Abschied und ein neuer Treffpunkt im Seelsorgeraum Dornbirn

Dornbirn. Nora Bösch arbeitet mit Begeisterung als Pfarrgemeinde- und Pastoralleiterin in Dornbirn. Im September verabschiedet sie sich in die wohlverdiente Pension. Die letzten Arbeitswochen stehen aber auch ganz im Zeichen von Neuem. Ab Herbst wird es einen neuen Treffpunkt im Seelsorgeraum Dornbirn geben. Dieser wird in den Büroräumlichkeiten von St. Martin sein, die dafür über den Sommer adaptiert werden. Die VN-Heimat traf die angehende Pensionistin zum Interview.
VN-Heimat: Wie lange waren Sie für die Pfarre St. Martin tätig, wie sind Sie zu dieser Tätigkeit gekommen und was hat sich an Ihrer Arbeit in dieser Zeit verändert?
Bösch: Ich bin jetzt genau 15 Jahre in St. Martin. Nach meiner Zeit bei der Eltern- und Glaubensbildung im Katholischen Bildungswerk hat es mich wieder in die pastorale Arbeit in der Pfarre gezogen. Anfangs war ich als Pastoralassistentin vor allem für Erstkommunion, Familiengottesdienste und Firmung zuständig. Durch die Errichtung des Seelsorgeraums haben sich auch die Aufgaben in der Pfarre verändert. Ich war mehr und mehr in verantwortlicher Funktion für die Pfarre, im Predigtdienst und im Beerdigungsdienst tätig. Vor fünf Jahren wurde ich auch Pastoralleiterin von Dornbirn und habe in dieser Funktion versucht, die Pfarren und das Team zu vernetzen und stadtweite Projekte zu fördern.
VN-Heimat: Wie wichtig ist die Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Pfarren in Dornbirn?
Bösch: Die Zusammenarbeit wird immer wichtiger. Es können größere Projekte gemeinsam besser bewältigt werden, wie z.B. im letzten Jahr der umgekehrte Adventkalender und die Schulstartaktion. Angebote der einzelnen Pfarreien bleiben nicht mehr nur auf die eigene Pfarre begrenzt, sondern erreichen Menschen in ganz Dornbirn. Besonders gut gelingt diese Zusammenarbeit schon in der Jugendpastoral und bei der Firmung.
VN-Heimat: Was hat Sie motiviert, so lange in der Pfarre St. Martin zu arbeiten, und was hat Ihnen bei der Arbeit am meisten Freude bereitet?
Bösch: Es war immer das Miteinander, im Team der Hauptamtlichen, mit den vielen Ehrenamtlichen und auch mit vielen Menschen, mit denen nur ein kurzer Kontakt da war, z.B. in einer Trauersituation, bei der Erstkommunion oder anderen Gelegenheiten. Am meisten Freude bereitet haben mir z.B. die Exerzitien im Alltag, einzelne spirituelle Angebote, die Pilgerexerzitien – einfach das, wo ich gespürt habe, dass wir alle als Suchende unterwegs sind und miteinander das Leben und den Glauben geteilt haben.
VN-Heimat: Im Seelsorgeraum Dornbirn wird ein neuer Treffpunkt Kirche eröffnet. Was ist die Idee hinter diesem Treffpunkt?
Bösch: Das Anliegen ist, dass es in Dornbirn einen Ort gibt, der großzügige Öffnungszeiten hat und wir als Kirche besser für die Menschen in Dornbirn da sein können. Ich denke, dass durch diese Vernetzung auch die Zusammenarbeit der Pfarren noch besser gelingt. Im Treff.Punkt Kirche können Menschen aller Pfarren mit ihren Anliegen kommen, z.B. für Taufanmeldungen oder andere Fragen. Es wird auch eine Möglichkeit geben, mit einem Seelsorger oder einer Seelsogerin über Lebens- und Glaubensfragen zu sprechen. Außerdem wird es hier Infos zu allen Angeboten in ganz Dornbirn geben – damit wird auch die Zusammenarbeit unter den Pfarren noch verbessert.
VN-Heimat: Welche Rolle sehen Sie für die Kirche in der heutigen Gesellschaft und worin liegen Ihrer Meinung nach die größten Herausforderungen?
Bösch: Die Kirche soll ein Ort sein, an dem Menschen mit den Fragen ihres Lebens gehört und begleitet werden. Kirche soll auch ein spiritueller Raum sein, der zur Begegnung des Einzelnen mit Gott einlädt. Auch Gemeinschaft soll erfahren werden. Und natürlich hat die Kirche immer auch den Auftrag, soziale Nöte zu sehen und zu lindern. Im Treffpunkt Kirche wird es da ein Angebot für Gespräche geben, und auch bei verschiedenen Fragen und Sorgen kann hier weitergeholfen werden. Die größte Herausforderung liegt darin, dass die offenen Themen angegangen werden: Die Frauenfrage, das Pflichtzölibat, die Akzeptanz vielfältiger Lebensformen und in der Pfarrgemeinde ist es, Ehrenamtliche zu finden. Die Bedingungen für das ehrenamtliche Engagement haben sich stark verändert. Es gilt, Menschen zum Mittun zu ermutigen, weil sich immer wieder zeigt, dass es ein Geben und auch ein Nehmen ist. Unsere Ehrenamtlichen sagen oft, dass sie durch ihren Einsatz auch selbst ganz viel zurückbekommen.
VN-Heimat: Was wünschen Sie sich für die Zukunft der Kirche in Dornbirn und für Ihre Nachfolgerin Heidi Achammer?
Bösch: Ich wünsche mir vor allem, dass es weiterhin ein gutes Miteinander ist, von Priestern, Hauptamtlichen und Ehrenamtlichen. Nur gemeinsam können die vielfältigen Aufgaben angegangen werden, jede und jeder Einzelne ist da wichtig. Für meine Nachfolgerin, dass sie die Besonderheit der Kirche am Marktplatz sehen und schätzen lernt. Als Kirche mitten in der Stadt ist diese mitten im gesellschaftlichen Leben präsent. Und ich bin zuversichtlich, dass Heidi Achammer mit unseren engagierten Haupt- und Ehrenamtlichen da gut hineinfinden wird.
VN-Heimat: Vielen Dank für das Gespräch und für den neuen Lebensabschnitt wünschen wir alle Gute! (cth)
Zur Person:
Nora Bösch
Wohnort: Lustenau
Geb.: 1962
Beruf: Gemeindeleiterin St. Martin und Pastoralleiterin im Seelsorgeraum Dornbirn
Familienstand: verheiratet, zwei erwachsene Töchter
Hobbys: wandern, kochen, lesen, reiten
Lebensmotto: “Alles fügt sich”