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Abizaid kritisiert US-Geheimdienst-Dossiers

US-General Abizaid hat die Glaubwürdigkeit von Informationen der US-Geheimdienste über irakische Massenvernichtungswaffen in Zweifel gezogen.

Die vor dem Krieg präsentierten Erkenntnisse seien „auf beunruhigende Art und Weise unvollständig“ gewesen, kritisierte General John Abizaid, der künftige Oberbefehlshaber der US-Truppen im Irak, am Mittwoch vor dem Senat in Washington. US-Senatoren forderten von Präsident George W. Bush ein Eingeständnis, dass die US-Präsenz im Irak viel länger und teurer sein werde als bisher zugegeben.

Nach Abizaids Worten hatte die Führung der US-Streitkräfte den Krieg gegen den Irak wegen der mangelhaften Geheimdienstinformationen mit falschen Vorstellungen begonnen. Beim Vormarsch auf Bagdad seien die Befehlshaber überzeugt gewesen, dass sie beim Überschreiten einer „roten Linie“ auf Chemiewaffen stoßen würden. Der künftige Chef der US-Truppen im Irak und der Nahost-Region hob kritisch hervor, dass bisher keine einzige chemische oder biologische Waffe gefunden worden sei. Dabei räumte Abizaid ein, „dass wir nicht vollständig Recht gehabt haben“. Die taktischen Erkenntnisse der Geheimdienste zur Vorbereitung der Kampfhandlungen seien jedoch sehr nützlich gewesen.

Einem Bericht des Senders CNN zufolge übergab der frühere irakische Atomwissenschaftler Mahdi Obeidi den US-Behörden Teile einer Gaszentrifuge und Dokumente über das irakische Nuklearprogramm. Obeidi habe die Zentrifuge, die bei der Atomwaffenentwicklung eingesetzt werden kann, bereits 1991 auf Anweisung der Regierung von Saddam Hussein in seinem Garten vergraben, berichtete der Nachrichtensender. Seitdem habe der Wissenschaftler nicht mehr an dem Programm gearbeitet. Ein Sprecher der Internationalen Atomenergie-Organisation (IAEO) sagte: „Die Funde und Obeidis Aussagen scheinen zu bestätigen, dass es nach 1991 kein Atomwaffenprogramm im Irak gab.“

Der republikanische US-Senator Richard Lugar forderte das Weiße Haus zu einer ehrlichen Bestandsaufnahme der Lage im Irak auf: „Wir müssen die floskelhaft wiederholte Vorstellung, dass wir nur so lange wie nötig im Irak bleiben, hinter uns lassen. Das ist Unsinn. Wir werden lange Zeit dort bleiben.“ Der Vorsitzende des auswärtigen Ausschusses des Senats schätzte die Kosten der US-Präsenz im Irak auf monatlich drei Milliarden Dollar (2,6 Milliarden Euro). Bushs Parteikollege verwies darauf, dass sich die irakischen Öleinnahmen in diesem Jahr nur auf fünf Milliarden Dollar und im kommenden Jahr auf 15 Milliarden Dollar belaufen werden. Die US-Mission im Irak werde mindestens fünf weitere Jahre dauern.

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