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Abenteuerliche Flucht vor dem Krieg

Jene 40 Österreicher, die in den frühen Morgenstunden auf der Flucht vor den israelischen Angriffen von Damaskus nach Wien-Schwechat geflogen wurden, haben auf ihrer beschwerlichen Reise teils riskante Situationen erlebt.

“500 Meter vom Haus meiner Großmutter entfernt schlugen die Bomben ein”, erzählte der libanesischstämmige Wiener Charlie Matar der APA.

„Die Häuser haben bei den Angriffen richtig gewackelt”, berichtete der 20-Jährige. Er hatte nahe der syrischen Grenze Verwandte besucht. Natürlich sei er froh, wieder in Wien zu sein, „für mich war es aber nicht so schlimm. Für die Kinder meiner Tante war es furchtbar”, sagte Matar. Viele der Heimkehrer waren mit ihrem Nachwuchs unterwegs gewesen. Die meisten hatten Verwandte besucht oder waren im Libanon auf Urlaub gewesen.

„Für meinen Sohn war das nicht lustig”, sagte Leila Abolass, die den sechsjährigen Oliver in der Ankunftshalle am Airport in die Arme schloss. Ihr Mann war mit den Kindern auf Urlaub gewesen. Sie bedaure, dass der Kleine nun dasselbe mit erleben müsse, „wie wir vor 20 Jahren”. „Die Situation ist katastrophal”, sagte ihr Mann, Abdou Abou Assi, der seit 18 Jahren in Wien lebt: „Meine Familie und ich haben wie jedes Jahr einen Kurzurlaub in meiner Heimat gemacht. Jetzt ist alles ist kaputt, überall waren Bomben – neben, zwischen, über uns.” Seine 13-jährige Tochter Natalie pflichtete ihm bei: „Es ist schon schlimm, wenn man im Urlaub ist, und dann passiert so etwas.”

Naccash Rabih hat seine Frau Merhi Abir, seine Tochter und seine Mutter am Wiener Flughafen abgeholt: „Meine Frau ist im sechsten Monat schwanger. Das alles mitzuerleben ist schwer. Meine Familie hat seit Tagen nicht geschlafen. Wir sind froh, dass sie wieder hier sind”, erzählte der Grazer.

Aus ihrem Wohnort im Südlibanon musste die Niederösterreicherin Sabine Drakel mit ihren Kindern flüchten. „Ich hoffe, dass auch mein Mann gesund nach Österreich kommt”, sagte sie. Als UNO-Mitarbeiter sei er vorerst im Krisengebiet geblieben. „Die Situation ist ganz schlimm dort”, erzählte Drakel. Vor allem am Flughafen in Damaskus gehe es „wild zu”. „Wir wurden beschimpft”, erzählte die Mutter zweier Buben. EU-Bürger werden ausgeflogen und Araber nicht, habe es geheißen.

Lob von den Reisenden gab es für die österreichische Botschaft in Beirut. „Die Botschaft war hilfsbereit und hat alles getan”, sagte Nassim Antoine Fayssal. Der 44-Jährige, der seit 16 Jahren in Österreich wohnt, war zu einem „großen Familientreffen” in den Libanon geflogen. Seine Eltern seien dort geblieben.

Die AUA-Sondermaschine mit der Flugnummer OS 1042 aus Damaskus war um 6.42 Uhr am Wiener Flughafen gelandet. Die Reise der Heimkehrer hatte für viele allerdings schon am Montag oder Sonntag begonnen, als sie mit Buskonvois aus dem Libanon in die syrische Hauptstadt gebracht wurden. Dort haben die Österreicher und andere Flüchtlinge, darunter Schweizer und Deutsche, in Hotels zusammengewartet, sagte Valerie Hauf vom Außenministerium.

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