Nach dem überwältigenden Erfolg des bürgerlich-konservativen Bündnisses UMP des neuen Staatspräsidenten Nicolas Sarkozy im ersten Durchgang der Parlamentswahlen haben die französischen Parteien am Montag erste Sondierungen für Bündnisse in der zweiten Runde am kommenden Sonntag aufgenommen. Sarkozys unterlegene Konkurrentin, die Sozialistin Ségolène Royal, kündigte Gespräche mit der Demokratischen Bewegung (MoDem) des Zentrumspolitikers Francois Bayrou an. Man müsse eine exzessive Machtkonzentration bei der UMP verhindern, sagte Royal im Rundfunk.
Bayrou, Drittplatzierter bei der Präsidentschaftswahl vor fünf Wochen, warnte noch am Wahlabend vor einem Mangel an Balance, den das Land noch bedauern werde. Ex-Premierminister Jean-Pierre Raffarin (UMP) erklärte seinerseits, man müsse den Bayrou-Anhängern die Hand reichen, um die Basis der Regierung zu verbreitern. MoDem hatte mit 7,61 Prozent am Sonntag deutlich schlechter abgeschnitten als Bayrou selbst bei der Präsidentenwahl mit 18,57 Prozent. Er kann höchstens mit vier Mandaten rechnen, mit seinem Verhalten aber den Ausschlag für den Ausgang in vielen Wahlkreisen geben, wo sich in der Stichwahl Sozialisten und Konservative gegenüber stehen.
Nach dem amtlichen Endergebnis erhielt Sarkozys UMP (Union für eine Volksbewegung) 39,6 Prozent der Stimmen und wird mit ihrem rechtsbürgerlichen Verbündeten Neues Zentrum von Verteidigungsminister Hervé Morin ihre Mehrheit in der Nationalversammlung ausbauen können. Das Präsidentenlager kann laut unterschiedlichen Prognosen mit 383 bis 501 Abgeordneten in der 577 Mitglieder zählenden Nationalversammlung rechnen. Das Neue Zentrum umfasst Politiker der alten UDF, die Bayrou die Gefolgschaft aufgekündigt hatten, um sich Sarkozy anzuschließen. Die Sozialistische Partei (PS) erhielt nach Angaben des Pariser Innenministeriums 24,7 Prozent der Stimmen. Die Kommunisten (PCF) und die rechtsextreme Nationale Front (FN) mussten sich jeweils mit mehr als vier Prozent begnügen.
Im ersten Wahlgang, in dem die absolute Mehrheit in jedem Wahlkreis erforderlich war, wurden 110 der insgesamt 577 Abgeordnetensitze vergeben, davon ging nur einer an einen Sozialisten. Unter den 109 Bürgerlichen waren 98 UMP-Kandidaten, unter ihnen Premierminister Francois Fillon, sowie sechs der insgesamt elf Minister, die zur Wahl angetreten sind. In den anderen Wahlkreisen kommt es am nächsten Sonntag zur Stichwahl. Dabei treten nur noch diejenigen Kandidaten an, die in der ersten Runde mindestens 12,5 Prozent der Stimmen erhalten haben. In der bisherigen Abgeordnetenkammer hatte die UMP 359 Sitze, die PS 149.
Die Wahlbeteiligung betrug 60,44 Prozent, es ist die bisher niedrigste bei Parlamentswahlen in Frankreichs 1958 gegründeter Fünfter Republik.