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Aus für dritte Piste am Flughafen Wien-Schwechat

Der Flughafen Wien-Schwechat baut keine dritte Piste.
Der Flughafen Wien-Schwechat baut keine dritte Piste. ©APA/HELMUT FOHRINGER
Der Flughafen Wien-Schwechat wird keine dritte Landebahn bauen. Das Vorhaben wird nicht weiterverfolgt.

Der Flughafen Wien-Schwechat wird keine dritte Piste bauen. Man gehe davon aus, "dass wir im Zwei-Pisten-System über 50 Millionen Passagiere abfertigen können und das ist einfach deutlich mehr, als wir in der Vergangenheit berechnet haben", erklärte Flughafen-Vorstand Julian Jäger im Ö1-"Morgenjournal". Stattdessen werde man mehr in Terminal-Infrastruktur investieren. Im Vorjahr waren 31,7 Millionen Reisende über Wien geflogen.

Prognosse zu Baukosten für dritte Piste am Flughafen Wien-Schwechat explodiert

"Neben den auf rund zwei Milliarden (Euro, Anm.) massiv gestiegenen prognostizierten Baukosten haben sich auch die Rahmenbedingungen infolge der überlangen Verfahrensdauer grundlegend geändert", erklärten Flughafenvorstand Julian Jäger und Günther Ofner via Aussendung. "So wurden im Jahr 2005 pro Flugbewegung 71 Passagiere befördert, 2024 waren es durch den Einsatz größerer Flugzeuge bereits 139 Passagiere, was den Druck auf die Pistenkapazität mildert."

Plan Flughafen mit bestehenden Start- und Landebahnen.

Die Flughafenchefs verweisen auch auf eine schwierige Refinanzierung des Großprojekts. "Mit ausschlaggebend für die Entscheidung ist auch, dass die größten Airline-Kunden am Standort dem Projekt negativ gegenüberstehen und ohne Refinanzierung durch höhere Tarife die wirtschaftliche Basis der Investition nicht darstellbar ist."

Die AUA erklärte auf APA-Anfrage, die Entscheidung des Flughafens gut nachvollziehen zu können. "Die Kapazitäten der beiden Pisten reichen vollkommen aus, um auch zukünftiges Wachstum zu ermöglichen. Jetzt ist es wichtig, in die Qualität des Hubs und der Terminals zu investieren", hieß es in dem Statement der größten Fluglinie in Wien.

90 Mio. Euro in den Sand gesetzt

Mit dem Projekt einer dritten Piste hat der Flughafen über 25 Jahre insgesamt rund 90 Mio. Euro in den Sand gesetzt. "Aber wir sparen uns jetzt eine Investition von zwei Milliarden", sagte Jäger im "Morgenjournal" - und man könne auch im Zwei-Pisten-System wachsen. Man könne eine dritte Piste nicht für alle Zukunft ausschließen, "aber wir werden frühestens in den 2040er Jahren wieder darüber nachdenken müssen".

Den Flughafen sieht Jäger finanziell gut aufgestellt: Man habe "400 Millionen Euro auf der hohen Kante" und sei schuldenfrei. "Wir werden in den nächsten Jahren jeweils zwischen zwei und 300 Millionen jährlich in die Terminalinfrastruktur investieren und ich glaube, der Fokus hat sich einfach vom Pistenkapazität auf Terminalkapazität verschoben."

Gewinnprognose für Geschäftsjahr 2025 gesenkt

"Die getroffene Entscheidung führt dazu, dass die von 2018 bis 2020 angefallenen Zahlungen aus dem Mediationsvertrag an den Umweltfonds und an Anrainergemeinden, die auf das Pistenprojekt aktiviert wurden, mit 55,9 Mio. in der Bilanz 2025 nicht liquiditätswirksam wertzuberichtigen sind", teilte das Unternehmen zu den bilanziellen Auswirkungen mit. Wegen der Wertberichtigung rechne man heuer mit einem Nettoergebnis vor Minderheiten von 210 Mio. statt bisher rund 230 Mio. Euro.

