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Ab diesem Einkommen gilt man in Österreich als arm – oder reich und wie sieht es in Vorarlberg aus?

Ab 1.661 € netto gilt man als arm, ab 3.238 € als Spitzenverdiener – neue Statistik zeigt Einkommensgrenzen in Österreich.
Ab 1.661 € netto gilt man als arm, ab 3.238 € als Spitzenverdiener – neue Statistik zeigt Einkommensgrenzen in Österreich. ©CANVA
Ein Einkommensbericht und eine EZB-Analyse zeigen, wo die Grenzen für Armut und Reichtum verlaufen. Wer unter oder über diesen Schwellen liegt, erfährst du hier. Und auch in Vorarlberg ist das Vermögen sehr konzentiert.

Die wirtschaftlichen Verwerfungen der letzten Jahre haben das Vermögen in Österreich ungleich verteilt wachsen lassen. Das geht aus einer Analyse des Österreichischen Gewerkschaftsbundes (ÖGB) hervor, die auf den Daten der Europäischen Zentralbank basiert. Demnach legten die reichsten fünf Prozent der Haushalte zwischen Anfang 2021 und Mitte 2024 im Schnitt rund 775.000 Euro an Nettovermögen zu.

Besonders stark profitiert hat laut dem ÖGB das oberste Dezil – also die wohlhabendsten zehn Prozent. Diese verzeichneten einen Vermögenszuwachs von durchschnittlich 445.100 Euro. Innerhalb dieser Gruppe lag das Plus bei den Top-5-Prozent sogar bei knapp 775.000 Euro. Zum Vergleich: Die untere Hälfte der Haushalte kam im gleichen Zeitraum auf ein durchschnittliches Plus von lediglich 3.700 Euro.

Reichtum bleibt konzentriert

Die Vermögensverteilung bleibt in Österreich hoch konzentriert. Laut EZB-Daten halten die obersten zehn Prozent der Haushalte rund 64 Prozent des gesamten Nettovermögens. Die untere Hälfte besitzt hingegen nur 3,7 Prozent. Der Ökonom Mattias Muckenhuber vom ÖGB sieht darin eine „massive Ungleichverteilung“, die sich in der Teuerungskrise weiter verschärft habe.

Wie viel muss man verdienen?

Wie viel muss man in Österreich verdienen, um als „reich“ zu gelten – und ab wann lebt man unter der Armutsgrenze? Ein EU-Bericht zur Einkommens- und Lebenssituation in Österreich liefert laut "finanz.at" klare Antworten: Im Jahr 2024 waren rund 1,53 Millionen Menschen – also 16,9 Prozent der Bevölkerung – armuts- oder ausgrenzungsgefährdet. Rund 336.000 Personen lebten sogar in absoluter Armut, konnten sich also laut eigenen Angaben den Mindestlebensstandard nicht leisten.

Inflation relativiert Zugewinn

Trotz der nominellen Vermögenszuwächse relativiert die hohe Inflation die Zahlen: Mit etwa 23 Prozent Preissteigerung über den Untersuchungszeitraum lag selbst das Plus der Oberschicht unterhalb der Inflationsrate. ÖGB-Ökonom Muckenhuber warnt jedoch davor, die Teuerung auf große Vermögen umzulegen: „Diese Haushalte konsumieren nicht im selben Maß alltägliche Güter, auf denen die Inflationsmessung basiert."

Als Hauptursache für das Vermögenswachstum bei den Reichen nennt die Analyse Unternehmensbeteiligungen, die von Rekordgewinnen und staatlichen Corona-Hilfen profitiert hätten. Das Momentum-Institut spricht von einer „Überförderung“ in der Pandemiezeit in Höhe von 1,4 Milliarden Euro. In der mittleren Vermögensgruppe dominierten Immobilienwerte, während das Sparvermögen in der unteren Hälfte den Hauptzuwachs lieferte – ein Zeichen für zunehmendes „Angstsparen“ aus Unsicherheit.

