Roxane Duran wird neue Buhlschaft bei den Salzburger Festspielen
Sie folgt 2026 im dritten Jahr der "Jedermann"-Inszenierung des Kanadiers Robert Carsen als Gefährtin von Protagonist Philipp Hochmair auf Deleila Piasko, die diese Rolle zwei Saisonen lang verkörperte. Das wurde am Dienstag in Wien bekanntgegeben.
Es wird die erste deutschsprachige Theaterrolle der zweisprachig aufgewachsenen Tochter einer Österreicherin, die sich an "Sommer in meiner Schulzeit" erinnerte, die "von den Salzburger Festspielen geprägt" waren. Sie habe den "Jedermann" zwar nie gesehen, "habe aber nie gedacht, dass man das als Halbfranzösin machen dürfte", sagte sie bei der Präsentation und zeigte sich "sehr geehrt" über das Angebot, das ihr Carsen vor ein paar Wochen bei einem Treffen in Mailand unterbreitete, wo er gerade "Così fan tutte" an der Scala inszenierte. Carsen, der sich derzeit "außerhalb von Europa" befindet, schickte ein schriftliches Statement, das Dramaturg David Tushingham verlas. "Sie war eine Schauspielerin, die er bereits länger am Radar hatte", versicherte Tushingham. "Welche Rollen er gesehen hat, kann ich leider nicht sagen."
Roxane Duran: Erste Rolle in "Das weiße Band"
Es könnte jedenfalls "Das weiße Band" von Michael Haneke gewesen sein. In dem 2008 gedrehten Film hatte Duran als 15-Jährige ihre erste Filmrolle und hinterließ in dieser preisgekrönten "deutschen Kindergeschichte" als Tochter des Arztes einen nachhaltigen Eindruck. Selbst hob sie ihre Titelrolle als Anne Frank in Eric-Emmanuel Schmitts Adaption des Tagebuchs hervor, die sie 2012/13 im Theatre Rive Gauche in Paris sowie auf Tourneen spielte. Später war sie beim französischen Theaterpreis "Molière" als beste Nachwuchsdarstellerin nominiert. Ihre Vita weist auch zahlreiche Film- und Fernsehrollen auf, zuletzt war sie laut Tushingham in der "Tatort"-Folge "Zugzwang" als geheimnisvolle Schachspielerin zu sehen. Auch in der demnächst bei Disney+ gezeigten Serie "Vienna Game" spielt sie mit. "Ich hatte das Riesenglück, dass ich immer sehr interessante Rollen hatte", meinte die kommende Buhlschaft, die sich sehr auf die Zusammenarbeit mit Carsen, Hochmair und dem gesamten Team freut. Sie wolle die Rolle "natürlich so lange wie möglich" spielen - aber jetzt einmal diesen Sommer genießen, "und dann schauen wir weiter".
Bei der Pressekonferenz wurden "drei neue Frauen im Leben des Jedermann 2026" präsentiert. Die beiden anderen sind Daniela Ziegler, die von Andrea Jonasson die Rolle von Jedermanns Mutter übernimmt, sowie Sylvie Rohrer in der Doppelrolle Ein armer Nachbar / Werke, die 2025 von Kathleen Morgeneyer gespielt wurde. Die beiden erhalten ebenfalls einen Ein-Jahres-Vertrag.
Ziegler nach Bedenkzeit: "Ja, ich mach's!"
Während Burgschauspielerin Rohrer erzählte, dass sie "nicht zum ersten Mal gefragt" worden sei, sie damals aber schon andere Pläne gehabt habe ("Beim zweiten Versuch hat's jetzt geklappt!"), gab Ziegler freimütig zu, sie habe über ihre Agentur selbst für diese Rolle angefragt. Unter Intendant Gerard Mortier habe sie bereits einmal bei den Festspielen andocken wollen, wozu es aber nicht gekommen sei, nun werde gerade "ein Füllhorn an Lebenswerk-Preisen" über sie ausgeschüttet, weswegen sie sich "alt genug" gefühlt habe, sich für die frei werdende Mutterrolle anzutragen. Nach einem sehr intensiven Videocall habe ihr Carsen tatsächlich die Rolle angeboten, ihr aber gestanden, dass er die Rolle in seiner Inszenierung um ihren letzten Auftritt gekürzt habe. Vergeblich habe sie versucht, Carsen umzustimmen, dann eine Bedenkzeit erbeten, schilderte die 77-Jährige selbstbewusst. "Nach drei Tagen habe ich gesagt: Ja, ich mach's! Ich mache es jetzt so, wie es ist - und freue mich darauf."
Vorfreude auf "neue, frische Impulse" für die Inszenierung und seine Interpretation bekundete auch Philipp Hochmair, der 2018 als Jedermann in fünf Vorstellungen für den erkrankten Tobias Moretti eingesprungen war und seit 2024 die Titelrolle in der Carsen-Inszenierung verkörpert. Premiere wird der "Jedermann" in der teilweise neuen Besetzung am 18. Juli 2026 haben. 14 weitere Vorstellungen seien eingeplant, sagte Tushingham. Das übrige Programm der nächsten Ausgabe geben die Salzburger Festspiele am 4. Dezember bekannt.
(APA/Red)