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Strukturplan Niederösterreich: Weniger stationäre, mehr ambulante Betreuung

Der neue Strukturplan sieht zahlreiche Änderungen vor.
Der neue Strukturplan sieht zahlreiche Änderungen vor. ©APA/BARBARA GINDL
Der Regionale Strukturplan Gesundheit Niederösterreich 2030 wurde einstimmig beschlossen und sieht umfassende Erweiterungen im Bereich der ambulanten Versorgung vor, während die Ärztekammer den Plan als teilweise zu vage kritisiert.

Der Regionale Strukturplan Gesundheit Niederösterreich (RSG NÖ) 2030 sieht einen starken Ausbau an ambulanten Betreuungsplätzen vor. Im niedergelassenen Bereich sind zusätzliche Planstellen vorgesehen, die Zahl der Primärversorgungseinheiten soll deutlich erhöht werden, hieß es bei einer Präsentation mit Vertretern aus Politik und Gesundheitsbereich am Mittwoch in St. Pölten. Für die Ärztinnen- und Ärztekammer für Niederösterreich (ÄKNÖ) bleibt der RSG teilweise zu vage.

Der RSG wurde am Montag dieser Woche einstimmig in der Landeszielsteuerungskommission beschlossen und tritt mit 1. Jänner 2026 in Kraft. Grundlage ist der "Gesundheitsplan 2040+". Eine Zwischenevaluierung des RSG ist 2028 vorgesehen, kündigte Volker Knestel, Geschäftsführer des NÖGUS (NÖ Gesundheits- und Sozialfonds), an.

Über 500 zusätzliche ambulante Betreuungsplätze

Die Anzahl der ambulanten Betreuungsplätze in den Kliniken soll im Vergleich zu 2023 um 547 auf 710 bis 2030 steigen. Für Akutgeriatrie und Remobilisation sollen künftig in Summe 273 Betten zur Verfügung stehen. Ab 2026 werden Erstversorgungsambulanzen am Landesklinikum Baden und in weiterer Folge in Amstetten etabliert. Insgesamt fallen u.a. aufgrund der fortschreitenden Ambulantisierung 577 stationäre Betten weg. Ein Minus gibt es etwa bei Innerer Medizin sowie - durch die Schließung von vier Abteilungen - bei Gynäkologie und Geburtshilfe.

Mehr Ärzte-Planstellen sollen Wartezeiten verringern

Im niedergelassenen Bereich sind in Summe über 113 zusätzliche Planstellen vorgesehen, hier sollen laut Knestel Wartezeiten verkürzt werden. In der Allgemeinmedizin ist in einem ersten Schritt ein Ausbau von 779 auf 805 Planstellen beabsichtigt. In der fachärztlichen Versorgung sei der größte Ausbau nach Regionen im Weinviertel vorgesehen, sagte Robert Leitner von der Österreichischen Gesundheitskasse (ÖGK). In einigen Bereichen sei es aber schwierig, Planstellen zu besetzen, fügte er hinzu. So werden derzeit etwa in elf Bezirken Dermatologen gesucht.

Mehr Primärversorgungszentren und Kinderambulatorien

Bis 2028 soll die Anzahl der Primärversorgungseinheiten (PVE) in Niederösterreich von 14 auf 30 ausgebaut werden. Fünf PVE befinden sich derzeit in Umsetzung. In Gmünd und Hollabrunn soll ein PVE mit einem Ambulatorium verschränkt werden, kündigte Knestel an. In Gmünd werde nach der geplanten Schließung des Krankenhauses eine "24/7 Erstversorgung" aufrechterhalten, hielt er fest. Weiters sind bis 2030 fünf Kinder-Primärversorgungseinheiten und zwei Kinder-Ambulatorien geplant. Derzeit existiert ein Kinder-PVE in St. Pölten. Schmerz-Wundzentren sind ebenso geplant wie Diabetes- und Endometriosezentren.

Der Plan werde nun in Pakete geteilt, erläuterte Elisabeth Bräutigam, Vorständin der Landesgesundheitsagentur (LGA). Als erster Teil werden Anfang 2026 drei Standorte für Akutgeriatrie/Remobilisation eröffnet. Drei Diabeteszentren sollen 2027 in Betrieb gehen.

"Gesundheitssystem steht ordentlich unter Druck"

"Unser Gesundheitssystem steht ordentlich unter Druck", sagte der für den NÖGUS verantwortliche Landesrat Martin Antauer (FPÖ). Steigender Bedarf durch die demografische Entwicklung und Personalmangel würden zu "unzumutbaren Wartezeiten" in manchen Spitälern und Ordinationen führen, "die wir so nicht akzeptieren wollen und können". "Wir packen die Probleme an der Wurzel und passen die Gesundheitsversorgung an die Bedürfnisse an", betonte Antauer. Der für die Kliniken zuständige Landesrat Anton Kasser (ÖVP) bezeichnete den RSG als "gesundheitspolitische und vor allem rechtlich abgesicherte Speisekarte", nach der sich die LGA künftig richten werde.

SPÖ-Klubobmann Hannes Weninger - in Vertretung für die erkrankte rote Landesrätin Eva Prischl - hob positiv das Ziel hervor, die ärztlichen Ausbildungsstellen von 750 auf 1.000 zu erhöhen. Der RSG gebe "Planungs- und Standortsicherheit", betonte er und verwies auch auf ein Bekenntnis zur bundesländerübergreifenden Versorgungsplanung.

Ärztekammer empfindet Plan als zu vage

Die Ärztinnen- und Ärztekammer für Niederösterreich (ÄKNÖ) stehe hinter dem Ziel, das Gesundheitssystem weiterzuentwickeln, "dafür braucht es aber mehr als Ankündigungen", sagte Präsident Harald Schlögel in der Pressekonferenz. "Nach unserer Einschätzung bleibt der Entwurf in entscheidenden Punkten zu vage und lässt zentrale Bereiche unberücksichtigt bzw. zu wenig berücksichtigt." Eine Abteilung für Allgemein- und Familienmedizin in einem Spital sei nicht vorgesehen. Das sei auf Basis des Österreichischen Strukturplans Gesundheit (ÖSG) auch nicht möglich, meinte Knestel dazu. Bei den angekündigten Schmerz-, Diabetes- und Endometriosezentren sah Schlögel offene Umsetzungsfragen, etwa zur Finanzierung und ärztlichen Verantwortung. Er bemängelte eine Erstellung des RSG "ohne ausreichende Einbindung" der ÄKNÖ. Die Kammer stehe aber als Partner für die Umsetzung zur Verfügung.

(APA/Red)

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