Streit um ersten Krankenstandstag

Unterstützung kommt nur von der Wirtschaftskammer. Wirtschaftsbund-Generalsekretär Haubner hatte gefordert, dass die Entgeltfortzahlung im Krankheitsfall künftig erst am zweiten Tag des Krankenstandes beginnen soll.
“Politisch unverfroren”
Für den Leitenden Sekretär des ÖGB, Bernhard Achitz, ist die Forderung “politisch unverfroren” und “wirtschaftlicher Unsinn”. Kranke Arbeitnehmer seien anfälliger für Arbeitsunfälle und wer sich nicht rasch auskuriere, riskiere einen langen Krankenstand. Dazu komme die Ansteckungsgefahr. “Damit sollte klar sein, dass es für einen Betrieb sinnvoller ist, wenn kranke MitarbeiterInnen zu Hause bleiben”, sagte Achitz in einer Aussendung am Samstag.
“Besonders geschmacklose Initiative”
Der stellvertretende FPÖ-Obmann Norbert Hofer bezeichnete den Vorschlag als “besonders geschmacklose Initiative”. Für ihn unterstellt Haubner, dass Arbeitnehmer bei eintätigen Krankenständen “blau machen”. Dabei seien von eintätigen Krankenständen vor allem chronisch Kranke mit regelmäßigen Kontrolluntersuchungen betroffen. Sie wären die “Hauptopfer dieser unsozialen Politik”, so Hofer.
Krankenstände könnten sich verlängern
BZÖ-Arbeitnehmersprecher Sigisbert Dolinschek bezeichnete die Idee als “kontraproduktiv, unausgegoren und schlichtweg dumm”. Er geht davon aus, dass – sollte für den ersten Krankenstandstag kein Gehalt gezahlt werden – die Betroffenen eben zum Arzt gehen und sich für mehrere Tage krankschreiben lassen würden. Dies würde letztendlich mehr kosten als ein Tag im Bett, so Dolinschek in einer Aussendung.
“Verspäteter Aprilscherz”
Die grüne Arbeitnehmersprecherin Birgit Schatz vermutet in der Haubner-Idee einen “verspäteten Aprilscherz”. “Die Entgeltfortzahlung bei Krankheit schützt nicht nur die kranken MitarbeiterInnen, sondern auch die Betriebe. Wer sie einschränkt, erntet Menschen, die mit Fieber in die Arbeit gehen und andere anstecken können”, so Schatz in einer Aussendung. Sie vermutet, dass Haubner ohnehin nur auf die schnelle Schlagzeile aus war “und nicht überlegt hat, was er da fordert”.
Widerstand aus den eigenen Reihen
Widerstand kommt außerdem auch aus der eigenen Partei. Der ÖVP-Arbeitnehmerbund ÖAAB lehnt den Vorstoß Haubners deutlich ab. “Wir respektieren die Position des Wirtschaftsbundes zu Krankenständen. Aber wir vertreten eine andere Position”, sagte ÖAAB-Generalsekretär Mandl. Er betonte, dass auch der ÖAAB für eine Senkung der Lohnnebenkosten eintrete. Dies könne allerdings nicht bedeuten, die Kosten auf die Arbeitnehmer zu verlagern.
Unterstützung von der Wirtschaftskammer
Unterstützt wird Haubner nur von der Wirtschaftskammer. Für Generalsekretärin Anna Maria Hochhauser (V) wäre eine Entlastung der Unternehmen durch Übernahme des ersten Krankenstandstages durch die Arbeitnehmer “hoch an der Zeit”. Sie verwies in einer Aussendung darauf, dass zuletzt mehrere neue Kostenbelastungen für die Betriebe eingeführt worden seien – etwa das Recht auf Elternteilzeit, der Mehrarbeitszuschlag für Teilzeitarbeitende und die “Auflösungsabgabe” bei Kündigungen. Außerdem müssten Betriebe immer öfter auch Entgeltfortzahlung für Situationen leisten, die nichts mit der betrieblichen Sphäre zu tun hätten.
(APA)