Armutsgefährdung beginnt bei unter 1.661 Euro netto

Laut Statistik Austria gelten Personen als armutsgefährdet, wenn ihr Haushaltseinkommen weniger als 60 Prozent des Medians beträgt. Für Alleinstehende lag diese Schwelle im Vorjahr bei 1.661 Euro monatlich netto, für Paare bei 2.492 Euro. Für jedes Kind im Haushalt kommen 498 Euro hinzu. Diese Schwelle ist im Vergleich zu 2023 um ganze 20 Prozent gestiegen.

Reichtum beginnt ab 71.000 Euro brutto im Jahr

Wer gehört nun zu den Gut- oder Topverdienern? Laut Gehaltsreport liegt das Medianeinkommen für Vollzeitbeschäftigte bei 55.000 Euro brutto jährlich, das entspricht rund 2.676 Euro netto im Monat. Ab diesem Einkommen zählt man bereits zur besserverdienenden Hälfte.

Richtig „reich“ wird es laut Statistik erst bei 71.000 Euro Jahresbrutto, das sind rund 5.071 Euro brutto bzw. 3.238 Euro netto pro Monat. Wer monatlich 11.775 Euro brutto oder mehr verdient, gehört sogar zum obersten einen Prozent der Einkommensbezieher in Österreich.

Frauen verdienen deutlich weniger

Ein Blick auf die Geschlechterverteilung zeigt laut "finanz.at" weiterhin große Unterschiede: Während Männer im Schnitt 58.000 Euro brutto verdienen, kommen Frauen nur auf etwa 50.750 Euro. Auch das trägt zur Ungleichverteilung von Vermögen und Armut bei.

So sieht es in Vorarlberg aus

Vorarlberg zählt laut Eurostat zu den wohlhabendsten Regionen Europas: Mit einem Kaufkraftstandard von 28.800 Euro pro Kopf lag das Land 2021 auf Rang 15 von 242 EU-Regionen – und damit an der Spitze Österreichs. Begünstigt wird das hohe Einkommensniveau laut Arbeiterkammer durch einen starken Industriesektor und zahlreiche Grenzgänger, die im Ausland verdienen und im Land leben. Doch während der durchschnittliche Wohlstand beachtlich ist, bleibt die Einkommensverteilung ungleich. Besonders Frauen und Teilzeitbeschäftigte liegen deutlich unter dem Mittel, während gut bezahlte Positionen oft von Männern besetzt sind. Die statistisch erfasste Kaufkraft verschleiert damit strukturelle Unterschiede in der regionalen Verteilung des Einkommens.

Mehr Details: Hoher Wohlstand im Land

Milliardenvermögen in Vorarlberg

Ein Blick auf das letzte Vermögensranking zeigt: Auch in Vorarlberg ist großer Reichtum stark konzentriert. Laut einer Analyse des Magazins „Trend“ zählen mehrere Unternehmerfamilien aus dem Land zu den vermögendsten Haushalten Österreichs – mit Milliardenbeträgen, die teils aus international tätigen Industriebetrieben stammen.

Der Aufbau solcher Vermögen erfolgt oft über Generationen hinweg und basiert auf Beteiligungen an erfolgreichen Unternehmen in Bereichen wie Industrie, Logistik, Bau oder Konsumgüterproduktion.

Häufige Fragen zur Vermögensverteilung in Österreich

Ab welchem Vermögen zählt man in Österreich zu den reichsten 5 %?

Laut Schätzungen beginnt die Zugehörigkeit zu den obersten fünf Prozent bei einem Nettovermögen ab etwa 1,5 bis 2 Millionen Euro.

Wie stark ist das Vermögen der reichsten Haushalte gewachsen?

Im Schnitt um rund 775.000 Euro in drei Jahren – ein Plus von knapp 19 Prozent.

Was ist mit der Inflation – sind das reale Gewinne?

Inflationsbereinigt relativiert sich der Zuwachs, dennoch ist der absolute Zugewinn erheblich.

Welche Rolle spielten Unternehmensgewinne und Corona-Hilfen?

Laut ÖGB waren Unternehmensbeteiligungen maßgeblich für die Vermögenssteigerung – auch durch staatliche Förderungen.

(VOL.AT)

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