Kunstakademie Wien entfernt "Heldendenkmal" von Josef Müllner
Das Heldendenkmal wurde im Jahr 1925 von Josef Müllner, einem Künstler, dessen Rolle im Nationalsozialismus umstritten ist, geschaffen. Müllner war von 1910 bis 1948 Professor an der Akademie der bildenden Künste Wien, wo er in verschiedenen Ämtern, darunter Prorektor und Rektor, tätig war. Über die Jahre wurde er sowohl für seine künstlerischen Arbeiten als auch für seine Mitgliedschaft in verschiedenen politischen Organisationen, unter anderem der NSDAP, bekannt. Müllner war nicht nur ein gefragter Künstler, sondern auch ein „Ehrenbursche“ der Verbindung deutscher Kunstakademiker Athenaia und wurde 1944 in die sogenannte „Gottbegnadeten“-Liste aufgenommen.
Kontextualisierung und Entfernung des Denkmals
Der umstrittene Heldendenkmal wurde von einer Arbeitsgruppe entfernt, nachdem es seit 2021 verhüllt war und bereits 2009 eine kurzfristige Kontextualisierung erfahren hatte. Müllner schuf auch andere umstrittene Werke, wie das Lueger-Denkmal (1926) und den „Siegfriedskopf“ (1923), der 2006 an einen anderen Ort verlegt wurde. Eine von ihm geschaffene Büste von Adolf Hitler wurde 1940 in der Akademie feierlich enthüllt, ihr Verbleib ist heute unbekannt.
Aussagen des Akademie-Rektors
Akademie-Rektor Johan Hartle äußerte im Juni 2021, dass die Entfernung des Denkmals als „neue Basis für Auseinandersetzungen“ dient. Die akademische Gemeinschaft habe sich intensiv mit problematischen Denkmälern auseinandergesetzt, und diese Diskussionen sollen nun weitergeführt werden. Die Entfernung des Denkmals ermöglicht es, über den zukünftigen Umgang mit Müllners Werk und dessen Standort nachzudenken.
Kulturelle Reflexion durch Buchpräsentation und Tagung
Die Leerstelle, die nach der Entfernung des Denkmals entstanden ist, wird am Donnerstag im Rahmen einer Buchpräsentation thematisiert. Das Buch, erschienen im Mandelbaum Verlag und von Eduard Freudmann, Jakob Krameritsch, Michael Lunardi und Ruth Sonderegger herausgegeben, behandelt die Geschichte der Akademie in der Zeit zwischen 1930 und 1960 mit Fokus auf Austrofaschismus und Nationalsozialismus.
Am Freitag findet eine Tagung im Sitzungssaal der Akademie statt. Geplant sind Werkstattgespräche mit den Autoren der Publikation, eine Diskussion über die Aberkennung von Ehrenmitgliedschaften sowie die Auseinandersetzung mit Geschichtspolitiken an der Akademie. Diese Veranstaltungen bieten eine Plattform für den Dialog über die komplexen Verflechtungen von Austrofaschismus und Nationalsozialismus.
(Red)