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Abu-Ghraib: Angeklagter fühlt sich "fantastisch"

Der mutmaßliche Rädelsführer der Häftlingsmisshandlungen im Bagdader Gefängnis Abu Ghraib, Charles Graner, fühlt sich vor der Urteilsverkündung in seinem Militärprozess "fantastisch".

Er habe „das Lächeln noch nicht verloren“, sagte der Stabsgefreite, nachdem die Verteidigung am Donnerstag (Ortszeit) nach überraschend kurzer Zeit ihre Beweisführung beendet hatte. Nach den Schlussplädoyers am Freitagvormittag sollten die Geschworenen-Beratungen beginnen.

Das Weiße Haus bekräftigte unterdessen, dass es entschieden gegen Folter sei. Sprecher Scott McClellan reagierte damit auf einen Bericht der „New York Times“, dem zufolge der Kongress auf Drängen des Weißen Hauses ein Gesetz zum Verbot von Folter bei Verhören fallen gelassen hat. Danach erklärte die bisherige Sicherheitsberaterin und künftige Außenministerin Condoleezza Rice in einem Brief, ein derartiges Gesetz würde ausländische Gefangene schützen, die darauf nach geltenden Bestimmungen keinen Anspruch hätten. McClellan sagte, die US-Regierung lehne das Gesetz ab, weil es schon genügend andere mit einem Folterverbot gebe.

Graner werden in dem Prozess in Fort Hood (Texas) Misshandlung, Körperverletzung und unsittliche Handlungen vorgeworfen. Ihm drohen über 17 Jahre Haft, sollte er in allen Anklagepunkten schuldig gesprochen werden. Die Verteidigung hatte hauptsächlich argumentiert, ihr Mandant habe lediglich Befehle von Vorgesetzen befolgt, Gefangene vor Verhören „weich zu klopfen“. Allerdings wurde dies nicht von allen Zeugen der Verteidigung gestützt: Es gab widersprüchliche Angaben darüber, ob es klare Befehle, eine Ermutigung oder lediglich eine Duldung der Gewalttaten durch Soldaten höherer Ränge gab.

Den Geschworenen liegen bei den Urteilsberatungen ferner E-Mails vor, die Graner an Freunde und Familienmitglieder – darunter seine Kinder – aus dem Irak geschickt hatte. Nach Medienberichten bestehen sie aus Folterbildern mit Begleittexten. Ein Bild zeige einen blutenden, vor Schmerzen schreienden Gefangenen, und Graner habe dazu geschrieben: „Eine andere langweilige Arbeitsnacht.“

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