sagte Polizeichef Rozi Khan. Da noch immer einige Rebellen in der Gegend operieren würden, seien die Polizisten bisher nicht zurückgekehrt: „Wenn die Polizisten zurückgehren, werden sie überfallen.“ Im Süden töteten vermutlich Taliban-Kämpfer einen hohen Polizeioffizier. Die Angreifer feuerten eine Granate auf den Wagen des stellvertretenden Polizeichefs der Provinz Zabul, Ghulam Rasul, als dieser Polizeiposten vor einem bevorstehenden Angriff warnen wollte. Rasul wurde getötet, drei Polizisten verletzt.

Der deutsche Verteidigungsminister Franz-Josef Jung (CDU) hat sich besorgt über die Sicherheitslage in Afghanistan geäußert. Jung sprach am Mittwoch im ARD-Morgenmagazin von „terroristischen hinterhältigen Anschlägen“. Schwere Kritik am deutschen Afghanistan-Einsatz übte unterdessen der Vorsitzende des Bundeswehrverbandes, Oberst Bernhard Gertz. Die Bundeswehr übernimmt am Donnerstag das Kommando über die Internationale Schutztruppe ISAF für Nordafghanistan. Der Kommandant General Markus Kneip räumte am Dienstag im Deutschlandfunk ein, dass sich die Lage besonders im Süden und im Osten des Landes verschlechtert habe. Der Ko-Vorsitzende der Linksfraktion im Bundestag, Oskar Lafontaine, hat den Rückzug der deutschen Soldaten aus Afghanistan gefordert. Die Bundeswehr hat im Rahmen der ISAF rund 2500 Soldaten im Norden im Einsatz. NATO-Generalsekretär Jaap de Hoop Scheffer warnte vor einem Scheitern der westlichen Afghanistan-Befriedungsmission. Diese sei „absolut vital“, erklärte er am Dienstag vor der NATO-Parlamentarierversammlung in Paris.

Der Afghanistan-Einsatz basiere nicht auf einem wirklich schlüssigen Konzept, schrieb Gertz in der „Leipziger Volkszeitung“. Daraus ergäben sich Rückwirkungen auf die Sicherheit der Soldaten, die Anlass zur Sorge gäben. Es hätte schon sehr viel früher eine Bestandsaufnahme gemacht werden müssen, warum es noch immer keine Aussicht auf einen strategischen Erfolg gebe, sagte der Verbandschef: „So belastet die immer noch nicht geklärte Frage des Zusammenwirkens zwischen ’Operation Enduring Freedom’ – den wesentlich von den USA gestellten Anti-Terror-Einheiten – und der ISAF alle beteiligten Soldaten.“

Wegen der anhaltenden Unruhen in Afghanistan hat der deutsche Militärbischof Walter Mixa einen geplanten Besuch zunächst abgesagt. Nach Angaben des Augsburger Ordinariats wollte Mixa bis zum Pfingstsamstag den in Kabul und in der nördlichen Provinz Kunduz stationierten deutschen Bundeswehreinheiten einen Pastoralbesuch abstatten. Die Hilfsorganisation Malteser International hat am Mittwoch ihre Projekte in Afghanistan ausgesetzt. Alle Fahrten in die Projektregion in Zentralafghanistan seien abgesagt. Malteser International ist seit 2002 in Afghanistan aktiv und erreicht nach eigenen Angaben etwa 220.000 Menschen.

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