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300 Vermisste und 55 Tote – der Tag nach dem Großbrand in Hongkong

Trümmer, Trauer, Suche
Trümmer, Trauer, Suche ©AFP
Nach dem verheerenden Hochhausbrand in Hongkong ist die Zahl der bestätigten Todesopfer auf 55 gestiegen. Fast 300 weitere werden vermisst.

Die Polizei hat drei Mitarbeiter einer Baufirma festgenommen und vermutet grobe Fahrlässigkeit und unsichere Baumaterialien als Ursache für die Katastrophe. Das Feuer war Mittwochnachmittag im Wohnkomplex Wang Fuk Court im Stadtteil Tai Po ausgebrochen und wütete auch am Donnerstag noch.

Die Rettungsarbeiten gestalteten sich wegen der entstehenden Hitze und des dichten Rauchs schwierig. Unter den Toten ist auch ein Feuerwehrmann (37). Am Donnerstag galten insgesamt 123 Menschen im Stadtteil Tai Po als verletzt. Berichten zufolge rechneten die Behörden damit, dass die Rettungsarbeiten mindestens bis zum Abend (Ortszeit) weitergehen werden.

Den Ermittlern zufolge könnten Verantwortliche der Baufirma grob fahrlässig gehandelt haben. Dies habe zu dem Unfall geführt und eine unkontrollierte Ausbreitung des Feuers verursacht, sagte Polizeisprecherin Eileen Chung. Bei den Festgenommenen handle es sich um zwei Direktoren und einen beratenden Ingenieur. Ihnen werde fahrlässige Tötung vorgeworfen, sagte die Sprecherin.

Gebäude waren für Renovierungsarbeiten eingerüstet

Die Gebäude waren für Renovierungsarbeiten mit Schutznetzen und Bambusgerüsten verkleidet. Die Ermittler prüfen, ob diese Materialien nicht den Brandschutzstandards entsprachen. Zudem sei an einem unversehrten Gebäude festgestellt worden, dass Fenster mit einem Schaumstoffmaterial versiegelt waren. Auch die Hongkonger Antikorruptionsbehörde hat eine Untersuchung eingeleitet.

Freiwillige Helfer verteilen am Morgen nach dem verheerenden Großbrand Wasser und Lebensmittel an Evakuierte ©AFP
Hunderte Menschen mussten die Nacht in Notunterkünften verbringen ©AFP

In dem dicht besiedelten Komplex aus den 1980er-Jahren mit acht Wohnblöcken leben mehr als 4.600 Menschen. Die Flammen breiteten sich auch durch Wind rasch aus und griffen auf sieben der Gebäude über, die alle mehr als 30 Stockwerke hoch sind.

In der Anlage befinden sich fast 2.000 Wohnungen. Hunderte Anrainerinnen und Anrainer wurden in Notunterkünften untergebracht. Vor Ort spielten sich dramatische Szenen ab. Eine Frau suchte verzweifelt nach ihrer Tochter und deren Vater: "Sie sind immer noch nicht herausgekommen.

Ein Sprecher der Feuerwehr informiert in der Nacht auf Donnerstag über den aktuellen Stand der Löscharbeiten ©AFPTV
Dichter Rauch steigt aus den ausgebrannten Hochhäusern des Wohnkomplexes ©AFP

Erinnerungen an Grenfell-Katastrophe

Der Brand weckt Erinnerungen an die Grenfell-Tower-Katastrophe, bei der 2017 in London 72 Menschen starben. Dort wurde der Einsatz brennbarer Fassadenverkleidungen als Hauptursache ermittelt.

Chinas Präsident Xi Jinping forderte die Behörden auf, alle Anstrengungen zu unternehmen, um das Feuer zu löschen und die Zahl der Opfer möglichst gering zu halten. Die Brandkatastrophe ist die folgenschwerste in Hongkong seit 1948. Sie trifft die Stadt vor den für Anfang Dezember angesetzten Wahlen und dürfte die Unzufriedenheit über die seit langem grassierende Wohnungsnot anheizen. Der betroffene Komplex ist Teil eines staatlich subventionierten Wohnungsbauprogramms.

(APA/dpa)

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