Lange Verfahrensdauer und viele Gegner für dritte Piste am Flughafen Wien-Schwechat

Ein weiterer Entscheidungsgrund gegen die dritte Piste war laut Mitteilung von Dienstagabend auch die nach 17 Monaten nach wie vor offene Entscheidung des Verwaltungsgerichtshofes (VwGH) im Rechtsmittel gegen eine abändernde Entscheidung des Bundesverwaltungsgerichts im Verfahren um die Bauzeitverlängerung gewesen. Die lange Dauer wurde von Flughafenvertretern stets kritisiert. Der VwGH prüfte aktuell im Rahmen einer Beschwerde des Flughafens Wien, ob der vom Bundesverwaltungsgericht (BVwG) verkürzte Aufschub für die Baugenehmigung von 2033 auf das Jahr 2030 rechtlich hält. Eine Entscheidung wurde zuletzt für 2026 erwartet - im selben Jahr wollte der Flughafen über den Bau des seit vielen Jahren umstrittenen Projekts endgültig entscheiden.

Dritte Piste am Flughafen Wien-Schwechat erstmals 1996 für 2015 geplant

Wirtschafts- und Tourismusvertreter in der Ostregion waren größtenteils dafür. Umweltschützer und Anrainer dagegen. Gestritten wird seit langem, phasenweise intensiv. Schaut man ganz weit zurück, so plante der Flughafen Wien schon 1996 eine dritte Piste bis zum Jahr 2015. Das waren noch andere Luftfahrtzeiten mit viel weniger Passagieren, in Wien waren es 1995 8,5 Millionen. Mit einer dritten Piste wollte man auf gut 23 Millionen kommen. Zuletzt waren es wie beschrieben mit zwei Pisten über 30 Millionen Reisende.

Der Flughafen gehört zu je 20 Prozent der Stadt Wien und dem Land Niederösterreich (20,0). Die Flughafen Wien Mitarbeiterbeteiligung Privatstiftung hält 10 Prozent. Die Airports Group Europe und der Streubesitz machen je rund 44 bzw. 6 Prozent aus.

Stimmen aus der Politik nach Aus für dritte Piste am Flughafen Wien-Schwechat

Aus den Landesregierungen Wiens und Niederösterreichs hat es am Dienstagabend erste Reaktionen auf das Aus für das Pistenprojekt gegeben. Der Airport habe eine "wirtschaftliche Entscheidung getroffen", so die niederösterreichische Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner (ÖVP). Es sei wichtig, Ausbau und die Modernisierung des Flughafens und der Airportregion weiterhin voranzutreiben. Auf geplante Erweiterungen bei Terminals und Modernisierungen verwies auch Wiens Wirtschaftsstadträtin Barbara Novak (SPÖ). Sie ortete "eine verantwortungsvolle und vorausschauende Entscheidung", "ein klares Signal in Richtung Nachhaltigkeit" und nicht zuletzt eine nunmehr gegebene Planungssicherheit. Mikl-Leitner: "Unser Flughafen bleibt die zentrale Verkehrsdrehscheibe Österreichs und wird weiter wachsen."

Als "verheerendes Signal für den Wirtschafts- und Tourismusstandort Österreich" kritisierte FPÖ-Generalsekretär und Verkehrssprecher Christian Hafenecker die Entscheidung des Airport-Standortes. Er kritisierte aber auch die anderen Parteien, sah "das direkte Ergebnis der wirtschaftsfeindlichen Politik der Verlierer-Koalition" aus ÖVP, SPÖ und NEOS. Diese hätten schlussendlich gegenüber "grünen Ideologen und selbst ernannten Klimarettern" klein beigegeben und solchen das Feld überlassen, so Hafenecker.

Die Mobilitätssprecherin der Grünen, Elisabeth Götze, bezeichnete die Absage der dritten Piste als Erfolg der "Zivilgesellschaft" und einen Sieg der "ökonomischen und ökologischen Vernunft". Auch Greenpeace und die Umweltorganisation Virus begrüßten die Entscheidung des Flughafens, den geplanten Bau endgültig abzusagen.

Für Manfred Peter, Obmann der ARGE gegen Fluglärm gelte es nun, weiter an die Reduzierung der Lärmbelastung für die Anrainergemeinden zu arbeiten. Er verwies darauf, dass es Gemeinden gebe, die mit einer dritten Piste weniger Fluglärm gehabt hätten. Das seien Margarethen am Moos und Trautmannsdorf südlich sowie Groß-Enzersdorf und Gänserndorf nördlich der bestehenden Piste 16/34.

(APA/Red)

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