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Chanukka-Feier wird zur Tragödie: Das sind die Opfer des Anschlags in Sydney

Am Sonntagabend wurde eine friedliche Chanukka-Feier am berühmten Bondi Beach in Sydney Schauplatz eines verheerenden Terroranschlags.
Am Sonntagabend wurde eine friedliche Chanukka-Feier am berühmten Bondi Beach in Sydney Schauplatz eines verheerenden Terroranschlags. ©AFP
15 Menschen sterben bei Chanukka-Feier in Australien – darunter ein Kind und ein Holocaust-Überlebender.

Am Sonntagabend wurde eine friedliche Chanukka-Feier am berühmten Bondi Beach in Sydney Schauplatz eines verheerenden Terroranschlags. Zwei bewaffnete Männer eröffneten das Feuer auf die Menschenmenge und töteten laut Behörden mindestens 15 Personen. Über 40 weitere wurden verletzt. Die australische Polizei geht von einem antisemitisch motivierten Attentat aus.

Die Betroffenheit ist groß – nicht nur in Australien. Die jüdische Gemeinde weltweit trauert. In Sydney versammelten sich am Montag Hunderte Menschen vor dem Bondi Pavilion, legten Blumen nieder, beteten, weinten.

Das jüngste Opfer: Matilda Bee Britvan (10)

Matilda war erst zehn Jahre alt. Die "Harmony Russian School of Sydney", die sie einst besucht hatte, bestätigte ihren Tod. "Wir sind tieftraurig", heißt es in einem Facebook-Post der Schule. Ihre Sprachlehrerin startete eine Spendenkampagne für Matildas Mutter.

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Matilda hatte erst vor wenigen Wochen Geburtstag gefeiert. Ihre Tante schilderte gegenüber dem australischen Rundfunk eine herzzerreißende Szene: Ihre ältere Schwester war direkt neben ihr gestanden, als die Schüsse fielen. Die beiden Mädchen galten als unzertrennlich.

Holocaust-Überlebender Alexander Kleytman (87)

Alexander Kleytman überlebte als Kind den Holocaust. Am Sonntag starb er bei dem Versuch, seine Frau zu schützen. "Er drückte seinen Körper an mich, weil er bei mir bleiben wollte", schilderte seine Witwe Larissa der Zeitung Australian.

Kleytman war in der Ukraine aufgewachsen und gemeinsam mit seiner Frau nach Australien emigriert. Vor zwei Jahren sprach er in einem Interview über seine Kindheit in Sibirien – über Hunger, Angst, Überlebenswillen.

Rabbiner Eli Schlanger (41)

Rabbiner Schlanger war Mitorganisator der Feier – und fünffacher Vater. Sein jüngstes Kind kam erst vor zwei Monaten zur Welt. Der Rabbiner war bekannt für seine klare Haltung gegen Judenhass. In einem Interview 2024 sagte er: "Versteckt euch nicht. Seid jüdischer, verhaltet euch jüdischer."

Er hatte zuletzt einen offenen Brief an Premierminister Anthony Albanese geschrieben und forderte darin entschlossenes Vorgehen gegen Hass und Terror.

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Dan Elkayam (27)

Er war erst vor einem Jahr aus Frankreich nach Australien gezogen. Der französische Außenminister Jean-Noël Barrot bestätigte seinen Tod: "Wir trauern mit seiner Familie und dem australischen Volk."

Dan war in der jüdischen Gemeinde aktiv und spielte beim Rockdale Ilinden Fußballverein. Der Klub schrieb, er sei "extrem talentiert und sehr beliebt" gewesen.

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Yaakov Levitan

Ursprünglich aus Johannesburg, hatte Rabbiner Levitan einen Wirtschaftsstudienabschluss und war später nach Jerusalem gegangen, um zu studieren. In Sydney war er Sekretär des jüdischen Gerichts Beth Din. Freunde beschreiben ihn als sanft, weise und engagiert.

Reuven Morrison (62)

Morrison kam in den 1970er-Jahren aus der Sowjetunion nach Australien – ausgerechnet wegen des Antisemitismus dort. Gegenüber dem Sender ABC sagte er 2024: "Wir dachten, Australien sei das sicherste Land der Welt für Juden."

Er entdeckte in Sydney seine jüdische Identität neu, zog später nach Melbourne, blieb beruflich aber eng mit der Stadt verbunden. Chabad beschrieb ihn als erfolgreichen Unternehmer.

Tibor Weitzen (78)

Weitzen war mit seiner Frau und den Enkelkindern bei der Feier. Auch er stellte sich schützend vor seine Familie. Seine Enkelin nannte ihn in einem Interview mit 9News einen "lieben, lebensfrohen Großvater".

Enkel Mendy Amzalak war Ersthelfer vor Ort: "Ich lief mit einem Defibrillator zum Strand – da fand ich seinen leblosen Körper."

Marika Pogany (82)

Sie war in ihrer Gemeinde für ihren Einsatz bekannt. 2022 erhielt sie einen Preis für 12.000 ausgelieferte koschere Mahlzeiten in über 20 Jahren. Freunde bezeichneten sie als "großartige Person mit großem Herzen".

Peter Meagher

Meagher war 40 Jahre lang Polizist, zuletzt als Detective Sergeant. Nach der Pensionierung entdeckte er die Fotografie für sich. Bei der Chanukka-Feier war er als Fotograf im Einsatz – und wurde selbst zum Opfer.

Beim Randwick Rugby Club war Meagher unter dem Spitznamen "Marzo" bekannt. "Er war Herz und Seele unseres Vereins", schrieb der Klub.

Ein Land unter Schock

Die Polizei bestätigte, dass es sich um einen antisemitischen Terroranschlag handelt. Zwei Täter wurden am Tatort von Sicherheitskräften erschossen. Hinweise auf ein größeres Netzwerk werden derzeit geprüft. Die australische Regierung kündigte umfangreiche Ermittlungen an.

Die Namen der Toten stehen stellvertretend für viele weitere, deren Leben für immer verändert wurde. Der Angriff hat ein tiefes Trauma hinterlassen – nicht nur in der jüdischen Gemeinde, sondern in ganz Australien.

(Red.)

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