Die Anwälte des angeklagten Unteroffiziers Charles Graner wollen dem Gericht in Fort Hood darlegen, dass ihr Mandant nur Befehle mit dem Ziel befolgt habe, Häftlinge für Verhöre gefügig zu machen.
Als letzter Zeuge der Anklage sagte am Dienstag ein irakischer Häftling aus, dass er von Graner und anderen Aufsehern gezwungen worden sei, sich vor den Augen weiblicher Soldaten auszuziehen und mit anderen Häftlingen zu einer menschlichen Pyramide aufzustellen. Dann sei ihm befohlen worden zu masturbieren.
Ich konnte es zuerst nicht glauben, sagte Hussein Mutar in einer Videoaufzeichnung. Zuvor hatte der syrische Häftling Amin al-Sheikh ebenfalls in einer Videoaufzeichnung erklärt, dass er von Graner körperlich misshandelt worden sei. Der Angeklagte habe ihn gezwungen, entgegen seinen religiösen Überzeugungen Schweinefleisch zu essen und Alkohol zu trinken.
Graners Anwalt Guy Womack sagte, die Zeugenaussage Al-Sheikhs sei positiv für seinen Mandanten gewesen. Das war das Gesicht des Feindes, sagte Womack. Es ist eindeutig, dass er Amerika hasst.
Dem 36-Jährigen Graner, Reservist der 372. Militärpolizeikompanie, werden Körperverletzung, unzüchtige Handlungen und Pflichtversäumnis vorgeworfen. Ihm droht bei einem Schuldspruch in allen Anklagepunkten eine Haftstrafe bis zu 17 Jahren und sechs Monaten.
Ex-Gefangene belasten US-Offizier Graner in Folterprozess
Der wegen Gefangenenfolter angeklagte US-Soldat Charles Graner ist von ehemaligen Häftlingen vor einem Militärgericht schwer belastet worden. Der Syrer Amin al Sheikh bezeichnete Graner und dessen Kameraden in einer Aussage für den Prozess in Fort Hood (Texas) am Dienstag (Ortszeit) als die Führungsfiguren bei den Misshandlungen im irakischen Gefängnis Abu Ghraib bei Bagdad. Ein anderer Ex-Gefangener beschrieb, wie die Soldaten Häftlinge sexuell misshandelten und dabei lachten. Der 36-jährige Graner ist vor dem US-Militärgericht wegen physischer, psychischer und sexueller Misshandlungen angeklagt. Der Angeklagte plädierte auf nicht schuldig.
Graner und seine Begleiter waren es, die folterten. Sie waren die Experten, sagte Sheikh in einer am Dienstag im Gerichtssaal gezeigten Video-Aussage. Damit grenzte er den angeklagten US-Soldaten gegen Offiziere und Mitarbeiter von privaten Sicherheitsdiensten ab, die die Verhöre führten. Diese seien meist nicht an den Misshandlungen beteiligt gewesen. Sheikh hatte auf Seiten der Iraker gegen die US-Armee gekämpft und war bei einer Gefängnismeuterei in Abu Ghraib im Oktober 2003 am Bein und an der Brust verletzt worden.
Graner vertritt diese gestörten Menschen, sagte der Zeuge in seiner im vergangenen Monat aufgenommenen Befragung. Der US-Offizier sei auf sein verletztes Bein gesprungen und habe ihn mit einem Metallstab auf seine Wunden geschlagen. Er habe vor Schmerzen geweint. Ein Militärarzt bestätigte dem Gericht, dass Amin dauerhafte Gehbehinderungen davongetragen habe. Ein anderes Mal habe Graner ihn gezwungen, Schweinefleisch zu essen, Alkohol zu trinken und die islamische Religion schlecht zu machen, sagte Amin al Sheikh. Graner habe Vergnügen bei den Misshandlungen empfunden: Er lachte, pfiff und sang. Zudem habe ihm ein jemenitischer Mitgefangener berichtet, dieser sei von Graner gezwungen worden, aus der Toilette zu essen. Graner hat seinem Land und seinem Volk wirklich geschadet, fügte der Syrer hinzu.
Der frühere Häftling Hussein Matar sagte aus, die Soldaten folterten uns, als ob es Theater für sie wäre, sie lachten. Der wegen Autodiebstahls in Abu Ghraib inhaftierte Mann berichtete, wie er brutal geschlagen wurde. Er sei gezwungen worden, sich nackt auszuziehen und vor anderen Häftlingen zu masturbieren, bevor er auf einen Haufen von Gefangenen gestoßen worden sei. Mit zitternder Stimme identifizierte Matar sich selbst auf mehreren der Fotos, die den Misshandlungsskandal weltweit publik gemacht hatten.
Graner ist in insgesamt fünf Punkten angeklagt. Bei einer Verurteilung drohen ihm bis zu 17 Jahre und sechs Monate Haft. Die Verteidigung argumentiert, seine Vorgesetzten hätten die Misshandlungen befohlen, um die Gefangenen für Verhöre weich zu machen. Ein Anwalt Graners hatte die Misshandlungen am Montag verharmlost. Es handelt sich um den ersten Prozess zu dem Skandal, der in den USA stattfindet. Im vergangenen Jahr waren drei Soldaten wegen der Misshandlungen von einem US-Militärgericht in Bagdad zu Haftstrafen zwischen acht Monaten und acht Jahren verurteilt worden.