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Abdullah-Zentrum verlässt Österreich und zieht nach Genf

Der KAICIID-Sprecher will den Bericht weder bestätigen noch kommentieren.
Der KAICIID-Sprecher will den Bericht weder bestätigen noch kommentieren. ©APA
Das bisher in kWien ansässige "König-Abdullah-Zentrum für interreligiösen und interkulturellen Dialog" soll Berichten zufolge Österreich verlassen. Ein Umzug nach Genf sei geplant.

Das 2012 gegründete, bisher in Wien ansässige "König-Abdullah-Zentrum für interreligiösen und interkulturellen Dialog" (KAICIID) verlässt laut einem Bericht der Tageszeitung "Kurier" Österreich und zieht nach Genf. Ein entsprechender Beschluss sei vor ein paar Tagen erfolgt. Ein Sprecher des KAICIID wollte den Bericht auf APA-Anfrage weder bestätigen noch dementieren.

KAICIID 2021 gegründet aber oft kritisiert

Das KAICIID wurde 2012 von Österreich, Spanien und Saudi-Arabien gegründet und wird zum Großteil von Riad finanziert. Der Vatikan hat Beobachter-Status. Rufe nach der Schließung des im Palais Sturany an der Wiener Ringstraße ansässigen Zentrums wurden unter anderem wegen des brutalen Vorgehens der saudischen Regierung gegen Demonstranten und Regimekritiker laut.

Vor rund einem Jahr hatte der Nationalrat wegen der drohenden Hinrichtung eines 18-Jährigen in Saudi-Arabien für den Rückzug Österreichs aus dem KAICIID gestimmt.

Verhandlungen über neue Mitgliedsstaaten

Wie der "Kurier" weiter berichtete, soll die Zahl der Mitgliedsstaaten des Abdullah-Zentrums "voraussichtlich erweitert" werden. Bereits 2018 hatte das Zentrum mitgeteilt, neue Mitgliedsländer aufnehmen zu wollen. Verhandlungen diesbezüglich würden laufend stattfinden und seien auch schon fortgeschritten, erklärte ein KAICIID-Sprecher gegenüber der APA. Endgültige Ergebnisse gebe es aber noch nicht.

Vor wenigen Tagen ließ die Menschenrechtssprecherin der Grünen, Ewa Ernst-Dziedzic, in einer Aussendung anlässlich der seit mehr als fünf Jahren wöchentlich stattfindenden Mahnwachen für Raif Badawi vor dem KAICIID in Wien wissen, dass sie mit einer Verlegung des Zentrums nach Genf rechne. Neben einer gänzlichen Schließung gebe es aber auch "eine weitere Option, die sich im Regierungsprogramm wiederfindet".

Im türkis-grünen Regierungsprogramm wird im Zuge einer Reform des Abdullah-Zentrums etwa die Verbreiterung der Mitgliederbasis gefordert. Zudem solle das KAICIID stärker an die UNO angebunden werden und mehr Fokus auf die Förderung des interreligiösen und interkulturellen Dialogs legen. Sollte dies nicht innerhalb eines Jahres gelingen, will Österreich als Gründungsmitglied zwar aussteigen, aber dem Zentrum den Wiener Amtssitz wohl nicht nehmen, hieß es noch Anfang des Jahres.

Außenministerium bestätigt "intensive Gespräche"

Auch das Außenministerium wollte Berichte über den Umzug des umstrittenen "König-Abdullah-Zentrum für interreligiösen und interkulturellen Dialog" (KAICIID) von Wien nach Genf auf APA-Anfrage zunächst nicht bestätigen. Es gebe "intensive Gespräche" mit den anderen Vertragsstaaten und dem Zentrum selbst, doch sei über deren Inhalte Vertraulichkeit vereinbart worden, betonte ein Sprecher.

Das Außenamt sei seit Beginn der Diskussion über eine mögliche Schließung des KAICIID in Wien aber darauf bedacht gewesen, dass der Amtssitz Wien keinen Schaden nehme. "Für mich ist wesentlich, dass die Schritte, die wir setzen, das Ansehen und die Reputation Österreichs bei internationalen Organisationen nicht beschädigt", betonte Außenminister Alexander Schallenberg (ÖVP) im APA-Interview Mitte Jänner.

Befürworter des Zentrums hatten vor einem Schaden für die Reputation Österreichs im Falle eines Ausstiegs aus dem Zentrum gewarnt. Andere in Wien ansässige internationale Organisationen sollen nach der Entscheidung des Nationalrates über den Rückzug Österreichs irritiert gewesen sein.

FPÖ-Wien-Chef und Wiener Vizebürgermeister Dominik Nepp fand die kolportierte KAICIID-Schließung jedenfalls "sehr erfreulich". Solche Institutionen, "die eigentlich nur die Funktion eines trojanischen Pferdes für den Islam ausüben", hätten in Wien nichts verloren.

(APA/Red)

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