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Abschied vom Bankierssohn Jakob von Metzler

Worte des Entsetzens, getragene Musik und Menschen, die ihre Tränen nicht zurückhalten können: Noch einmal ist der Trauer über den Tod von Jakob Ausdruck verliehen worden.

In einer Kirche mitten im geschäftigen Zentrum der Frankfurter Innenstadt wurde unter großen Sicherheitsvorkehrungen der Trauergottesdienst für den vor zwei Wochen getöteten Bankierssohn abgehalten. Anschließend wurde das tote Kind auf dem Hauptfriedhof der Stadt beigesetzt.

In den Gesichtern der mehr als 1.000 Zuschauer, die sich rund um die Katharinenkirche mitten im Herzen der Bankenstadt versammelt hatten und den Gottesdienst über Lautsprecher verfolgten, spiegelten sich stille Trauer, Ratlosigkeit, Entsetzen und Abscheu. Manche hatten Tränen in den Augen, manche verharrten mit versteinertem Gesicht, andere machten ihrem Ärger über den mutmaßlichen Mörder Luft.

„Man fragt sich, was ist in diesem Menschen vorgegangen?“, fragte eine alte Frau und schüttelte den Kopf. „Für solche Leute gehört meiner Meinung nach die Todesstrafe“, kommentierte ein 32-jähriger Obdachloser. Andere waren zufällig vorbeigekommen und wunderten sich über den Auflauf von Polizei und Kamerateams.

Für die geladenen Trauergäste, die sich in schwarzen Mänteln einen Weg durch die Einlasskontrollen bahnten, reichten die rund 800 Sitzplätze in der Kirche nicht aus, einige drängten sich noch an den Eingängen. Neben den engsten Familienangehörigen und Freunden hatten in der ersten Reihe Vertreter aus Politik und Wirtschaft Platz genommen, darunter der hessische Ministerpräsident Roland Koch und die Frankfurter Oberbürgermeisterin Petra Roth. Auch Mitschüler von Jakob waren in die Kirche gelassen worden.

Zwischen traurigen Klängen aus Johann Sebastian Bachs „Kunst der Fuge“ und einem Auszug aus Gustav Mahlers fünfter Sinfonie versuchte der evangelische Kirchenpräsident Peter Steinacker, die Trauer in Worte zu fassen. „Die Welt hat eine saugend dunkle Seite“, sagte er in seiner Predigt und würdigte Jakob als „ein Kind voller Urvertrauen, voller Lebensfreude“. Die Pfarrerin Gita Leber ergänzte: „Wir sind innerlich zerrissen durch Trauer und Klage, Entsetzen, Angst, Zorn und Ohnmacht.“

Äußerlich gefasst verließen die Eltern und engsten Familienangehörigen die Kirche und wurden von der Polizei zum Hauptfriedhof im Norden der Stadt begleitet. Vor der Trauerhalle, in der Jakob aufgebahrt war, nahm der Vater Friedrich von Metzler die Beileidsbekundungen der zahlreichen privaten Trauergäste entgegen. Verwandte, Freunde und Bekannte umarmten den Bankier oder klopften ihm auf die Schulter. Mit einem Lächeln zeigte er sich von der Anteilnahme bewegt. Die Polizei kontrollierte unterdessen den Zugang und ließ keine Kamerateams hinein. Nur ein paar Passanten verfolgten die Szene, als die Autos der Trauergäste vorfuhren.

Gegen 13.45 Uhr wurde der Sarg mit Jakobs Leichnam zum Familiengrab im ältesten Teil des Friedhofs getragen. Direkt vor der sogenannten Gruftenhalle, wo die Verstorbenen alter Frankfurter Kaufmanns- und Bankiersfamilien bestattet sind, wurde der Sarg in die Erde gelassen. Als die Familie den Friedhof nach der kurzen Zeremonie wieder verlassen hatte, dauerte es noch lange, bis die zahlreichen Trauergäste von dem toten Kind Abschied genommen hatten. Viele von ihnen konnten ihre Tränen nicht unterdrücken, als sie von dem frischen Grab zurückkehrten.

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