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Abschluss der Wiener Islam-Konferenz

Die internationale Konferenz zum Thema "Islam in einer pluralistischen Welt" ist am Mittwoch in Wien mit Redebeiträgen hochrangiger Vertreter der drei großen monotheistischen Religionen zu Ende gegangen.

An einer Podiumsdiskussion über „Kulturen im Konflikt und im Dialog“ nahmen der Wiener Erzbischof Kardinal Christoph Schönborn, der Ökumenische Patriarch von Konstantinopel, Bartholomaios I., der Großmufti von Syrien, Ahmad Bader Hassoun, und Rabbi Arthur Schneier, Präsident der New Yorker „Appeal of Conscience Foundation“, teil.

Bei einer abschließenden Publikumsdiskussion erteilten die moslemischen Konferenzteilnehmer der Idee eines Gottesstaates und dem Terrorismus eine klare Absage. Insgesamt ging die Veranstaltung ohne Misstöne, aber auch ohne gemeinsame Schlusserklärung zu Ende. Beobachter der Konferenz hatten bemängelt, dass keine Vertreter fundamentalistischer Strömungen des Islam an der vom Außenministerium und der Orient-Gesellschaft Hammer-Purgstall organisierten Veranstaltung teilgenommen haben.

Schönborn

Bei der Diskussionsrunde der hochrangigen Religionsvertreter stellte Kardinal Schönborn die Frage des – oft als problematisch empfundenen – Missionierungsauftrags in den Mittelpunkt seines Referats. „Sowohl Christentum als auch Islam sind eindeutig missionarische Religionen“, sagte Schönborn. Angesichts der Anforderungen der pluralistischen Gesellschaft forderte der Kardinal „einen klärenden Dialog“ über den Missionsauftrag innerhalb von Christentum und Islam und auch miteinander.

Bartholomaios I.

Der Ökumenische Patriarch Bartholomaios I. mahnte die Gleichberechtigung der Christen in allen mehrheitlich moslemischen Ländern ein. Die Lage der Christen in manchen islamischen Ländern sei unsicher (susceptible) und müsse „wesentlich verbessert werden, sodass die Christen und andere Minderheiten die gleichen Rechte und Möglichkeiten genießen können wie die Moslems in christlichen Ländern“.

Ahmad Bader Hassoun

Der Großmufti von Syrien, Ahmad Bader Hassoun, betonte, aus dem Koran lasse sich kein Tötungsbefehl ableiten. „Wenn ich aus dem Koran herauslesen könnte, dass ich jemanden töten solle, weil er einer anderen Religion angehört, würde ich dem Koran abschwören“, sagte der oberste sunnitische Geistliche Syriens. Hassoun berief sich zugleich auf die Abstammung der drei großen Religionen vom gemeinsamen Schöpfer: „Wir haben den selben körperlichen Vater Adam und den selben spirituellen Vater Abraham.“

Auch der aus Wien stammende Rabbi Schneier bezeichnete die Vertreter der drei monotheistischen Religionen als „Kinder Abrabhams“ Zur Rolle der Religion meinte er, religiöse Führer sollten nicht „Teil des Problems, sondern Teil der Lösung sein“. In politischen Konflikten würde häufig die Religion als Geisel genommen, beklagte Schneier, der 1938 vor der NS-Herrschaft fliehen musste.

Enes Karic

Der Dekan der Islamwissenschaftlichen Fakultät der Universität Sarajevo, Enes Karic, forderte, der Islam werde nur durch Offenheit und globales Agieren so erfolgreich wie der „Westen“ sein können. Karic warnte davor, lokale oder Stammestraditionen als wahrhaft „islamisch“ zu erklären, wie dies manche arabische Propagandisten täten. Dies hindere Moslems, am Fortschritt teilzuhaben.

Bei der hochrangig besetzten Konferen hatten unter anderen die Präsidenten Afghanistans, Hamid Karzai, und des Irak, Jalal Talabani, im Plenum gesprochen, am Eröffnungstag hatte der frühere iranische Präsident Mohammad Khatami, das Wort ergriffen. Die Diskussionen erlangten vor dem Hintergrund der jüngsten islamistischen Anschläge im Nahen Osten und den Jugendkrawallen unter Frankreichs Immigranten größte Aktualität. Die Staatschefs Afghanistans und des Irak nützten die Gelegenheit, über Fortschritte bei Demokratisierung und Wiederaufbau ihrer Länder zu berichten.

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