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Heimischer Konsum sorgt für großen CO2-Fußabdruck

Österreichs CO2-Fußabdruck ist mit Blick auf den Konsum größer als weithin bekannt.
Österreichs CO2-Fußabdruck ist mit Blick auf den Konsum größer als weithin bekannt. ©Pixabay (Sujet)
Werden Konsummuster berücksichtigt, sind die Pro-Kopf-Emissionen in Österreich höher als allgemein bekannt. Derzeit werden nur Emissionen erfasst, die bei der inländischen Produktion entstehen. Der Konsum verursacht jedoch höhere Emissionen im Vergleich zu anderen Regionen. Dieser Unterschied ist auch für die Weltklimakonferenz (COP30) in Brasilien von Bedeutung.

Ein T-Shirt, das in Österreich verkauft wird, verdeutlicht den Unterschied zwischen den Berechnungsmethoden für den CO2-Fußabdruck: Die produktionsbasierte Methode ordnet Emissionen der Herstellung in China diesem Land zu. Die konsumbasierte Methode betrachtet den gesamten Lebenszyklus des T-Shirts, vom Baumwollanbau in Indien über die Verarbeitung in China bis hin zu Verkauf, Waschen und Entsorgung in Österreich, und berücksichtigt dabei auch Emissionen aus importierten Gütern und Dienstleistungen.

CO2-Fußabdruck: Konsumbasierte Emissionen deutlich höher

Diese verschiedenen Ansätze führen zu deutlich abweichenden Ergebnissen. Die konsumbasierte Berechnung der Emissionen Österreichs liegt laut Umweltbundesamt rund 40 bis 50 Prozent über den produktionsbasierten Werten. Während 2023 innerhalb Österreichs 68,7 Millionen Tonnen CO2-Äquivalent ausgestoßen wurden, läge der tatsächliche Fußabdruck - wenn Importe mitgerechnet werden - bei rund 100 Millionen Tonnen. "Das Treibhausgasproblem in Österreich ist konsumbezogen noch viel größer - und der Handlungsbedarf umso dringender", sagte Gerfried Jungmeier von der FH Joanneum im Gespräch mit der APA. Er leitet beim Climate Change Center Austria (CCCA) die Arbeitsgruppe zu konsumbasierter Treibhausgas-Berechnung.

Klima-Glossar: ErkläŠrung der Berechnungsweise auf Basis von Produktion oder Konsum in einem bestimmten Land

Trotzdem sind laut Sigrid Stagl, Ökonomin an der Wirtschaftsuniversität Wien (WU), beide Arten der CO2-Berechnung nötig. Die produktionsbasierte Methode ordne Emissionen dem Ort ihrer Entstehung zu und ermögliche es Regierungen, gezielt zu handeln. Sie empfiehlt Regierungen dabei einen Fokus auf Klimakommunikation und Maßnahmen, die alle ansprechen. "Es ist super, wenn man für PV-Anlagen, Wärmepumpen oder Elektrofahrzeuge Förderungen erhält. Allerdings fühlen sich Menschen, die keine Kontrolle über ihr Dach oder Heizsystem haben, davon nicht angesprochen", sagte Stagl gegenüber der APA.

Globale Ungleichheiten und strukturelle Verantwortung

Damit Klimaschutz mehr Menschen anspricht, muss laut der WU-Forscherin auch soziale Ungleichheit beim CO2-Ausstoß stärker thematisiert werden. Denn höhere Einkommen bedeuten in der Regel mehr Konsum, häufigere Flugreisen und größeren Energiebedarf. Laut einer Studie der Arbeiterkammer (AK) sind die reichsten 10 Prozent der Haushalte durch Unternehmenseigentum und Investitionsentscheidungen für 56 Prozent der Emissionen verantwortlich.

Unabhängig vom individuellen CO2-Ausstoß sind sich Fachleute einig, dass die Verantwortung für die Senkung der Treibhausgase nicht auf der Einzelperson liegen kann. "Man kann die Verantwortung nicht komplett auf Individuen abschieben - für nachhaltiges Leben braucht es Infrastrukturen", sagte Stagl. Dazu zählen physische Strukturen wie Bahnnetze und öffentliche Verkehrsmittel ebenso wie soziale Strukturen - etwa, ob das gesellschaftliche Ansehen steigt, wenn man Fahrrad statt SUV fährt. Darüber hinaus sind laut Stagl institutionelle Anreize notwendig, ein Beispiel dafür sei das Klimaticket.

Die Staatengemeinschaft versucht bei der jährlich stattfindenden Weltklimakonferenz der Vereinten Nationen (UNO) den fortschreitenden Klimawandel einzubremsen. Thema ist dabei auch immer wieder die Klimagerechtigkeit zwischen jenen Staaten, die historisch für den größten Ausstoß an Emissionen verantwortlich sind, und jenen, die wenig Verantwortung tragen aber in vielen Fällen besonders stark von den Auswirkungen der Klimakrise betroffen sind.

(APA/Red)

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