Es hätte ein friedlicher Fußballnachmittag im Schnabelholz werden sollen. Beim Regionalliga-Spiel zwischen den SCR Altach Amateuren und Wacker Innsbruck waren zahlreiche Familien, Kinder und ältere Menschen im Stadion. Die rund 700 mitgereisten Innsbrucker Fans sorgten während des Spiels für mächtig Stimmung.
Der Großteil der heimischen Zuschauer verfolgte das Spiel von der Tribüne vor dem Klubheim aus, darunter auch ein Mann aus der Region, der anonym bleiben möchte. Er war mit seiner Frau, seiner jugendlichen Tochter und deren Freund im Stadion. Nur vereinzelt standen auch Menschen auf der Tribüne, von der aus bei Bundesliga-Spielen des SCR Altach der Fanclub Stimmung macht.
"Ich gehöre nicht zum Fanclub und kann daher neutral darüber berichten", sagt der Mann im Gespräch mit VOL.AT. Seine Schilderung lässt erahnen, wie plötzlich die Lage kippte und wie nah die Gewalt an völlig unbeteiligte Menschen herankam.
"Zum Glück haben sich alle im Klubheim verschanzt"
Nach Abpfiff sprangen vermummte Wacker-Fans laut dem Zeugen über die Bande und stürmten den Zuschauerbereich der Heimfans. "Für mich persönlich ging es einigermaßen, jedoch hatten vor allem meine Tochter und ihr Freund große Angst", berichtet der Mann. Die Situation eskalierte innerhalb weniger Sekunden.
"Zum Glück hat das Personal vom Klubheim schnell geschaltet und sich mit den Kindern, Frauen und älteren Menschen dort eingesperrt." Die Türen wurden verriegelt, während draußen Männer wahllos attackiert wurden.
Keine Anzeichen für eine Eskalation
Laut Augenzeugen gab es im Vorfeld keinerlei Anzeichen für eine Eskalation. "Der Altach-Fanclub war nicht vor Ort, es gab keine Choreo und keine Schlachtgesänge. Es waren ganz normale Zuschauer – Familien, Kinder, ältere Menschen."
Als möglichen Auslöser nennt der Fan den Schiedsrichter: "Es war derselbe wie im Cupspiel der Tiroler gegen Rapid, bei dem ihnen ein Tor aberkannt wurde." Das allein könne jedoch das aggressive Verhalten nicht rechtfertigen.
Polizei zu Beginn unterlegen
Besonders bedrückend ist der Eindruck, dass die Polizei zunächst machtlos war. "Die waren anfangs unterbesetzt, weil man das Spiel unterschätzt hat. Sie mussten sich zurückziehen, weil die gewaltbereiten Fans sie überrannt haben", erzählt der Augenzeuge. Erst später sei Verstärkung gekommen.
"Die Wacker-Fans hatten wenigstens den Anstand, keine Frauen und Kinder zu schlagen. Aber sie haben Männer attackiert – gezielt und brutal. Einen am Boden liegenden Mann haben sie weiter getreten", schildert der Fußball-Fan seine Erlebnisse.
"So etwas habe ich in Altach noch nie erlebt"
Der Fan, der seit Jahren regelmäßig Spiele in Altach besucht, zeigt sich erschüttert: "Ich habe in Altach noch nie so etwas erlebt und ich war schon auf sehr vielen Spielen."
Sein Fazit ist klar: Die Schuld für die Ausschreitungen liege ausschließlich bei den Innsbrucker Chaoten. "Die waren gezielt auf Krawall und Zerstörung aus. Sie haben nicht zurückgeschreckt, selbst dann noch zuzutreten, wenn jemand am Boden lag."
Die Polizei sprach nach der Eskalation von rund 15 gewaltbereiten Tiroler Risikofans. "Es waren weit mehr als nur 15 Wacker-Fans, die randaliert und wahllos Männer angegriffen haben", sagt der Augenzeuge. Auch auf den Videos sind deutlich mehr als nur 15 gewaltbereite Fans zu sehen.
Ermittlungen laufen
Die Ermittlungen der Polizei laufen. Die Exekutive wurde während des Einsatzes mit Gegenständen beworfen – darunter Mülltonnen, Tische und Stangen. Zwei Beamtinnen wurden durch Tritte gegen den Oberkörper verletzt, ein weiterer Polizist erlitt eine Prellung am linken Unterarm, berichtete die Polizei.
Abgesehen von den polizeilichen Ermittlungen wird der Vorarlberger STRUMA (Straf-, Kontroll-, Melde- und Beglaubigungsausschuss) in Zusammenarbeit mit den Kollegen aus Salzburg und Tirol den Strafrahmen für die Vorfälle aussprechen. Das kann für den Club aus Innsbruck unangenehme Folgen haben. Im schlimmsten Fall droht Wacker eine Geldstrafe von bis zu 20.000 Euro sowie ein Abzug von Punkten, eine Platzsperre oder Heimspiele unter Ausschluss der Öffentlichkeit.
(VOL.AT)