Schneekrise in den Alpen: Traditionsgebiet vor dem Aus
Ein weiteres Kapitel alpiner Skigeschichte geht vorerst zu Ende: Das Skigebiet am Graukogel im Salzburger Land stellt den Liftbetrieb im Winter ein – und das für mindestens drei Jahre. Die Entscheidung wurde jüngst vom Aufsichtsrat der örtlichen Bergbahnen getroffen. Der Grund: Schneemangel und wirtschaftlicher Druck.
Klimawandel als Spielverderber
Der Graukogel steht exemplarisch für ein Problem, das viele kleine Skigebiete in den Alpen plagt. Ohne technische Beschneiung sind die 12 Pistenkilometer auf reinen Naturschnee angewiesen – ein Gut, das in Zeiten des Klimawandels immer seltener wird. Während andere Gebiete massiv in Schneekanonen investieren, hält man in Bad Gastein am ursprünglichen Konzept fest – mit Folgen: Die Gästezahlen sinken, die finanziellen Verluste steigen.
"Mehrere Hunderttausend Euro Minus pro Saison", heißt es aus Unternehmenskreisen. Der Betrieb sei "nicht mehr tragbar", sagte Andreas Innerhofer, Vorstandsvorsitzender der Gasteiner Bergbahnen, im Rahmen der Entscheidung.
Ein Skiort mit Geschichte kapituliert
Der Graukogel ist kein x-beliebiger Hügel. Bereits 1908 wurde hier das erste Skirennen dokumentiert, 1958 fanden die Alpinen Skiweltmeisterschaften statt. Legendär: der Österreicher Toni Sailer, der hier Gold holte. Doch Tradition allein reicht nicht mehr, um den Winterbetrieb zu sichern.
Gerade diese Treue zur Geschichte – etwa der bewusste Verzicht auf künstliche Beschneiung – wird nun zum Stolperstein. Die Infrastruktur ist überschaubar: zwei Sessellifte, ein Schlepplift. Zudem liegt der Hang westseitig – viel Sonne, wenig Schnee.
Pause bis mindestens 2029
Die aktuelle Wintersaison läuft noch, dann stehen die Lifte still – vorerst bis einschließlich Winter 2028/29. Ob danach ein Comeback folgt, ist offen. "Die Entscheidung über die Wiederaufnahme fällt frühestens 2029", so Innerhofer weiter. Im Sommer bleibt das Gebiet geöffnet – für Wanderer und Naturliebhaber.
Ein Symbol für eine Branche im Wandel
Bad Gastein ist kein Einzelfall. Zahlreiche kleinere Skigebiete kämpfen mit denselben Herausforderungen: steigende Temperaturen, hohe Kosten, sinkende Auslastung. Ohne technologische Nachrüstung oder staatliche Hilfe stehen viele Betriebe vor einer ähnlichen Entscheidung.
Der Graukogel ist damit mehr als nur ein lokales Thema – er ist ein Mahnmal für die wachsende Fragilität alpiner Wintersportorte im Klimawandel.
(VOL.AT)