Forderungskatalog für Energiewende
Eine Investitionslücke von 24,2 Milliarden Euro bis 2030 gefährdet die Modernisierung und den Ausbau der Verteilernetze, kritisiert PwC Österreich am Montag. Zudem fehlen gesetzliche Rahmenbedingungen und Planungssicherheit, um die Industrie zum Umstieg auf grüne Technologien zu bewegen und notwendige Investitionen zu fördern. Staat und Verbraucher werden durch steigende Netzentgelte und Preise belastet. Ein kosteneffizienter Infrastrukturausbau ist entscheidend für eine sozial verträgliche Energiewende.
PwC Österreich: 5-Punkte-Forderungskatalog für schnelle und nachhaltige Energiewende
Österreich steht unter Druck, seine Klimaziele bis 204 zu erreichen. Die technologischen Voraussetzungen sind vorhanden, ebenso eine breite Zustimmung in der Bevölkerung. Obwohl über zwei Drittel der Menschen erneuerbare Energien unterstützen, werden viele Projekte durch lokale Widerstände und fehlende rechtliche Rahmenbedingungen verzögert. Dies wird durch den "Marktcheck Energiewende 2025" von PwC Österreich verdeutlicht. "Es geht nicht mehr darum, ob wir die Energiewende umsetzen, sondern wie schnell und effizient wir sie angehen. Die Technik ist da, die Mehrheit der Bevölkerung ist bereit. Und trotzdem verlieren wir wertvolle Zeit, weil wir uns in langwierigen Grundsatzdiskussionen verfangen, wie jetzt auch wieder beim 30. Weltklimagipfel in Brasilie", erklärt Michael Sponring, Leiter des Bereichs Energie und Versorgung bei PwC Österreich.
Netzausbau als Nadelöhr der Energiewende
Laut Österreichs Energie werden bis 203 etwa 24,2 Milliarden Euro benötigt, um die Verteilernetze zu erneuern und die Kapazitäten für den Ausbau erneuerbarer Energien sicherzustellen, was spürbare Kosten für die Endverbraucher zur Folge hat. Ein abgestimmter Netzausbau ist für einen erfolgreichen Verlauf unerlässlich. Häufig erhalten durch das "First come, first served"-Prinzip weniger bedeutende Projekte schneller einen Anschluss ans Netz als strategisch wichtigere. Um realistische Zielsetzungen zu erreichen und die Umstellung effizient zu gestalten, sind eine intelligente Steuerung sowie eine umfassende Planung notwendig, die raumplanerische Aspekte und die Sektorkopplung berücksichtigt.
PwC Österreich: Politik und Wirtschaft müssen gemeinsam handeln
Bis zum Jahr 204 wird laut dem Institut für Höhere Studien ein zusätzlicher Investitionsbedarf zwischen 102,5 und 178,7 Milliarden Euro erwartet. Aus diesem Grund muss die Politik neue Finanzierungsmechanismen entwickeln, wie beispielsweise Infrastrukturfonds oder steuerliche Anreize, um große Projekte umsetzen zu können und die Finanzierungskosten für den Energiesektor und die Industrie zu kontrollieren. Besonders die Industrie, welche etwa 45 % der österreichischen CO2-Emissionen verantwortet, benötigt gesetzliche Anreize für den Umstieg auf umweltfreundliche Technologien. "Unter den aktuellen Rahmenbedingungen, sowohl finanziell als auch politisch, ist eine erfolgreiche Energiewende kaum realisierbar. Es braucht einen nationalen Schulterschluss von Politik und Wirtschaft sowie einen gemeinsamen, koordinierten Plan für unsere Energiezukunft", erklärte Sponring.
Fünf zentrale Hebel für eine erfolgreiche Umsetzung der Energiewende
Um zu verhindern, dass das dringend benötigte Investitionsvolumen in Milliardenhöhe zur finanziellen Belastung für den Staat und die Endverbraucher wird, sind klare Rahmenbedingungen erforderlich, die einen kosteneffizienten Ausbau ermöglichen. Dazu zählen gezielte Anreize für private Investitionen sowie Modelle, die Kunden aktiv in den Wandel einbinden. In Fachgesprächen mit PwC Österreich und führenden Persönlichkeiten aus 20 Unternehmen, darunter Vertreter aus der Energiewirtschaft, dem Netzbetrieb, den Finanzen, der Technologie und der Digitalisierung, wurden fünf konkrete Maßnahmen identifiziert, die einen zügigen und nachhaltigen Umbau der Energielandschaft gewährleisten sollen. Der gemeinsame Appell lautet: Jetzt handeln - für Effizienz, Fairness und Beteiligung.
- Zentrale Steuerung und klare Zuständigkeiten: Eine zentrale Koordinationsstelle soll die Energieplanung bündeln und dafür sorgen, dass Politik und Wirtschaft abgestimmt handeln.
- Schnellere Verfahren und verlässliche Regeln: Fixe Fristen, "Fast Lanes" und stabile Rahmenbedingungen sollen Genehmigungen beschleunigen, Planungssicherheit schaffen und privates Kapital anziehen.
- Smarter Netzausbau: Physischer Ausbau und digitale Lösungen - wie Smart-Meter-Daten und ein gemeinsamer Energy Data Space - sollen das Netz effizienter machen und Kosten reduzieren.
- Mehr Anreize für private Investoren: Bessere Investitionsbedingungen, längere Abschreibungen und klare Geschäftsmodelle sollen große Investitionen erleichtern und öffentliche Mittel entlasten.
- Gesellschaftliche Mobilisierung: Ein positives Zukunftsbild, einfache Beteiligungsmöglichkeiten und eine gezielte Fachkräfteoffensive sollen Akzeptanz schaffen und die Umsetzung unterstützen.
(Red)