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Afghanistan: Kandidaten fordern Wahlverschiebung

Afghanische Präsidentschaftsbewerber haben eine Verschiebung der für den 9. Oktober geplanten ersten freien Wahl Afghanistans auf die Zeit nach dem Urnengang in den USA gefordert.

Der Kandidat Ahmad Schah Ahmadsai warf der US-Regierung am Freitag vor, die Afghanistan-Wahl im Sinne des von ihnen gestützten Übergangspräsidenten Hamid Karzai zu beeinflussen.

Ahmadsai sagte der in Pakistan ansässigen afghanischen Nachrichtenagentur AIP, 13 der 17 Herausforderer Karzais hätten sich für eine Verschiebung des afghanischen Wahltermins um rund einen Monat ausgesprochen. In den USA wird Anfang November ein neuer Präsident gewählt. Ahmadsai warf Karzai vor, seine Stellung als Präsident für seine Wahlkampagne zu missbrauchen.

Mehrere Herausforderer hatten am Donnerstag erneut angedroht, die Wahl zu boykottieren, sollte der Präsident den „Missbrauch seiner Regierungsgewalt“ für seine Wahlkampagne nicht stoppen. In den vergangenen Wochen hatten Kandidaten ihren Rückzug angekündigt, sollte Karzai sein Amt vor der Wahl nicht niederlegen. Bisher hat allerdings keiner der Kandidaten die Ankündigung wahr gemacht.

Nach dem Anschlag auf Karzai im südostafghanischen Gardes nahm die afghanische Polizei noch am Donnerstagabend drei Verdächtige fest. Die Männer seien in einem Dorf bei Gardes unter Mithilfe der Einwohner gefasst worden, sagte ein Sprecher des Innenministeriums in Kabul. Karzai war Stunden zuvor nur knapp einem Anschlag der Taliban entgangen. Sein Hubschrauber war von einer Rakete verfehlt worden.

Angesichts der anhaltenden Gewalt in Afghanistan und zum Schutz der Präsidentschaftwahl wollen die USA ihre Truppen um 1.100 zusätzliche Soldaten verstärken. Das Kontingent werde „sehr bald“ entsandt, sagte ein Pentagonvertreter am Donnerstagabend in Washington. Die Soldaten der 82. Luftlandedivision sollten vor allem für Sicherheit während der Wahl sorgen. In Afghanistan sind bereits 15.500 US-Soldaten im Einsatz, die vor allem im Süden und Südosten militante Extremisten und Taliban-Kämpfer jagen. In Kabul und einigen ruhigeren nördlichen Provinzen sind zudem rund 7.500 NATO-Soldaten stationiert.

Die Taliban-Miliz erklärte alle 18 Kandidaten bei der Präsidentschaftswahl zu Hauptzielen ihrer Angriffe. Taliban-Sprecher Abdul Latif Hakimi sagte am Donnerstag, die von den USA gesteuerte Wahl solle zu einer Regierung im Interesse Washingtons führen. Ende August bekannten sich die Taliban zu einem Anschlag auf eine US-Sicherheitsfirma, die das Wachpersonal Karzais stellt. Dabei starben mindestens neun Menschen.

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