AA

Rat auf Draht verzeichnet deutliche Zunahme bei Beratungen zu Gewalt

Laut Rat auf Draht haben die Beratungen zu Gewalt zugenommen.
Laut Rat auf Draht haben die Beratungen zu Gewalt zugenommen. ©Canva (Sujet)
Etwa 40.500-mal nahmen Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene Kontakt mit der Nummer 147 von Rat auf Draht auf, der einzigen Notrufnummer für junge Menschen in Österreich. Die Dauer der Beratungsgespräche ist im Vergleich zum Vorjahr erneut um 6,3 Prozent gestiegen. Zum Vergleich: Im Jahr 2024 gab es einen Anstieg von 5,2 Prozent. "Besonders bei den Themen Gesundheit, Familie, Gewalt und dem persönlichen Befinden dauern die Gespräche länger. Hier sind die Belastungen meist sehr hoch und es braucht daher auch länger, bis sich jungen Menschen öffnen und sich jemand anvertrauen können", so Birgit Satke, die Leiterin des Beratungsteams von Rat auf Draht.

Dies zeigt sich auch bei jenen Themen, die junge Menschen im Jahr 2025 besonders beschäftigten und wo die größten Zuwächse zu verzeichnen waren. Den höchsten Anstieg gab es bei Gesprächen zum Thema Angst mit einem Plus von 29,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahr, gefolgt von körperlicher Gewalt in der Familie (plus 19,2 Prozent) und psychischer Gewalt in der Familie (plus 16,9 Prozent). Die Beratungen zum Thema Suizidalität nahmen um 13,2 Prozent zu.

2025: School Shooting und Trusted Flagger Status

Die meisten Anfragen auf der Notrufnummer 147 kamen, wie auch schon in den Vorjahren, zum Thema "Auskunft zur psychosozialen Versorgung", was den hohen Bedarf an Hilfsangeboten wie Rat auf Draht unterstreicht, gefolgt von familiären Problemen. Auf Platz 3 ist der Themenbereich Suizidalität, gefolgt von Anfragen zu Freundschaft/Peer Group. "Die psychischen Belastungen bei Kindern und Jugendlichen bleiben weiterhin auf einem hohen Niveau. Positiv hervorzuheben ist jedoch, dass sich die allgemeine Stimmung unter jungen Menschen tendenziell verbessert hat. Dies zeigt sich unter anderem daran, dass es bei klassischen Teenager-Themen wie Freundschaft, Peer Group oder Liebeskummer im Vergleich zum Vorjahr mehr Beratungsanfragen gibt", so Satke. Letztere nahmen im Jahr 2025 um rund acht Prozent zu.

Ein Teil der starken Zunahme an Beratungen in der Kategorie Angst kam durch das School Shooting in Graz zustande. Hier konnte Rat auf Draht rasch und niederschwellig Hilfe und Unterstützung in dieser absoluten Krisensituation bieten. So stiegen die Beratungen von 10. bis 22. Juni 2025 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um über 15 Prozent auf 1.824 Gespräche an. Bei vielen dieser Gespräche war der Amoklauf Thema. "Die Anrufer:innen holten sich Ratschläge, wie sie am besten mit ihrer Angst umgehen können und hatten große Sorge, dass so etwas auch an ihrer Schule passieren könnte. Auch der Umgang mit der Flut an Informationen und den Bildern, die auf Social Media verbreitet wurden, sowie Fake News wurden besprochen. Mehrere Anrufer:innen brauchten Unterstützung, die Erlebnisse einzuordnen und mit ihrem Schock und der Trauer umzugehen. Natürlich war es auch für unser Team eine sehr belastende Zeit, wir sind aber froh und stolz, so vielen jungen Menschen geholfen zu haben", so Satke. Aufgrund der Erkenntnisse aus dieser fordernden Situation wurde zusammen mit dem Bildungsministerium auch ein neues Beratungsangebot aus der Taufe gehoben: Die "Chateria Speciale", ein digitales Chatangebot speziell zum Thema mentale Gesundheit.

Zudem ist Rat auf Draht seit 2025 auch Trusted Flagger. Das heißt, Kinder und Jugendliche können direkt über die Rat auf Draht- Website rechtswidrige Inhalte auf Online-Plattformen melden, diese müssen dann von den jeweiligen Diensten priorisiert behandelt werden. Das Angebot wird mit 157 Anfragen seit Bestehen bereits gut angenommen.

Fordernde Jahre für Eltern und Beratungsstellen

Auch für die Eltern war das Jahr 2025 nicht minder fordernd, wie rund 1200 Videochatberatungen auf elternseite.at, dem Beratungsangebot für Eltern und Bezugspersonen von Rat auf Draht, zeigen. Die häufigsten Themen waren Erziehung, Pubertät und Alltagsanforderungen. Den größten Anstieg gab es neben den Themenbereichen Erziehung und Alltagsanforderungen beim Thema Gewalt, das um über 34 Prozent angestiegen ist. "Anders ausgedrückt: Jeden zweiten Tag meldet sich bei uns ein Elternteil von einem Kind, das Mobbing-Gewalt in der Schule, psychische Gewalt oder körperliche Gewalt erlebt hat", so Satke.

Auch für das kommende Jahr rechnet Rat auf Draht wieder mit großem Beratungsbedarf: "Psychische Belastungen und mentale Gesundheit werden weiterhin sehr präsent sein. Wir rechnen auch damit, dass Herausforderungen im Bereich der digitalen Medien inklusive KI zunehmen werden", sagt Satke. Daneben dürften auch Zukunftsängste, Leistungsdruck in Schule und Ausbildung sowie globale Krisen wieder Thema sein.

(APA/Red.)

  • VIENNA.AT
  • Wien
  • Rat auf Draht verzeichnet deutliche Zunahme bei Beratungen zu Gewalt
  • Kommentare
    Kommentare
    Grund der Meldung
    • Werbung
    • Verstoß gegen Nutzungsbedingungen
    • Persönliche Daten veröffentlicht
    Noch 1000 Zeichen