Ab Samstag soll wieder Gas durch Nord Stream 1 fließen

Bei den Vormerkungen - den sogenannten Nominierungen - handelt es sich um Vorabinformationen für Gasnetzbetreiber, damit diese nennenswerte Mengen transportieren können. Solche Nominierungen können sich noch bis kurz vor der tatsächlichen Lieferung ändern. Die bisher veröffentlichten Daten bilden nur die Zeit bis Samstag 6.00 Uhr früh ab, da dann ein neuer Gastag beginnt.
Nord Stream 1 seit Mittwoch wegen Wartungsarbeiten unterbrochen
Russland hatte am Mittwoch zum zweiten Mal binnen weniger Wochen den Gastransport nach Deutschland und in weitere Länder Europas durch Nord Stream 1 gestoppt. Hoffnungen auf einen anschließend kompletten Betrieb der Röhre erhielten durch Äußerungen von Gazprom-Chef Alexej Miller einen Dämpfer erhalten. Er machte die westlichen Sanktionen dafür verantwortlich, dass größere Wartungsarbeiten nicht möglich seien. Die Bundesregierung hält dies für vorgeschoben. Sie wirft dem russischen Präsidenten Wladimir Putin vor, gegen Deutschland einen Wirtschaftskrieg zu führen und forciert deswegen eine Füllung der Gasspeicher. Dabei ist man laut der Bundesnetzagentur auf einem guten Weg. Im November sollen die Speicher zu 95 Prozent befüllt sein.
Gazprom nutzt seit Juli nur 20 Prozent der Kapazitäten von Nord Stream 1
Russland hatte die Gaslieferungen über die Ostsee-Pipeline im Juni auf 40 Prozent und im Juli auf 20 Prozent der Kapazität verringert und dies mit Wartungsproblemen und Sanktionen begründet, etwa bei der Rückgabe einer im Westen überprüften Turbine. Anschließend hatte Gazprom eine Unterbrechung der Lieferung wegen Wartungsarbeiten angekündigt. Westliche Staaten wie etwa Deutschland und Frankreich werfen der Führung in Moskau vor, die Gasversorgung als Kriegswaffe einzusetzen.
Weitere Unterbrechungen der Gas-Lieferungen angekündigt
Der russische Energieriese Gazprom sei nicht schuld daran, dass die Zuverlässigkeit der Leitung durch die Ostsee gefährdet sei, meinte Kremlsprecher Dmitri Peskow der Agentur Interfax zufolge. Es gebe keine technischen Reserven. "Es läuft nur eine Turbine", sagte er auf die Frage eines Journalisten nach möglichen weiteren Unterbrechungen.
Laut dem Staatskonzern muss die letzte verbliebene Turbine in der Kompressorstation alle 1.000 Arbeitsstunden gewartet werden. Damit dürfte Mitte Oktober der nächste Stopp anstehen.
Gaspreise sanken am Freitag erneut
Im Gas-Großhandel sanken die Preise am Freitag weiter. Am Nachmittag lag der Preis des Terminkontrakts TTF für niederländisches Erdgas bei 221 Euro je Megawattstunde. Am Vortag hatte er noch bei 243 Euro gelegen. Der Kontrakt wird als richtungsweisend für die Gaspreise in Europa angesehen. Freitag vergangener Woche hatte sein Preis bei 347 Euro gelegen.
Russland fordert Inbetriebnahme von Nord Stream 2 Pipeline
Aus Russland kam nun erneut der Vorschlag, die nach dem Einmarsch in die Ukraine gestoppte Gas-Pipeline Nord Stream 2 zu nutzen. "Für die europäischen Politiker ist die Stunde der Wahrheit gekommen. Sie haben zwei Möglichkeiten, aus der Situation, die sie sich selbst geschaffen haben, herauszukommen", erklärte Parlamentspräsident Wjatscheslaw Wolodin. Entweder würden die "illegalen Sanktionen" gegen Russland aufgehoben und Nord Stream 2 in Betrieb genommen. Oder sie ließen alles so, wie es sei, was zu Problemen in der Wirtschaft führen und das Leben für die Bürger noch schwieriger machen werde. Energiesicherheit sei ohne Russland unmöglich, erklärt der enge Verbündete von Präsident Wladimir Putin.
Der deutsche Bundeskanzler Olaf Scholz hatte allerdings bereits einen Vorschlag von Putin zur Nutzung von Nord Stream 2 zurückgewiesen und erst vorigen Monat einen Kurswechsel bei dem milliardenschweren Projekt ausgeschlossen.
(APA/Red)