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Adoption für Homosexuelle: Einige Paare besuchen Vorbereitungskurse in Wien

Mehrere Paare besuchen Vorbereitungskurse zur Adoption werden in Wien von Homosexuellen besucht
Mehrere Paare besuchen Vorbereitungskurse zur Adoption werden in Wien von Homosexuellen besucht ©dpa (Sujet)
Die Aufhebung des Adoptionsverbots für homosexuelle Paare hat in Wien bisher zu keinen neuen Anträgen auf eine Adoption geführt. "Es ist nicht so, dass uns die Türen eingerannt werden", sagte Helena Planicka, Geschäftsführerin des Vereins "Eltern für Kinder Österreich".
Adoptionsverbot aufgehoben
Singles haben wenig Chancen

Seit Jahresbeginn können sich homosexuelle Paare um eine Adoption bemühen. Doch wie eine Recherche der APA in den Bundesländern ergeben hat, wurde – soweit bekannt – bisher lediglich ein einziger Antrag eingebracht, und zwar in Kärnten. Insgesamt standen 2015 40 neue Adoptivwerber 17 zur Adoption freigegebenen Kindern gegenüber. Der Verein “Eltern für Kinder Österreich” ist von der MA 11 beauftragt, Bewerber für eine Adoption auszubilden.

Wiener Paare besuchen Adoptionskurse

Beim Referat für Pflege- und Adoptivkinder, das die Eignung der Bewerber überprüft, sind zwar noch keine Anträge eingelangt, allerdings besuchen derzeit zwei schwule Paare sowie ein lesbisches Paar aus Wien und eines aus Niederösterreich die Vorbereitungskurse des Vereins.

Einer von ihnen ist der 34-jährige Gymnasiallehrer Markus, der gemeinsam mit seinem Partner schon vor einem Jahr beschlossen hat, sich um eine Adoption zu bewerben. “Wir haben schon seit längerem mit dem Gedanken gespielt, ein Kind zu adoptieren, und als der Verfassungsgerichtshof das Gesetz aufgehoben hat, haben wir uns gedacht, jetzt packen wir es an”, erzählte Markus im Gespräch mit der APA.

“Überraschte Blicke” in Vorbereitungskursen

In den Vorbereitungskursen habe er sich sehr wohlgefühlt. Anfangs gab es zwar überraschte Blicke anderer Teilnehmer über das Männerpaar, doch das habe sich schnell gelegt. Auch wenn er nicht weiß, wann es eine Möglichkeit zur Adoption geben wird, sei er sehr positiv eingestellt. Es könne zwar Jahre, aber auch nur Wochen dauern. “Wir wollen keine Quoten erfüllen, wir sind geduldig”, so Markus.

Da es immer deutlich mehr Bewerber als zur Adoption freigegebene Kinder gibt, beträgt die Wartezeit oft mehrere Jahre, auch wenn es in Wien keine zeitliche Reihung der Bewerber gibt, sondern die bestmöglichen Eltern für ein Kind gesucht werden.

Kriterien für die Adoption

Zu den Kriterien, ob jemand infrage kommt, zählen unter anderem ein sicheres Einkommen und das Bestehen eines Netzwerkes, das sich bei Bedarf ebenfalls um das Kind kümmern kann. Persönlichkeit und Partnerschaft werden ebenfalls überprüft, erklärte Planicka. In den Vorbereitungskursen wird auch geklärt, ob sich Eltern vorstellen können, ein Kind zu adoptieren, das möglicherweise gesundheitliche Schäden beispielsweise durch eine Alkoholkrankheit der Mutter hat.

Planicka rechnet nicht damit, dass es in Zukunft besonders viele Adoptionen durch Schwule und Lesben geben wird. Nicht weil diese ausgegrenzt würden, sondern weil die Zahl der zur Adoption freigegeben Kinder im langjährigen Vergleich rückläufig ist. Laut MA 11 wurden 2015 17 Kinder zur Adoption freigegeben, dem standen insgesamt 40 neue Adoptivwerber gegenüber.

Keine neuen Anträge seit Aufhebung des Adoptionsverbots

Dass es seit Aufhebung des Adoptionsverbots noch nicht zu neuen Anträgen gekommen ist, führt Planicka unter anderem darauf zurück, dass es bereits vorher die Möglichkeit für homosexuelle Paare gab, ein Kind zu adoptieren – einerseits über die Stiefkindadoption (ein Partner adoptiert das Kind des anderen) und andererseits durch eine Auslandsadoption. Wenn nämlich die dortigen Gesetze homosexuellen Paaren dies erlauben (was in Südafrika und den USA der Fall ist), erkannten die österreichischen Behörden die Genehmigung der ausländischen Stelle meist an. Zahlen, wie viele Auslandsadoptionen stattfinden, gibt es jedoch nicht.

Als Einzelpersonen durften homosexuelle Frauen und Männer schon bisher ein Kind im Inland adoptieren. In der Praxis haben Singles aber kaum Chancen auf eine Adoption. Seit rund 20 Jahren steht homosexuellen Paaren in Österreich bereits die Pflegeelternschaft offen. Dass nun gleichgeschlechtliche Paare ihre Pflegekinder einfach adoptieren, ist allerdings nicht möglich, da es zur Adoption immer die Freigabe der leiblichen Eltern braucht, betonte Herta Staffa von der MA 11. Die Adoption von Pflegekindern kommt selten vor – allerdings könne es sehr wohl sein, dass sich die leiblichen Eltern mit den Jahren entschließen, das Kind doch zur Adoption freizugeben, so Planicka.

>>Adoptionsverbot für homosexuelle Partner aufgehoben

(apa/red)

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