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Absolutes Rauchverbot in allen Lokalen?

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Österreichs Lungenfachärzte fordern ein absolutes Rauchverbot in allen Gastronomiebetrieben - ohne Ausnahmen. Übertrieben?

Ein wirksamer Nichtraucherschutz für Gäste und Beschäftigte sei nur durch ein generelles Rauchverbot gewährleistet, hieß es am Mittwoch in einer Aussendung der Österreichischen Gesellschaft für Pneumologie (ÖGP). Erfahrungen in anderen Ländern hätten das als einzig praktikable Möglichkeit ausgewiesen.

Sylvia Hartl, Generalsekretärin der ÖGP und auch der Europäischen Gesellschaft der Lungenspezialisten (ERS) ortet in den bisher getroffenen Maßnahmen mit freiwilligen Verpflichtungen zur Einrichtung von Nichtraucherzonen in Lokalen schlichtweg ein „Scheitern“, das neue und striktere Maßnahmen unumgänglich mache. Es sei falsch, „durch halbherzige Maßnahmen den wirksamen Nichtraucherschutz weiter zu verzögern“.

Die Lungenfachärztin: „Internationale Beispiele belegen, dass es keine Alternative zum generellen Rauchverbot in allen Gastronomiebetrieben gibt – vorausgesetzt, man nimmt den Schutz der Nichtraucher und das Rauchverbot am Arbeitsplatz ernst.“ Nur ein ausnahmsloses Rauchverbot in allen Lokalen gewährleiste den wirksamen Schutz der dort Beschäftigten, betonte Sylvia Hartl.

Es sei auch kein Zufall, dass der Nichtraucherschutz nur in jenen Ländern gut funktioniere, die ein generelles Rauchverbot am Arbeitsplatz – also inkl. Gastronomie – erlassen haben, wie etwa Italien, Irland und Norwegen. Die Ärztin appellierte in diesem Zusammenhang an Gesundheitsministerin Andrea Kdolsky (V), das Rauchverbot in der Gastronomie – ohne jede Ausnahme – rasch gesetzlich festzuschreiben und in der Praxis umzusetzen. Dafür brauche es keine Übergangsfristen und keine Investitionen der Betriebe. Einer sofortigen Einführung stünde daher auch nichts im Wege.

“Österreich darf nicht auch beim Nichtraucherschutz EU-Schlusslicht werden, wie dies beim Verbot der Nikotinwerbung bereits der Fall war“, warnte die Lungenfachärztin. Und: „Es ist geradezu peinlich, dass wir EU-weit auch hier schon an drittletzter Stelle liegen.“

Dabei könnte die Alpenrepublik von den Erfahrungen anderer Länder, die hier wesentlich weiter seien, wie etwa Norwegen, Italien und Irland, einiges lernen. So habe es überall zu Beginn die Diskussion um Nichtraucherbereiche bzw. abgeschlossene Nichtraucher-Räumen gegeben. Alle Länder hätten aber letztlich erkennen müssen, dass nur ein generelles Rauchverbot in allen Gastronomiebetrieben die einzig umsetzbare Alternative sei.

In den vergangenen Jahren, so Sylvia Hartl, haben sich weltweit 21 seriöse Studien mit der Frage nach den wirtschaftlichen Konsequenzen eines generellen Rauchverbots für die Gastronomie befasst. Das Ergebnis laut der Expertin: „Keine dieser Studien berichtete über negative Auswirkungen von Rauchverboten auf Einnahmen und Arbeitsplätze. Vier Studien berichteten hingegen über positive Auswirkungen auf den Umsatz von Restaurants, Bars, Hotels und Touristikunternehmen.“

Dazu kommt, so die ÖGP-Generalsekretärin, dass viele ausländische Gäste von Österreich als Tourismusland eine Einschränkung des Qualms in der Gastronomie bereits erwarteten. Sylvia Hartl: „Ich muss mir leider immer wieder von Gästen sagen lassen, dass unsere Lokale unangenehm verraucht sind.“ Positiv zu werten seien Ankündigungen der Gesundheitsministerin, die Raucherentwöhnung eventuell auch auf Krankenschein zu ermöglichen.

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