Die Zusammenarbeit zwischen der zweithöchsten österreichischen Spielklasse und ADEG endet damit nach zweijähriger Kooperation. “ADEG hat vom Kündigungsrecht Gebrauch gemacht. Es wird sicher schwierig, einen neuen Partner zu finden”, gab Kraetschmer zu.
Das Verhältnis zwischen Fußball und Sponsoren war bei der Veranstaltung ebenso ein Thema wie die künftige sportliche Entwicklung. In diesem Zusammenhang bemerkten “Jahrhundert-Fußballer” Herbert Prohaska, ÖFB-Teamchef-Assistent Manfred Zsak, Admira-Sportdirektor Heribert Weber und Ried-Manager Stefan Reiter eine positive Tendenz. “Es ist kein Zufall, dass sich vier Vereine für die Gruppenphase der Europa League qualifiziert haben. Das ist auch deswegen passiert, weil wir in der Nachwuchsarbeit viel aufgeholt haben”, meinte Prohaska. Zsak behauptete, dass sich “von diesen vier Clubs keiner in irgendeiner Liga verstecken muss”.
Alle vier Teilnehmer der Podiumsdiskussion verurteilten den frühzeitigen Wechsel von österreichischen Kickern ins Ausland, noch bevor sie sich in der Bundesliga etabliert haben. “Die zehn bis zwölf besten Fußballer pro Jahrgang werden ins Ausland verschleppt. Vielleicht schafft es dann einer, aber die anderen verschwinden”, kritisierte Reiter.
Die riesigen Nachwuchsakademien etwa vom FC Bayern oder von Chelsea bezeichnete der Oberösterreicher als “reine Imagepflege. Wenn Chelsea einen rechten offensiven Flügelspieler sucht, wird nicht Philipp Prosenik spielen. Dann wird ein fertiger Spieler gekauft”.
Unmittelbar danach wandte sich ÖFB-Präsident Leo Windtner in einer gemeinsamen Talk-Runde mit Generaldirektor Alfred Ludwig ebenfalls gegen den zu frühen Transfer heimischer Kicker ins Ausland und bekräftigte die Bereitschaft, Österreich künftig noch stärker als Ausbildungsland positionieren zu wollen. “Physisch sind wir schon gut, aber wir sind nicht mit Individualisten gesegnet. Daran müssen wir arbeiten.”
Davor hatten bereits Bundesliga-Präsident Hans Rinner, Austria-Manager Kraetschmer und Rapid-Manager Werner Kuhn in einer Gesprächsrunde ihre Ansichten in der Debatte um den neuen TV-Vertrag noch einmal dargelegt. “Wir wollen die bestmögliche TV-Präsenz zum bestmöglichen Geld”, so die Formulierung von Rinner.
Weiters warnte Spielergewerkschafts-Vertreter Gernot Zirngast vor Fehlentwicklungen im heimischen Fußball. “Die Bundesliga darf nicht Kärnten werden”, forderte der Steirer. Viele Funktionäre wollten sich “einigeln”, außerdem besitzen Clubchefs laut Zirngast zu viel Macht. “Es muss mehr Durchgriffsrecht für die Liga geben. Derzeit entscheiden alles die Vereine”, erklärte der VdF-Mitarbeiter, der sich auch eine Neudefinition der Ersten Liga als Amateur-Liga wünschte und die Doppelfunktion von Rinner als Präsident der Liga und von Sturm Graz kritisierte. “Das ist so, als ob ein Landeshauptmann gleichzeitig Kanzler wäre.”
Auch Christian Zulehner, Country Manager von Puma Österreich, bemängelte die Zustände im heimischen Fußball. “Man muss da ansetzen, dass Funktionäre Millionen-Budgets verwalten, die dieser Sache nicht gewachsen sind.” Etwas weniger drastisch äußerte sich Georg Kovacic, Kommunikationsleiter von adidas Österreich. “Wir haben einen gut funktionierenden ÖFB und eine im wesentlichen gut funktionierende Bundesliga. Ich habe aber nicht den Eindruck, dass alle Beteiligten für das Produkt Fußball an einem Strang ziehen.”