Wutrede von Putin-Gegner: "Nato ist nur noch vier Buchstaben auf dem Papier"
Anlass für Kasparows Wutrede: der neue Friedensplan für die Ukraine, der laut Kasparow nur einem nützt – Wladimir Putin.
Fundamentalkritik am Westen
Halifax, Kanada – Garri Kasparow ist nicht dafür bekannt, seine Worte auf die Goldwaage zu legen. Doch was der ehemalige Schachweltmeister und bekennende Putin-Gegner beim renommierten Halifax Security Forum vor mehr als 300 Sicherheitsexperten, Ministerinnen und Militärs sagte, war selbst für seine Verhältnisse ungewöhnlich scharf, wie die "Bild" berichtet: Der vom Weißen Haus eingebrachte Friedensplan für die Ukraine sei nichts anderes als ein "Geschenk an den Kreml".
Dazu gedacht Trumps Familie zu bereichern
"Das ist das beste Ergebnis, das Putin sich erhoffen konnte", urteilte der 62-Jährige in seiner Rede. Besonders ins Visier nahm Kasparow den ehemaligen US-Präsidenten Donald Trump und dessen Umfeld – konkret den Immobilienunternehmer Steve Witkoff und Trumps Schwiegersohn Jared Kushner, die den Plan mitverfasst haben sollen. Der Dissident sprach von einer "als Strategie getarnten Immobilientransaktion – dazu gedacht, Trumps Familie zu bereichern und gleichzeitig die Zukunft der Ukraine zu verkaufen".
Scharfer Ton, klare Botschaft
Kasparow ließ keinen Zweifel daran, was er vom Zustand westlicher Verteidigungsbündnisse hält: wenig. "Die Nato ist derzeit nicht stark. Die Nato existiert kaum noch. Sie ist nur noch vier Buchstaben auf dem Papier", sagte er. Die von Kanada geführte Nato-Brigade in Lettland bezeichnete er als zahnlos. "Was ist ihr Befehl, wenn russische Truppen die Grenze überschreiten? Werden sie schießen? Wir alle kennen die Antwort!"
Kasparows Wutrede
Nicht Waffen oder Munition seien entscheidend, sondern die Bereitschaft, "für die Freiheit zu kämpfen und zu sterben". Es fehle an Entschlossenheit, so Kasparow.
Ukraine als Bollwerk Europas
Besonders scharf kritisierte er die zögerliche Haltung des Westens in Bezug auf die Nato-Mitgliedschaft der Ukraine. Das Land kämpfe seit fast vier Jahren "den Krieg Europas" – allein. Ohne den Widerstand der Ukraine, so Kasparow, "wären russische Panzer bereits in Polen". Dass man unter diesen Umständen überhaupt noch über eine Nato-Aufnahme diskutiere, sei ein "Skandal".
Politisches Signal an die Weltöffentlichkeit
Das Halifax Security Forum gilt als eine der wichtigsten Plattformen zur Diskussion globaler Sicherheitsfragen. In diesem Jahr nahmen unter anderem Verteidigungsministerinnen und -minister aus Kanada, Schweden, den Niederlanden, Lettland, Estland und Kolumbien teil.
Kasparows Auftritt war mehr als nur eine Wutrede – es war ein Appell an den Westen, die Ukraine nicht im Stich zu lassen und die demokratischen Werte nicht für geopolitische Deals zu verkaufen. "Der einzige Grund, warum wir hier sitzen und über Sicherheit reden können, ist, dass die Ukraine für uns stirbt", sagte er.
(VOL.AT)