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Ärztekammer und MedUni Wien rügen Tabakgesetz

Die MedUni Wien verortet in einer Studie Mängel beim Tabakgesetz in Lokalen.
Die MedUni Wien verortet in einer Studie Mängel beim Tabakgesetz in Lokalen. ©bilderbox
Ergebnisse einer neuen Studie zeigen laut Ärztekammer, dass das derzeit gültige Nichtraucherschutzgesetz  Gäste und Mitarbeiter gastronomischer Betriebe vor den Folgen des Passivrauchens nicht ausreichend schützt. Tabakrauch in Lokalen sei enorm gesundheitsschädigend für Passivraucher.

Walter Dorner, Präsident der Wiener und der Österreichischen Ärztekammer, verweist in der Studie auf gravierende Zahlen: 2,3 Millionen Österreicher rauchen, alle zweieinhalb Stunden sterbe in Österreich ein Mensch an Lungenkrebs. 90 Prozent aller Lungenkrebspatienten seien Raucher.

“Diese Zahlen sollten für die Politik Grund genug sein, ein generelles Rauchverbot in Gastronomiebetrieben, wie es bereits in Italien oder Irland Praxis ist, auch in Österreich einzuführen”, kritisiert der Ärztekammerpräsident.

Feinstaubbelastungen durch Rauchen hoch

Zigarettenrauch sei die bedeutendste Quelle für Fein- und Ultrafeinstaub in Innenräumen von Lokaelen. Eine erhöhte Feinstaubkonzentration führt – vor allem im urbanen Raum – zu häufiger auftretenden Herz-Kreislauf-Erkrankungen, so die Experten. “Die gefährlichen Feinstaubpartikel sind mit freiem Auge nicht sichtbar und dringen über die Atemwege bis tief in die Lunge und ins Blut, wodurch die Entzündungsfaktoren steigen”, erklärt Manfred Neuberger von der Abteilung für Allgemeine Präventivmedizin des Instituts für Umwelthygiene der Medizinischen Universität Wien.

Verschärfte Maßnahmen gegen Rauch gefordert

Wenn nun in Lokal-Räumen geraucht werde, steige die Feinstaubbelastung dort auf ein Vielfaches an und lasse sich auch durch die besten Lüftungssysteme nicht beherrschen. “Unsichtbarer Tabakrauch dringt in benachbarte Räume ein und gefährdet besonders Kinder, aber auch andere Passivraucher”, so Neuberger.

Um das Feinstaubproblem in den Griff zu bekommen, sei dringender Handlungsbedarf gegeben, sowohl im Gastronomie-Bereich, als auch allgemein, appellieren die Experten an die Politik.

Umfamgreiche Studie in Wien durchgeführt

Bei der aktuellen Studie von den MedUni-Diplomanden Viktoria Slavik und Armin Schietz wurden aus 114 Räumen in 88 Wiener Gastronomiebetrieben im Zeitraum vom 6. November 2010 bis 6. Mai 2011 (vier bis zehn Monate nach Ende der gesetzlichen Übergangsfrist) Proben genommen. Darunter waren 16 Cafés, 51 Bars und Pubs, 14 Restaurants und sieben Diskotheken. 22 untersuchte Gaststätten waren ausschließliche Nichtraucherlokale, 20 waren ausschließliche Raucherlokale und 46 Betriebe hatten sowohl Raucher- als auch Nichtraucherbereiche.

In jedem Bereich wurde 20 Minuten lang gemessen. In Lokalen mit Raucher- und Nichtraucherzimmern fanden die Messungen unmittelbar nacheinander statt. Um repräsentative Proben zu erhalten, wurden die Messungen in den Hauptbetriebszeiten der Lokale durchgeführt.  Schietz: “Wir besuchten die Restaurants mittags oder abends, Cafés in den frühen Nachmittagsstunden und Bars am Abend. In den Diskotheken wurde die Luftqualität zu späteren Nachtstunden erhoben.”

“Besorgniserregend ist die hohe Zahl an Gesetzesverstößen bezüglich des Nichtraucherschutzes nach dem Tabakgesetz, da offenbar behördliche Kontrollen fehlen und kaum Sanktionen bei Gesetzesverletzungen befürchtet werden”, fasst der Diplomand die Erkenntnisse aus seiner Studie zusammen.

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