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Hütten ohne Wirtsleute: Warum dem Alpenverein die Pächter ausgehen

Hüttenpächter dringend gesucht: Alpenverein schlägt Alarm
Hüttenpächter dringend gesucht: Alpenverein schlägt Alarm ©Alpenverein/Sissi Richter Hüttenpächter dringend gesucht: Alpenverein schlägt Alarm. ©Alpenverein/Markus Zorn
Immer mehr Alpenvereinshütten stehen ohne Pächter da – trotz malerischer Lage und Naturidylle. Die Anforderungen sind hoch, der Alltag fordernd. Einblicke in einen unterschätzten Beruf und die Suche nach Lösungen.

Ein Viertel gibt nach einem Jahr auf

Es klingt verlockend: Arbeiten in den Bergen, fernab vom Alltag, mitten in der Natur. Doch die Realität auf vielen Schutzhütten des Österreichischen Alpenvereins (ÖAV) sieht anders aus. Von den 17 Hütten, die 2025 in Österreich zur Pacht ausgeschrieben waren, konnten fünf nicht neu besetzt werden. Der Trend ist besorgniserregend: "Ein Viertel der neuen Pächter und Pächterinnen gibt nach nur einer Saison wieder auf", sagt Georg Unterberger, Leiter der Abteilung Hütten und Wege beim ÖAV. In manchen Fällen blieben die Türen ganz geschlossen.

Der Job ist kein Alpenmärchen

Der Grund dafür liegt laut Alpenverein auf der Hand: Der Job als Hüttenwirt oder Hüttenwirtin ist herausfordernder, als viele glauben. Zwar gibt es oft zahlreiche Bewerbungen – doch an den Anforderungen scheitert es. "Unsere Wirtsleute müssen wahre Allrounder sein", erklärt Unterberger. Neben Gastronomie und Gästebetreuung sind auch Technikkenntnisse gefragt: Wasseraufbereitung, Abwassersysteme, Notstromaggregate und Seilbahnen gehören zum Alltag. Dazu kommen Brandschutz, rechtliche Vorgaben und alpine Beratungskompetenz.

Pächter fehlen, Lösungen gefragt @Alpenverein/Werner Flörl

Carolin Scharfenstein, die im Alpenverein als Ansprechpartnerin für die Hüttenwirtsleute tätig ist, ergänzt: "Es gibt in der Regel keine Ruhetage. Die Hütten haben eine Schutzfunktion, sie müssen durchgehend offen sein. Gleichzeitig steigt die Gästezahl – das bedeutet mehr Arbeit, mehr Verantwortung."

Vom Leben mit Aussicht – und Dauerstress

Trotzdem gibt es sie, die langjährigen Hüttenwirtinnen und -wirte, die ihre Arbeit lieben. Im Durchschnitt bleiben Pächter*innen laut ÖAV-Statistik rund elf Jahre auf "ihrer" Hütte. Besonders in Tirol und Vorarlberg sind die Bindungen oft sogar noch länger. Paradebeispiele sind die Reißeck-Hütte in Kärnten (40 Jahre) oder die Obstansersee-Hütte in Osttirol (30 Jahre). Die Motive? Gemeinschaft, Natur, Sinn. Oder wie Scharfenstein sagt: "Kein Tag ist wie der andere – das empfinden viele als positive Herausforderung."

Gesellschaftlicher Wandel spürbar

Gleichzeitig kämpft der Alpenverein mit strukturellen Veränderungen. Die klassische Weitergabe des Betriebs innerhalb der Familie wird seltener. "Die Jüngeren wollen sich nicht mehr dauerhaft an einen Ort binden. Und überhaupt ist das Konzept der langfristigen Mitarbeiterbindung in der heutigen Arbeitswelt auf dem Rückzug", sagt Scharfenstein.

Der Job ist härter als gedacht – doch für manche trotzdem ein Lebenstraum. ©Alpenverein/Markus Zorn
©Alpenverein/Sissi Richter

Neue Wege gesucht: Von Team-Pacht bis Selbstversorgerhütte

Um dem Trend zu begegnen, setzt der ÖAV auf mehrere Strategien: aktive Ansprache über soziale Medien, mehr Schulungen für Neueinsteiger*innen, bessere Pachtbedingungen und weniger Bürokratie. Auch neue Modelle sind gefragt – etwa die Pacht durch ein Team aus Freunden oder Partnern. In manchen Fällen wird über alternative Formen wie Ehrenamt oder Selbstversorgerkonzepte nachgedacht.

Diese Hütten suchen derzeit Pächter

Aktuell sind elf Alpenvereinshütten in ganz Österreich zur Pacht ausgeschrieben – darunter die Bettelwurf-Hütte in Tirol, die Lienzer Hütte in Osttirol oder das traditionsreiche Zittel-Haus in Salzburg. Gesucht werden Menschen, die bereit sind, sich auf einen fordernden, aber erfüllenden Beruf in den Bergen einzulassen. Denn so romantisch das Hüttenleben auch scheinen mag – es braucht Durchhaltevermögen, Herzblut und vor allem eines: echte Leidenschaft fürs Draußen.

(VOL.AT)

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