Stattdessen hat der Blockbuster, der am Donnerstag ins Kino kommt, trotz vieler unterhaltsamer Stellen doch erstaunliche Längen und bedient vor allem eine Frage: Was zum Geier schaue ich mir hier eigentlich gerade an?
Geschichtspathos und Genrespektakel: “Abraham Lincoln Vampirjäger”
Die Kreuzung von historischen Stoffen mit Fantasywesen hat sich für Autor Grahame-Smith zu einer Goldgrube entwickelt. Seine untote Version eines Jane-Austen-Klassikers unter dem Titel “Stolz und Vorurteil und Zombies” hatte auf Anhieb eine riesige Fangemeinde, und Tim Burton hat sich alsbald die Rechte an der darauf folgenden vampiresken Adaption der Lincoln-Biografie gesichert, die ebenfalls zum Hit wurde. In dem Buch sind es verdeckte Vampire, die kein Interesse an einem Ende der Sklaverei haben, da sie stets frisches Blut benötigen und daher die Südstaaten in ihrem Kampf unterstützen. Und Lincoln hat auch persönliche Motive, hat einer der Blutsauger doch einst seine Mutter getötet.
Was man auch immer von der Genre-Kombination halten mag, die historischen Fakten hat Grahame-Smith alle parat – die wichtigsten politischen Stationen des 16. US-Präsidenten, die zentralen Wegbegleiter, die entscheidende Schlacht von Gettysburg. Lincoln bleibt dabei stets der ikonische Held der amerikanischen Geschichte, als der er meist gezeichnet wird, nur dass er eben mit seiner Axt auch zwischendurch Vampire enthauptet. Die Inszenierung in 3D macht jene Teile, die mehr einer pathetischen Geschichtsstunde gleichen, jedoch auch nicht plastischer – und die Action bleibt abgesehen von drei ausladenden Sequenzen (Landsitz, Pferdeherde, fahrender Zug) relativ überschaubar.
Wer sich bedingungslos auf die etwas bizarre Prämisse einlässt, wird mit “Abraham Lincoln Vampirjäger” aber mit Sicherheit seine Freude haben. Bei allen anderen werden zwischendurch einige Fragen auftauchen: Warum wurde der Part der Hauptfigur mit dem relativ unbekannten Broadway-Schauspieler Benjamin Walker (“Flags of our Fathers”) besetzt und nicht mit Eric Bana oder Adrien Brody, die ursprünglich im Gespräch waren? Warum wurde angesichts der trashigen Vorlage nicht mehr mit (schwarzem) Humor gearbeitet? Wie kommt Kritikerpapst Roger Ebert darauf, dass dies “ohne Zweifel der beste Film” sei, “den wir jemals zu diesem Thema sehen werden”? Und – was zum Geier schaue ich mir hier eigentlich gerade an?
(APA)