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Afghanistan: Kampf der Gesetzlosigkeit

Bei einem Besuch in Afghanistan hat US-Verteidigungsminister Donald Rumsfeld zu einem verschärften Kampf gegen die zunehmende Gesetzlosigkeit in dem Land aufgerufen.

So müsse verhindert werden, dass immer neue Kämpfer des Terrornetzwerks Al Kaida und der radikal-islamischen Taliban nach Afghanistan eindrängen, sagte Rumsfeld in Kabul. Außerdem müsse schärfer gegen den Drogenanbau vorgegangen werden. Bei neuen Kämpfen im Süden des Landes töteten Truppen der US-geführten Koalition 30 Rebellen. Washington begrüßte die bevorstehende Aufstockung der britischen Truppen im Land; zugleich mahnte es Italien, sein Kontingent nicht zu verkleinern.

Rumsfeld forderte vor Journalisten in Kabul, es sei ein umfassender Plan zum Kampf gegen den Drogenanbau in Afghanistan nötig. Es sei „viel billiger“, der afghanischen Regierung in ihrem Anti-Drogen-Maßnahmen zu helfen, als in Europa oder Russland mit den Folgen des Drogenkonsums kämpfen zu müssen. Europa müsse hier größere Anstrengungen unternehmen, um den florierenden Heroinhandel zu unterbinden, forderte Rumsfeld. Rund 90 Prozent des in Europa erhältlichen Opium oder Heroin stammt aus Afghanistan. Der Drogenhandel ist auch für Kriegsherren eine wichtige Einnahmequelle. Besonders in Südafghanistan, das als Hochburg der Taliban gilt, nimmt der Drogenabbau weiter zu.

Zugleich forderte Rumsfeld, die Einsickern von Kämpfern nach Afghanistan müsse gestoppt werden. Afghanistan wirft dem Nachbarland Pakistan seit langem vor, seine Grenzen nicht genügend zu kontrollieren. Die Regierung von Präsident Hamid Karzai steht wegen der anhaltenden Gewalt von Aufständischen unter starkem Druck. Die afghanischen und die US-geführten Truppen führen seit Mitte Mai im Süden des Landes eine groß angelegte Offensive gegen die Rebellen, die ihre Aktivitäten zuletzt kontinuierlich verstärkt haben. Rumsfeld traf in Kabul mit dem afghanischen Präsidenten Karzai zusammen. Der unangekündigte Besuch war für viele nicht mehr überraschend. Schon am Sonntag hatte das US-Außenministerium mitgeteilt, Rumsfeld sei in Afghanistan, dies dann aber wieder dementiert.

US-Präsident George W. Bush rief Italien auf, sein Kontingent in Afghanistan nicht zu verkleinern. Bush wies in einem Interview mit mehreren Medien auf die „Vorzüge der Freiheit“ hin, die es zu erhalten gelte. Italien will sein 1200 Mann starkes Kontingent im Land verkleinern. Die angekündigte Entsendung von weiteren 900 britischen Soldaten nannte die US-Armee dagegen ein „gutes Zeichen“. Großbritannien hat dann rund 4400 Soldaten in dem Land, die US-Armee rund 23.000 Soldaten. Deutschland folgt mit 2900 Soldaten an dritter Stelle. Das deutsche Kontingent gehört zur Schutztruppe ISAF.

Das Erstarken der Taliban in Südafghanistan ist nach Ansicht des US-Kommandanten in Afghanistan, Generalleutnant Karl Eikenberry, weniger auf die Stärke der Fundamentalisten als vielmehr auf die Schwäche der afghanischen Regierung zurückzuführen. Die Taliban operierten vor allem in den Gebieten, in denen die Regierung nicht präsent sei. Eikenberry ist laut Rumsfeld im Gespräch mit der afghanischen Regierung, ob möglicherweise mehr Soldaten gebraucht würden.

Die Koalitionstruppen und die afghanische Armee töteten in der Südprovinz Helmand nach eigenen Angaben mindestens 30 Taliban-Rebellen. Auf Seiten der Koalitionstruppen habe es keine Opfer gegeben, sagte eine Sprecherin in Kandahar. Außerdem sei ein umfangreiches Waffenversteck entdeckt und zerstört worden. Die Militäraktion am Dienstag habe sich gegen einen Unterschlupf in der Provinz Helmand im Süden Afghanistans gerichtet. Bereits am Montag hätten US-Kampfjets einen weiteren Rückzugsort mutmaßlicher Taliban-Kämpfer in der Region angegriffen und mehr als 40 Militante getötet.

Bei den jüngsten Angriffen der von den USA angeführten Truppen auf Taliban-Kämpfer im Süden Afghanistans kamen allerdings laut Bewohnern auch zahlreiche Zivilisten ums Leben. Bewohner von Urusgan berichteten am Dienstag, beim Beschuss mehrerer Dörfer seien viele Einheimische ums Leben gekommen oder verletzt worden. Dorfbewohner klagten, sie kämen in das Visier der Truppen, obwohl sie das Eindringen von Taliban nicht verhindern könnten.

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