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AK-Studie: Finanzielle Situation von jungen Wienern verschlechtert

Junge Wiener kommen immer schlechter mit dem Einkommen aus.
Junge Wiener kommen immer schlechter mit dem Einkommen aus. ©Canva (Sujet)
Die soziale Situation junger Menschen in Wien hat sich laut einer AK-Studie verschlechtert. Ein Drittel der 16- bis 30-Jährigen hat finanzielle Schwierigkeiten. Zudem haben 44 Prozent aufgrund fehlender Staatsbürgerschaft kein Wahlrecht. Die AK plädiert für mehr Mitbestimmung in Betrieben und einfacheren Zugang zum geförderten Wohnbau und zur Staatsbürgerschaft.

Das Versprechen von Wohlstand und Teilhabe entgleitet zunehmend jungen Bewohnern Wiens, sagt Ilkim Erdost, die bei der Arbeiterkammer (AK) die Bereiche "Bildung, Konsument:innen, Wien" leitet. Das fehlende Wahlrecht für zahlreiche junge Menschen stellt eine Bedrohung für die Demokratie dar. "Sie fühlen sich durch Politik nicht mitbetroffen und sie haben den Eindruck, dass Politik für andere Menschen ist."

Zufriedenheit mit Leben und Wohnsituation bei jungen Wienern gesunken

Laut einer Studie des Instituts Foresight, basierend auf der Wiener Lebensqualitätsstudie, stieg der Anteil junger Wiener, die mit ihrem Einkommen kaum oder nicht auskommen, von 16 Prozent im Jahr 2008 auf 32 Prozent im Jahr 2023. Die Zufriedenheit mit der Wohnsituation hat sich ebenfalls verschlechtert. Im Jahr 2023 bewerteten 23 Prozent die Erschwinglichkeit ihrer Wohnung als schlecht oder sehr schlecht, und 16 Prozent waren unzufrieden mit der Wohnungsgröße. 2008 waren es jeweils nur zehn Prozent.

Auch die Zufriedenheit mit dem Leben habe in den vergangenen zwanzig Jahren abgenommen, erklärte Martina Zandonella vom Foresight Institut. 2003 und 2013 gaben noch 42 bzw. 43 Prozent der jungen Menschen an, "sehr zufrieden" zu sein. Zehn Jahre später taten dies nur mehr 24 Prozent. In den gestiegenen Wohnkosten macht Zandonella den Hauptgrund für die schlechtere finanzielle Lage junger Menschen aus. Dazu seien in den vergangenen fünf Jahren noch stark gestiegene Lebensmittel- und Energiepreise gekommen.

Mehr als 40 Prozent der jungen Wiener dürfen nicht wählen

Ein weiteres Problem, auf das die AK aufmerksam macht, ist der geringe Anteil an Wahlberechtigten. Rund 185.000 der etwa 418.000 Wiener (44 Prozent) im Alter von 16 bis 30 Jahren dürften nicht wählen - obwohl viele in Wien aufgewachsen oder gar geboren worden seien. 2003 traf dies auf rund jeden vierten Jungwiener zu. Dabei sei das Bedürfnis nach Teilhabe groß. Fast jede oder jeder Zweite engagiere sich "in der Wohnumgebung, in einem Verein oder einer NGO, an einem Bürgerbeteiligungsprojekt oder in einer Partei oder Bürgerinitiative".

Vor diesem Hintergrund fordert die AK eine rasche Umsetzung der EU-Einkommenstransparenzrichtlinie, "um gerechtere Bezahlung sicherzustellen". Die Gründung von Betriebsräten müsse forciert und genügend Ausbildungsplätze zur Verfügung gestellt werden. Zudem brauche es eine Offensive zur Aufschulung von "Personen mit niedriger Qualifikation". Fürs Wohnen brauche es "Strafen bei Mietwucher und ein gerechtes Mietgesetz". Befristete Mietverträge sollten zur Ausnahme werden. Weiters will die AK einen leichteren Zugang zu geförderten Wohnungen für junge Menschen mit niedrigem Einkommen.

Staatsbürgerschaft dürfe "keine Frage des Geldbeutels sein"

Mit Blick auf die Einbürgerung stört sich die AK an den hohen Kosten für das Verfahren und den hohen Einkommenshürden. Der Zugang zur Staatsbürgerschaft dürfe "keine Frage des Geldbeutels sein", so Erdost. Es brauche eine "Entbürokratisierung des Staatsbürgerschaftsrechts" und Erleichterungen für "Personen, die hier aufwachsen". Eine komplette Abschaffung der Einkommenshürden wird aber nicht gefordert. Politische Bildung solle zudem ein eigenes Fach in der Unter- und Oberstufe aller Schulformen werden.

Die Studie beruht auf Daten von rund 1.400 jungen Wienerinnen und Wienern. Die Interviews sind bis November 2023 geführt worden. Rund Zweidrittel der Befragten seien bereits aus dem Elternhaus ausgezogen, eine bzw. einer von Zehn habe bereits eine eigene Familie gegründet, so Zandonella. Rund 60 Prozent sei zudem berufstätig.

(APA/Red)

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