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Abtreibungs-Referendum in Portugal

In Portugal sind am Sonntag rund 8,7 Millionen Wahlberechtigte aufgerufen, über eine Liberalisierung des Abtreibungsrechts zu entscheiden.

Das traditionell katholische Land hat eines der strengsten Abtreibungsgesetze Europas; die sozialistische Regierung will erreichen, dass Abtreibungen künftig bis zur zehnten Schwangerschaftswoche generell straffrei bleiben sollen.

Umfragen zufolge unterstützt eine knappe Mehrheit der Portugiesen diesen Vorstoß. Das Ergebnis ist jedoch nur bei einer Wahlbeteiligung von mehr als 50 Prozent bindend. Bis zum Mittag zeichnete sich eine schwache Beteiligung ab.

In zahlreichen Gottesdiensten riefen die Priester Sonntag früh dazu auf, gegen eine Lockerung der Regeln zu stimmen. Derzeit wird ein illegaler Schwangerschaftsabbruch in Portugal mit bis zu drei Jahren Gefängnis bestraft. Erlaubt ist eine Abtreibung bis zur zwölften Schwangerschaftswoche nur nach einer Vergewaltigung, bei Gefahr für das Leben der Mutter oder im Fall einer möglichen schweren Missbildung des Kindes. Ärzte, die eine illegale Abtreibung ausführen, können für acht Jahre hinter Gitter kommen. Unter den 27 EU-Staaten haben nur Irland, Malta und Polen ähnliche oder noch strengere Vorschriften.

Die sozialistische Regierung strebt eine Angleichung an die in den meisten europäischen Ländern geltenden Fristenlösungen an. Ministerpräsident Socrates hatte im Vorfeld für ein „Ja“ beim Referendum geworben, damit Portugal „vom Konservativismus zu Modernität und Fortschritt“ übergehe. Bei den letzten Umfragen waren die Befürworter mit gut 51 Prozent in der Mehrheit gegenüber knapp 44 Prozent, die mit Nein stimmen wollen.

Die Wahllokale sollen um 20.00 Uhr MEZ schließen; mit ersten Hochrechnungen wird eine Stunde später gerechnet.

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