Cameron ist in der Affäre massiv unter Druck geraten, weil er den Hauptverdächtigen im Abhörskandal, den früheren Chefredakteur der Boulevardzeitung “News of the World”, Andy Coulson, zu seinem Pressechef machte. “Rückblickend betrachtet hätte ich ihm diesen Job nicht angeboten”, gestand der konservative Politiker ein. “Aber man trifft Entscheidungen nicht im Rückblick, sondern wenn sie anstehen.” Zugleich übernahm Cameron die Verantwortung für die Ernennung Coulsons, die er bereue und sehr bedauere. Coulson war bereits Anfang des Jahres kurz nach Ausbruch der Abhöraffäre als Camerons Pressechef zurückgetreten.
Das Medienimperium Murdochs steht den Konservativen nahe und hat diese auch vor der Unterhauswahl im Mai 2010 unterstützt. Damals gelang es Cameron, die Labour-Regierung abzulösen. Der Regierungschef räumte ein, dass in der vergangenen Legislaturperiode sowohl die Labour-Regierung als auch die von ihm geführte Opposition Fehler begangen hätten. Daher sei es nun erforderlich, die Dinge “ein für alle Mal” zu regeln statt “politisches Kleingeld zu wechseln”, sagte er unter dem Gejohle der konservativen Abgeordneten.
Die Abhöraffäre habe nämlich das Vertrauen der britischen Öffentlichkeit in die Presse und auch die Polizei erschüttert, sagte Cameron. Die Korruption bei der Polizei müsse “ausgerottet” werden, betonte er. Einer der Maßnahmen dafür sei, dass es künftig bei der Polizei gewählte Spitzenbeamte geben soll. Wegen nachlässiger Ermittlungen und einem persönlichen Naheverhältnis zu Murdoch-Medien mussten bereits der Chef der Londoner Polizei, Paul Stephenson, sowie der damalige Chefermittler John Yates ihren Hut nehmen.
Cameron wies Vorwürfe, seine Regierung habe die Ermittlungen in der Abhöraffäre behindert, vehement zurück. Man habe der Polizei gesagt, “dass die verhaften können, wen sie wollen und genau das haben sie getan”. “Wir haben die Ermittlungen nicht beeinflusst”. Auch Absprachen bezüglich des mittlerweile gescheiterten Milliardendeals rund um den Fernsehsender BSkyB, den der Murdoch-Konzern übernehmen wollte, dementierte Cameron.
APA